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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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sondern hauptsächlich Priester mitnahm, die seine Reden weiter tragen sollten. Männer, deren Speere Gebete und deren Schwerter heilige Lieder sind.“
     
    „So lange die Priester nicht singen oder welsches Zeug plärren, kann ihnen bei den starrköpfigen, aber doch gutmütigen Friesen nichts passieren“, lachte Thorsten Elchnase, der seine Frau in seiner Jugend auf einer Wikingerfahrt von der Friesenküste her geraubt hatte.
     
    „Sonst ergeht es ihnen wie dir, wenn du heute nach dem Gelage singend nach Hause kommst und im Trunk welsches Zeug redest!“ rief der Drachenreiter und die Halle dröhnte vom grölenden Lachen der Wikinger.
     
    „Doch diese Priester wurden nicht müde, ihren Gott bei den Friesen zu verkünden“, erklärte Wulfegar, nachdem sich der Lärm gelegt hatte. „Und um den Bauern dort zu erklären, dass der Christengott stärker und mächtiger ist als die alten Götter, erzählten sie immer wieder vom Sieg des Bonifatius über Donar und dem Fall der heiligen Eiche im Chattenland. So glaubten sie den Mannen hinter den Deichen klar zu machen, wie stark der Gott Christus die Männer, die in seinem Namen reden, zu schützen vermag!“
     
    „Diese Narren dachten nicht daran, dass hier nicht das wehrhafte Volk christlicher Frankengrafen zu ihrem Schutz die Hand an der Waffe hatten“, mischte sich Thrusula ein. Es war zwar ein grober Verstoß gegen die Sitte, dass eine Frau beim Fest der Männer nur zu reden habe, wenn sie gefragt wird, aber bei einem Gast aus der Fremde ließ man es angehen. „Priester und Mönche verstehen zwar zu singen und Gebete zu sagen, aber der mannhafte Griff zum Schwert ist ihnen versagt!“
     
    „Wer dich auf die linke Wange schlägt, dem halte auch die Rechte hin - sagte der Christen-Gott“, mischte sich Sigurd ein.
     
    „Das ist nicht dein Ernst!“ brummte Ragnar, der Hammer. „Welcher Gott kann so einen Unsinn reden?“
     
    „Das sind die Worte, die in ihren heiligen Schriften stehen“, antwortete der Schildspalter „Christus verbot seinen Anhängern, sich mit Manneskraft zur Wehr zu setzen, egal ob sie angegriffen werden und sich verteidigen müssen. Lieber eure Feinde und tut Gutes denen, die euch verfolgen. Das steht dort auch geschrieben.“
     
    „Ich trage nur Liebe für mein Weib im Herzen“, grunzte Björn Baumfäller. „Wo wäre das für die Liebe zu einem Feinde Platz?“
     
    „Sicher tue ich Gutes dem, der mich verfolgt“, setzte der Hammer hinzu. „Wer das tut, der bekommt von mir eine solche Ohrfeige, dass er nie wieder körperliche Schmerzen hat. Wenn das nichts Gutes ist...“
     
    „Und Christus sagte auch 'Wer dir den Mantel nimmt, dem gib auch den Rock dazu!' So hörte ich die Worte der Kreuz-Priester am Hofe von König Karl“, setzte Sigurd Schildspalter hinzu.
     
    „Wer mir den Mantel nehmen will, den schickt ein Hieb meiner Axt hinunter nach Helheim“, grollte Björn Baumfäller. „Da mag er sich mit diesem Satanas oder dem Christengott streiten, ob ihm auch mein Rock gepasst hätte.“
     
    „Und wer versucht, mich auf die linke Wange zu schlagen, der hüte sich vor meiner Rechten“, gröhlte Ragnar. „Denn wenn ich zuschlage, wird er sich für den Rest seiner Erdentage nur noch von Brei ernähren!“
     
    „Ha, es muss ein herrliches Leben unter den Christen sein, die nach den Worten ihres Gottes leben - sofern man nach Nordlandweise lebt“, lachte Olaf Metkanne. „Man kann ihnen abnehmen, was man will und sie obendrein verprügeln, ohne dass sie den Raub wehren oder die Hiebe rächen dürfen!“
     
    Dröhnendes Gelächter der Feiernden quittierte diesen Gedanken nach Wikinger-Sitte.
     
    „Thiudbrand, Thiudahats Sohn, ein tüchtiger Friesenbauer und ein wahrer Sohn Donars, vernahm ebenfalls die Mär von Fall der heiligen Eiche“. fuhr Wulfegar fort. „Und er gedachte nun, den Christengott so auf die Probe zu stellen, wie Bonifatius einst den Donnerer herausgefordert hatte. Den Männern seiner Thing-Gemeinschaft verkündete er, dass er herausfinden wolle, ob der helle Christ seinen Diener auch gegen die Macht einer von kräftiger Friesenfaust geschwungenen Axt bewahrt. Täte er das, dann würde er, Thiudbrand, selbst die Pferdeschädel vom First seines Hauses nehmen und sein stolzes Haupt unter dem Taufwasser beugen.“
     
    Lars spürte, wie seine innere Erregung stieg. Diese Erzählung packte sein Innerstes mehr, als er sich selbst zugeben wollte. Obwohl das, was bis jetzt von der Christenlehre gesagt

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