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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Jüngling zum Krieger zu erziehen. Ich lehrte Widar alles, was das Leben einen alten, erfahrenen Krieger für Kampf und Frieden lehrt. Obwohl überwunden, ist Widar doch ein wehrfähiger Nordmann, der des Vaters nicht mehr bedarf. Nun also ruft mich das Schicksal. Und freudig folge ich dem Ruf.
     
    Komm an, Wolfssohn! Ich will doch sehen, ob Thor mir noch einmal die Kraft verleiht, Schneefall zu schwingen!“
     
    Bevor sich Lars versah, drang der Alte mit hoch geschwungenen Schwert auf ihn ein. Noch ehe er die Axt zur Abwehr emporreißen konnte, stieß Sven Blutaxt mit der Klinge zu. Die Spitze drang durch die Muskeln und Sehnen des linken Armes. Es gelang Lars gerade noch, einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Er spürte, wie das Blut aus der Wunde drang. In diesem Augenblick war die Freundlichkeit der Rede vorbei. Noch einmal war die wilde Kampfes-Wut der Wikinger in den Alten gefahren. Die steinerne Härte der Augen von Sven Blutaxt zeigten an, dass der Greis diesen Kampf ohne Gnade führt. Der Jüngling musste kämpfen und töten, um das eigene Leben zu retten.
     
    Mit einem Schrei riss Lars Wolfssohn die Axt empor. Hell blitzte der Wetterschlag im aufkommenden Licht der Sonne. Den nächsten, von unten herauf geführten Schwerthieb lenkte Lars mit einer Parade ab. Funken sprühten auf, als der Stahl von Schwert und Axt zusammen klirrten. Noch einmal rissen die Arme des Greises Schneefall empor. Doch bevor die Waffe noch einmal herab sausen konnte, machte Lars einen Ausfallschritt und stieß das breite, halbmondförmige Blatt der Streitaxt in die Brust des Alten. So tief wie eine Handfläche drang das Eisen durch Fleisch und Knochen. Sofort zog Lars die Waffe zurück. Ein Strom dunkelroten Herzblutes drang aus der Wunde, während Sven Blutaxt schwankte und sich schwer auf das Heft seines Schwertes stützte. Doch der Schmerz, der für einen Augenblick die Züge des alten Mannes verzerrt hatte, wich dem Glanz einer überirdischen Freude.
     
    „Ha, ein letzter Strahl des Sieges“, brachte er stockend hervor. „Noch einmal trank Schneefall das Blut eines Feindes. Eines Feindes, der mir die letzte Freundlichkeit des Lebens erwies. Dank dir für diesen Kampf, Wolfssohn. Das Schwert sei dein Erbe, wie die Axt Widar gehören mag. Er war mir ein Sohn - dir soll er ein Freund sein. Macht diesen herrlichen Waffen keine Schande und sendet mir durch sie Boten nach Walhall, dass sie mir von euren Taten künden.“
     
    Lars sah, wie sich die Gestalt des alten Wikingers noch einmal zum Licht der Sonne emporreckte. Die beiden knöchernen Hände reckten das Schwert hoch über sein Haupt empor.
     
    „Dieser helle Schein ... dieser gleißende Glimmer!“ bebte es von seinem blutleeren Lippen. „Aus dem Licht bricht es hervor ... ein milchweißes Ross ... mit der Wunsch-Maid. Die Walküre erscheint, mich zu geleiten ... zu Odin ... Oooodiiiin!“
     
    Und mit dem letzten Ruf brach er tot zusammen.
     
    „Du hast seine Worte gehört“, sagte Lars und löste Widar die Fesseln. Der rothaarige Jüngling war kurz, nachdem er gebunden war, wieder erwacht und hatte alles mit angesehen und gehört, ohne ein Wort zu sagen.
     
    „Es war ein ehrlicher Kampf!“ nickte Widar. „Und er wollte den Tod. Du hast ihm die letzte Freundlichkeit erwiesen, die er im Leben noch erhalten konnte. Nimm sein Erbe zu eigen! Die Waffen, das Besitztum ... und seinen Sklaven!“
     
    „Das Schwert, das seine Hände schwangen, will ich nach seinen Worten nehmen und in Ehren führen“, sagte Lars und half Widar auf die Füße. „Doch an keinem anderen Teil seines Besitztums habe ich Beuterecht. Ich respektiere das Vermächtnis eines Kriegers, dessen Taten an alles Feuern des Norden gesungen werden. Die Streitaxt sei dein, Widar, denn es war sein Wille. Du warst sein Sklave, doch sein Tod endet deine Hörigkeit. Gib dem Mann, der dir ein Vater war, die Ehre des Grabes und lenke deinen Schritt auf dem Wege, den die Götter dir weisen.“
     
    „Ich war sein Sklave, auch wenn er mich liebte wie einen Sohn“, gab Widar zu bedenken. „Ein Sklave aber ist ein Besitztum wie eine Waffe oder ein Stück Vieh. Der Sieger nimmt es, ohne zu fragen.“
     
    „Du hast gekämpft wie ein freier Nordmann“, sagte Lars. „Du hast mich mit Arm und Faust besiegt, wie ich dich mit Waffen besiegen konnte. Wie kann ein Mann, den mein Arm nicht zwingt, mit hörig sein und dienen? Geh fort von hier, Widar Eisenfaust, und suche dein Schicksal.“
     
    „So

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