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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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frisch gebraten das Mahl ergänzten. Selbst der streng riechende Käse der wenigen Ziegen, die in den Felsen von Ringan-Fjord von den Kindern gehütet wurden, sollte als besondere Delikatesse gereicht werden. Die Molke der Rinder, zusammen mit Hafer und Gerste gekocht und mit verschiedenen Kräutern gewürzt, bildete die Grundlage die übliche Grundlage des Festmahles.
     
    Den legendären großen Kessel Frodin Graumantels, ein Prunkstück der Beute, hatte man gebraucht, um eine ungeheure Menge Met anzusetzen. Die in Angantyr gefundenen Honigvorräte waren so groß, dass es diesmal keine leicht süßliche Brühe, sondern ein süßer, leicht sämiger Trank wurde, der einem tüchtigen Nordmann eine Vorahnung von Walhalls Herrlichkeiten gab.
     
    Haakon Bärensprung hatte bestimmt, dass Grymgard erhalten bleiben soll. Deshalb war beim Angriff auf seinen ausdrücklichen Befehl kein Feuer in die Hütten geworfen worden. Der Jarl war ein kluger und weitsichtiger Mann, der nach Altväter-Sitte und kluger Berechnung der jeweiligen Umstände seine Entscheidungen fällte. Seit Langem stellte er fest, wie sich die Sippen in den Hütten und Gehöften zusammendrängen mussten. Schon jetzt bot Quillerheim nicht genügend Platz und Nahrung für die dort lebenden Familien, denen die Götter durch reichen Kindersegen ihre Huld zeigten. Die vielen im kargen Land verstreut liegenden Höfe, die ebenfalls zur Ringan-Thing-Gemeinschaft gehörten, ernährten auch nur stets den ältesten Sohn der Sippe mit seiner Familie. So waren Kriege der Nordmänner untereinander schon von der Not geboten, denn die Gefallenen schafften Platz für die Nachgeborenen und die eroberten Lebensmittel halfen, den eigenen kargen Wintervorrat zu ergänzen. Je nachdem wie lange Schnee und Frost die Natur im Eispanzer hielt, mussten die Lebensmittel eingeteilt und der Hunger ertragen werden.
     
    Schon bevor die Drachenschiffe nach Angantyr segelten, hatte der kluge Jarl seinen Plan gefasst. Ein oder zwei Winter nach der Eroberung von Angantyr würde Haakon Bärensprung einige Sippen bewegen, als seine Vasallen die leerstehende Siedlung von Grymgard neu zu beleben. Dann wurden in Ringan wieder einige Landstücke für die nachgewachsene Generation frei. Vielleicht würde Thorleif Knochenbrecher, sein Ältester, ihm als Jarl von Grymgard ein unschätzbarer Verbündeter.
     
    Wie es die Runen vorausgesagt hatten, waren Bärensprungs Männer siegreich gewesen. Und auf seinen strengen Befehl war die MEERMAID sofort los gesegelt, um den Sieg in Ringan zu verkünden. Mit günstigem Wind schaffte die schnelle Schnigge diese Fahrt in zwei Tagen, denn die anderen Schiffe waren zu sehr mit Beute und den Gefangenen überladen, als dass sie rasche Fahrt machen konnten. Alles was nicht niet- und nagelfest war mitgenommen worden. Denn das karge Leben des Nordens nötigte die Menschen dazu, auch aus Abfällen noch Gebrauchsgegenstände zu schaffen.
     
    Nach dem Kampf hatte man den Leichtverwundeten unter den Angantyr-Männern einen Eid abgenommen, dass sie nicht fliehen würden. Danach mussten sie helfen, die Beute auf die Schiffe zu schaffen. Und das taten sie deshalb mit besonderem Eifer, weil es auch ihr Leben war, das sie durch das Aufladen des Getreides, der Wolle und anderer Bedarfsartikel verbessern konnten. Denn wenn durch einen langen Winter die Vorräte zusammenschmolzen und der Hunger in Hüten und Hallen zu Gast war, dann hungerten Herr und Knecht gleichermaßen.
     
    In Frodins Halle barg man die Schwerverletzten und niemand achtete darauf, wer von Ringan oder von Angantyr stammte. Die harten Männer verbissen den Schmerz und nur das Knirschen der Zähne oder unbewusstes Stöhnen war zu vernehmen. Man flößte ihnen Met ein, um ihnen durch den Rausch des Getränks die Wirkung der Schmerzen zu verringern.
     
    Geschäftig war das heilkundige Kräuter-Weiblein von Grymgard umhergeeilt und sah nach den Wunden. Uralte, geheime Zaubersprüche flüsternd legte sie grüne Blätter auf offene Wunden oder strich Salben und Latwergen über rohes Fleisch. Waren die Wunden knochentief, so schob sie dem Verletzten ein Stück Zwiebel in den Mund, das dieser kauen und hinunter würgen musste. War nach einiger Zeit der Geruch der Zwiebel aus den offenen Wunden wahrzunehmen, galten sie als unheilbar und der Unglückliche war dem grausamen Tod des Krankenlagers geweiht.
     
    Um ihm dieses Schicksal zu ersparen, war der letzten Freundes-Dienst. Der beste Freund und Waffengefährte

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