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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Ragnar empor gerissen und über Bord geschleudert. Björn sandte ihm Bruder Johannes nach. Noch ehe der Jarl eingreifen konnte um das Leben seiner Sklaven zu retten, hatten die beiden starken Männer die frommen Brüder in die schäumende See geworfen, wo ihre Schreie bald erstarben. Die mit Wasser voll gesogennen Kutten zogen sie wie eiserne Brustpanzer in die Tiefe und der Tod kam rasch.
     
    „Wenn ich sage Lied aus, dann ist Lied aus“, grunzte Ragnar und war sich auch hier wieder einer guten Tat bewusst.
     
    „Jetzt hat die MIDGARDSCHLANGE wenigstens nicht mehr zu viel Gewicht und wird im Sturm besser zu lenken sein“, zog Harald Drachenreiter mit eisiger Miene den Schluss und steuerte das mächtige Drachenschiff geschickt in den Wind.
     
    Hundert Wikinger fuhren mit ihr der Heimat und zwanzig ehemalige Klostermädchen ihren ungewissen Schicksal entgegen. Angela spürte, wie Lars Wolfssohn sie aufhob und an sich presste. Seit sie aus Eriks lallenden Worten verstanden hatte, dass er ihr nichts Böses wollte und keine seiner Handlungen ihre Mädchenehre angetastet hatte, fasste Angela einen Hauch von Vertrauen.
     
    Doch ihr wurde das Herz schwer, als das Schiff auf gnadenlosem Nordkurs über die aufschäumenden Wogen glitt und die Küste hinter ihnen versank. Langsam wurde das flammende Rot der Flammen von Lindisfarne von der Schwärze der hereinbrechenden Nacht aufgesogen.
     
     
     
     
    Wenn Wölfe um die Beute streiten
     
    Drei Tage heulte der Sturm über die See und peitschte die MIDGARDSCHLANGE nach Norden. Drei Tage, in denen Harald Drachenreiter das Steuer nicht verließ. Nur von Lars ließ er sich gelegentlich ablösen, wenn seine Kräfte zu erlahmen drohten. Der junge Wikinger hatte in nautischen Dingen eine gute Auffassungsgabe und alle guten Anlagen, ein tüchtiger Steuermann zu werden.
     
    So hatte Lars Wolfssohn kaum Gelegenheit, sich um seine Gefangene zu kümmern. Er ließ Angela von seinem Platz am Steuer nicht aus den Augen. Als Erik Lautenschläger durch die über Bord gehenden Brecher erwachte und bei Odin schwor, nicht zu singen, damit ihn Ragnar nicht wieder der wütenden Ran opfere, bat ihn Angela, ihr und den anderen Mädchen die Sprache seines Volkes beizubringen. Denn weil sie das Geschick dazu bestimmt hatte, den wilden Männern aus dem Nordland zu dienen, war das Wichtigste, dass man sich mit ihnen verständigen konnte.
     
    So gut es ging begann Erik sofort mit dem Unterricht. Jarl Haakon knurrte beifällig als er erkannte, dass die Sklavinnen bald die Rede ihrer neuen Herren verstehen konnten. Trotz der widrigen Umstände, unter denen Erik Lautenschläger seinen Unterricht erteilte machten die Mädchen recht gute Fortschritte. Denn das angelsächische Britisch wie auch die Sprache Norwegens waren von gemeinsamen germanischen Dialekten beeinflusst. Trotz des Sturmes und der über das Schiff einstürzenden Brecher, konnte Angela schon am Abend des zweiten Tages mit Lars einfache Worte wechseln.
     
    Als sich der Ringan-Fjord vor ihnen öffnete, vermochten sich die Mädchen schon recht gut mit den rauen Männern an Bord zu unterhalten. Durch Eriks mit sanftem Humor vorgetragenen Erzählungen über das Leben im Norden wussten die ehemaligen Novizinnen, was ihnen bevorstand und was wichtig war für Leib und Leben.
     
    Sie mussten die harten Sitten und Gebräuche ihrer neuen Heimat kennen und akzeptieren. Ein Verstoß dagegen wurde unnachsichtig geahndet und die Moore waren voll von Leichen Freier wie Sklaven, die dort wegen einer Auflehnung gegen ungeschriebene Gesetze der Thing-Gemeinschaft im bodenlosen Schlick versenkt worden waren.
     
    „...jede Auflehnung einer Sklavin gegen den Willen der Hausfrau wird gewaltsam gebrochen. Sei es durch Schläge, oder dass sie euch im Wasser des Fjord ertränkt“ sagte der ehemalige Mönch mit ernster Stimme. „Vergesst nie, dass wir Wikinger andere Vorstellungen über Moral haben, die Christmenschen. Der Totschlag an einem widerspenstigen Sklaven zählt genau so wenig, als wenn einer ein Pferd tötet, das von einem tollwütigen Fuchs gebissen wurde und unberechenbar ist.“
     
    „Ich habe Angst vor den Weiterleben.“ flüsterte Viviane.
     
    „Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, ist das Leben bei uns auch für ein Sklavin zu ertragen.“ lachte Erik. „Wenn ihr euch in die Hausgemeinschaft einfügt und den Worten eures Herrn, besonders aber der Herrin, so gehorcht, als habe der Bischof selbst mit euch gesprochen, dann

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