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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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dich für diese Worte einst in der Heldenhalle Willkommen heißen“, antwortete Wulfegar. „Denn als die Sachsen, dieses Gebet gehört hatten, banden sie die Helme fester und zogen die Waffen. Sie erschlugen die friesischen Neidinge, befreiten Thiudbrand und nahmen ihn mit nach Sachsenland.“
     
    „Mag der Christengott den Verrätern das Maul mit Himmelsbrot vollstopfen und dabei den Trunk vergessen!“ rief Olaf Metkanne.
     
    „Wittiches, der Vater Widukinds, war damals König der Angrivarier und Herzog aller Sachsen“, sagte Wulfegar, nachdem er dem Skladen mit einem freundlichen Nicken angezeigt hatte, dass sie einer Meinung waren. „Herzog Wittiches schenkte Thiudbrand eine neue Heimstatt an der Elbe, wo der Strom viele Inseln hat und wo das Land von vielen kleinen Gewässern geteilt wird.
     
    Dort konnte sich der Friese schneller in Sicherheit bringen, wenn es einem fränkischen Heerbann gelang, quer durch das Sachsenland seiner Spur zu folgen. Später kamen noch andere Friesen, die von Wotan und Donar nicht lassen wollten und von den Christen im eigenen Land bedrängt wurden und deshalb aus der Heimat fliehen mussten. Thiudbrand nahm sie auf und erbaute mit ihnen auf der rechten Seite des Stroms auf einem Hügel eine Festung, die mit Gräben, Erdwällen und Palisaden befestigt war. Dem Hammergott Donar ward sie geweiht. Deshalb heißt die Festung die Hammerburg!“
     
    „Ach, es waren schöne Tage, die ich dort verbringen konnte“, seufzte Wiltrudis. „Wie herrlich war doch die Zeit der unbeschwerten Jugend, bevor die Priester mit den erhobenen Kreuzen und hinter ihnen die Franken mit gezückten Schwertern und geschwungenen Äxten in unser Land einbrachen und den Frieden zerstörten.“
     
    „Auch ich erinnere mich sehr gern dieser Tage“. Wulfegar seufzte tief, „Aber nun werde ich berichten, wie Nauthiz, die Rune des Zwangs und der Bedrängnis und Hagalaz, die Rune der Zerstörung über das Volk der Sachsen fiel. Du, Wiltrudis, wirst zwischen meinen Worten dein Schicksal berichten können. Denn nachdem ich den Mannen dieser Thing-Gemeinschaft, die jetzt dein Gesippe geworden sind, durch treuliches Zeugnis deine Abkunft vom höchsten Adels-Stammm der Sachsen verkündet habe, sind sie sicher begierig zu hören, was dir geschah, bevor du die Küste des freien Nordlandes betratest.“
     
    „Die Kunde von den Kämpfen der Sachsen sind von den Sängern der Dänen selbst in unserer Halle gesungen worden“, sagte Jarl Haakon. „Aber du, Wulfegar, hat in diesen Schlachten mit gestritten und wirst uns die Wahrheit der Saga erzählen.“
     
    „Und erzähle...von den Taten meines Vaters“, bat Wiltrudis.
     
    „...meines Großvaters...“ flüsterten die Lippen von Lars Wolfssohn, aber diese Worte gingen in der Unruhe der Halle unter.
     
    „Das Schicksal des Herzog Widukind ist das Schicksal von Saxnots Volk!“ rief Wulfegar feierlich. „Lauschet nun, ihr Söhne Odins, den wir Wotan nennen, den Worten meiner Mär. Und du, sagenkundiger Sänger, bewahre meinem Liede das ehrenvolle Gedenken und singe den Sang einst zu hallender Harfe überall dort, wo Odinssöhne den hohen Asen Minne trinken. Denn künden will ich nun, wie die Sachsen Ruhm gewannen, indem sie starben...!“
     
     
     
    Sachsen-Dämmerung
     
    „Wie euch schon bekannt ist, sind die Franken der volkreichste Germanenstamm der Südlande“, hob Wulfegar seine Rede an, nachdem er einen mächtigen Schluck Met genommen hatte. „Ich erzählte schon, dass ihr König Chlodowech Wotan einst entsagte, weil er den Unsieg einer Schlacht erkennend den Christengott um Hilfe rief. Er gelobte ihm, sich und sein Volk taufen zu lassen, wenn er Leben und Sieg gewann. Das geschah fast zweihundertunddreißig Jahre vor dem Tag, an dem Bonifatius den heiligen Baum im Chattenlande fällte.“
     
    „Eine lange Zeit, bis sich der neue Glaube durchsetzte“, brummte Jarl Haakon.
     
    „Die Franken verließen ihre Götter aus germanischer Gefolgschaftstreue für ihren König - nicht aus innerer Überzeugung, dass der helle Christ der bessere Gott sei“,belehrte Wulfegar. „Und so sind Chlodowechs Scharen Christen geworden, obwohl die heimliche Kunde geht, dass nicht nur viele Freie, sondern selbst einige ihrer Fürsten noch lange im Grund ihres Herzens den Asen anhingen. Ihrem gewaltigen Herzog Karl gab man den Beinamen Martell, der Hammer nicht, weil er die Mauren zurückschlug, die ihren Gott Allah mit Feuer und Schwert verkündeten, sondern er

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