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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Mönchen, die durch den Fluch ihres Gottes Mord über das Haupt des Thiudbrand schrien, stürmten die Franken Thiudbrands Hof, verbrannten Haus und Ernte und töteten alles, was dort lebte. Da starben die Knechte und die Mägde, ja, selbst das unvernünftige Vieh ward erschlagen von den hohnlachenden Frankenkriegern. Und die kahlschädligen Mönche, die Diener das guten Gottes, stachelten die rohen Franken zu noch schlimmeren Dingen an.
     
    „Was gibt es schlimmeres, als die Ernte zu verbrennen und das Vieh zu erschlagen?“ fragte Thorsten Elchnase, der stets als Bauer dachte.
     
    „Die Schergen des Gaugrafen ertränkten die Frau des Thiudbrand und seine kleinen Kinder im nahen Weiher, während die Mönche heilige Lieder plärrten. So getauft werde ihre Seele wenigstens in den Christenhimmel gelangen, hohnlachten die fränkischen Mörder!“ Wulfegar spie diese Worte fast hervor.
     
    „Wenn ich einen solchen Neiding zu fassen bekomme, werde ich ihn mit seinem eigenen Blut taufen!“ knirschte Björn Baumfäller.
     
    „Ein Kampf gegen bewaffnete Mannersleute lass ich angehen!“ pflichtete ihm Ragnar, der Hammer bei. „Aber Frauen und kleine Kinder ersäufen und Vieh sinnlos abschlachten, das nenne ich einen Frevel an den Göttern!" Und die anderen Wikinger schrien ihre Empörung wild durcheinander.
     
    „Thiudbrand selbst war auf der Jagd, als die Mörderbande seinen Hof überfiel!“ fuhrt Wulfegar fort, nachdem Haakon Bärensprung mit erhobener Hand Ruhe geboten hatte. „Blutig rächte er die mörderische Neidtat, indem er den Gaugrafen auf der Jagd im Walde stellte und ihn mit so vielen Schlägen der Axt tötete, als dieser ihm Kinder gemeuchelt hatte. In den Christentempel von Beremia brachen Thiudbrand ein, als sich die Franken dort versammelt hatten, um für ihre ruchlose Neidtat den Segen ihres Oberpriesters zu empfangen. Und die rächende Axt, geschwungen von starker Friesenfaust, traf den Bischof, der zum Sturm auf Thiudbrands Gehöft gehetzt hatte, zu Tode!“
     
    „Mag dieser Priester nun in Helheim mit seinem Gott rechten, ob er den Willen des Hellen Christ erfüllte“, knirschte Ragnar.
     
    „Was aber geschah mit dem wackeren Thiudbrand?“ wollte Snorre wissen. „Mich dünkt, deine Saga hat ein übles Ende.“
     
    „Fried- und freudlos ward ihm das Land der Friesen“, klagte Wulfegar. „Vogelfrei ward er genannt und die Franken hetzten ihn wie die geifernde Hundemeute das Edelwild. Abtrünnige Friesen, gierend nach dem versprochenen Himmelsbrot des Christengottes, boten ihm hinterhältigen Obdach. Als er dem seit alten Tagen heiligen Gastrecht vertrauend bei ihnen einkehrte, ging er in die Falle. Vom freundlich dargereichten Met wurde er müde und während er schlief, schlugen sie ihn in Bande. Gefesselt wollten die Neidinge Thiudbrand nach Beremia führen, wo es ihm an den Hals gehen sollte.“
     
    „Solch einen todeskühnen Mann sollten die Götter selbst retten!“ rief Björn Baumfäller erbost.
     
    „Die Götter retteten ihn, indem sie ihre Getreuen des Weges leiteten“, über Wulfegars Gesicht flog ein freudiger Schimmer.“Es zog eine Gesandschaft der Sachsen von Beremia zurück in ihre Heimat. Sie hatten den Auftrage ihres Herzogs, dort mit dem Bischof Verhandlungen zu führen. Aber weil man sie, die Söhne von Saxnot, im Hause des Bischofs wie Hunde behandelte, gingen sie fort, ohne ausgeredet zu haben. Mit mannhafter Beherrschung ertrugen die Sachsen die gottlose Rede der kahlschädligen Mönche, dass Tiu-Saxnot, der Vielgetreue, gegen den hellen Christ so ein Dämon sei wie der lodernde Loge gegenüber Allvater Wotan. Auf ihrem Rückweg hörten die Männer meines Stammes, wie der Wind ein Gebet zu ihnen herüber wehte.“
     
    „Ein Gebet?“ frage Hrolf Silberhaar verständnislos.
     
    „Ja, ein Gebet“, nickte Wulfegar. „Thiudbrand sprach es so laut, dass es zu Wotans Hochsitz dringen sollte. Und er bat den Hohen, dass er ihn in Walhalla aufnehme, obwohl er schmählich an der Gerichtseiche enden werde und ihm der Heldentod mit der Waffe in der Hand von den Nornen verwehrt sei.“
     
    „Ich selbst werde die Walküre, die mich einst geleitet, darum bitten, zuerst nach Helheim mit mir zu reiten. Dort werde ich den wackeren Thiudbrand von der freudlosen Tafel der Strohtoten reißen um gemeinsam mit ihm vor Allvaters Angesicht zu treten“, grollte Thorsten Elchnase.
     
    „Umso freudiger wird Thiudbrand, der jetzt von Walhallas Wonnen auf uns herabschaut,

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