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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Lippen des alten Mönches, der nun wieder Erik Lautenschläger war. „Er..er..er liebt dich...glaube i..i..ich. Ach, muss Liebe schön sein...!“
     
    Damit sank er langsam am Weinfass herab. Sein Körper hatte den Boden noch nicht berührt als er bereits zu schnarchen begann.
     
    Obwohl die Wikinger alle schwer angetrunken waren befolgten sie doch die Befehle ihres Jarl und schleppten auch die restlichen Sachen, die nur halbwegs zu gebrauchen waren, zum Schiff. Einige Männer öffneten Luken, die in die Deckplanken eingelassen waren, und verstauten die weniger sperrigen Beutestücke im Kielraum. Viel Platz war wegen des flachen Kiels nicht, und der Drachenreiter betrachtete bedenklich die Anzahl der Gefangenen, die man zum Schiff schleppte. Das Schiff würde starken Tiefgang haben.
     
    Misstrauisch beobachtete der Steuermann die dunkle Wolkenwand, die sich von Süden her auf sie zuschob. Ein Sturm zog herauf. Dieser Wind würde sie nach Norden treiben, weswegen man ihn nicht meiden durfte, sondern es galt seine Kraft auszunutzen.
     
    Eine schwarze Wolke schien über Haralds Stirn zu ziehen, als er sah, wie die widerstrebenden Frauen mit Stricken zusammengebunden zum Schiff gezerrt wurden. So hatte man einst auch seine Mutter gegen ihren Willen aus ihrer sonnigen Heimat entführt. Obwohl sie Gorm Sturmkrähe eine gute Frau wurde, schien sie, die sanfte Blume von Greekaland, doch in den Eiswintern des Nordens vor der Zeit dahin gewelkt zu sein.
     
    Im Heck nahe seinem Steuer lagen ungefähr zehn gefesselte Mönche und sahen ergeben in Gott und seinen unerforschlichen Ratschluss einem ungewissen Schicksal entgegen. Ihre Kutten waren zerrissen und sie bluteten aus kleinen Wunden, die sie erhalten hatten, als sie den Hieben der Nordmänner nicht schnell genug auswichen.
     
    Harald wagte nicht, diese Männer loszubinden und ihnen zu befehlen, beim Verladen der Beute zu helfen. Vielleicht waren die Christenpriester Zauberer, die ihm schaden konnten, wenn sie die Hände freibekamen. So musste Harald die ganze Zeit, während er aus der Ferne der frohe, weinselige Gesang der Schiffskameraden herüber klang, die mit klappernden Zähnen die herunter geleierten Gebete der Mönche ertragen. Als er sie wild anfuhr, schienen sich für einen Augenblick zu beraten, um dann noch mit größerem Eifer ihren liturgischen Sermon herunter zu beten.
     
    Jarl Haakon drängte seine Männer zur Eile. Harald hatte ihm gesagt, dass es galt, den aufkommenden Wind so gut als möglich auszunutzen. Mit den anderen Schiffen hätte man dieses schwere Wetter an Land abgewartet. Doch mit der MIDGARDSCHLANGE konnte man die Sturmfahrt trotz der Überladung wohl wagen.
     
    Vor allem war eine Mütze voll Wind notwendig, weil die schwer angetrunkenen Männer nach einigen Brechern eiskaltes Meerwasser über ihre Köpfe sicher wieder nüchtern wurden. Denn das Fass vor der Kirche hatten sie bis zum letzten Tropfen geleert. Nur Lars hatte eine Kürbisflasche, die er in der Küche gefunden hatte, für den Durst des Steuermanns gefüllt. Denn die Verantwortung für das Schiff verbot dem Drachenreiter, an dem lustigen Gelage teilzuhaben.
     
    Außer einer fein ziselierten Halskette für seine Mutter und einer kunstvoll geschmiedete Kapsel aus der Schatzkammer schleppte Lars keine Beute mit sich. Angela war entsetzt, als die die ehrwürdige Kapsel angebunden an Lars Gürtel sah. Sie wusste nur zu gut, dass sich in solch kostbaren Behältnissen die verehrungswürdigen Reliquien großer Heiliger der Kirche befanden.
     
    So gut es ging, versuchte das Mädchen, Lars auf die Heiligkeit des geraubten Gegenstandes aufmerksam zu machen. Neugierig öffnete er die Kapsel und schüttelte den Kopf, als er die uralten Knochenstücke darin sah. Verständnislos schüttete er den vermeintlichen Unrat aus und konnte sich nicht genug über die Narrheit der Christen wundern, alte Knochen in so kunstvoll gearbeiteten Gefäßen aufzubewahren.
     
    Angela von York war natürlich auch ein Teil seiner Beute und Haakon Bärensprung hatte sie ihm vor allen Männern zugesprochen. Von da an war sie vor den Nachstellungen und den lustvoll zu-grapschenden Händen der anderen Wikinger sicher. Das Mädchen spürte, dass ihr Los sicher nicht schlechter war als das ihrer Gefährtinnen, die weinend im Heck kauerten und mit flehendem Blick und tränenden Augen zurück starrten.
     
    Während die letzten Beutestücke an Bord gehievt wurden, stemmten sich einige starke Männer sich mit aller

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