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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Kunde, ohne das er uns den Sinn des Wortes gedeutet hat“, setzte Harald Drachenreiter hinzu. „Aber er fluchte dabei, dass selbst die Trolle vor Scham in ihrer steinernen Klüfte geflohen wären!“
     
    „Steuern sind die Abgaben, die alle freien Männer dem König und den Priestern zahlen müssen“, erklärte Wulfegar geduldig. „Wie in den heiligen Schriften der Christen steht, soll ihr Gott Jesus gesagt haben, dass man dem König geben muss, was ihm zusteht und den Priestern, was den Göttern zukommt.“
     
    „Ein Priester der Götter findet nach Art der Väter freie Speisung und ein Nachtlager in der ärmsten Hütte. Das mag ihm genügen“, grollte Snorre. „Was braucht es da eine Abgabe, die so hoch sein muss wie das Opfer, das ich den hohen Asen für den Sieg im Kampf oder eine gute Ernte spende?“
     
    „Und kein König steht so hoch, als dass er freiwillig bekäme, was wir dem kargen Boden mühsam abringen oder unter Einsatz unseres Lebens aus dem Meer fischen. Und schon gar nichts von den Dingen, die wir bei Kriegszügen erbeuten“, setzte Harald Drachenreiter hinzu. „Wer von einem Mann des Nordens etwas verlangt, der hat ihn nach Art der Väter zu bitten. Ob mit den Lippen oder der geschwungenen Axt, das sei ihm freigestellt.“
     
    „Wenn ein Priester oder ein König von mir Korn oder Vieh haben will, dann soll er dafür arbeiten“, sah Thorsten Elchnase die Angelegenheit wieder als Bauer. „Lohn und Brot am Tage gebe ich ihm und ein Lager zur Nacht. Und arbeitet er das ganze Jahr über getreulich nach meinen Weisungen, mag er dafür ein Schaf oder eine Ziege bekommen, die er dann Steuer nennen kann...“
     
    „Wenn Steuern zahlen bedeutet, dass wir von unserem Eigentum dem König oder den Priestern etwas freiwillig abgeben sollen, dann werden wir diese welsche Sitte hier erst gar nicht einführen!“ rief Jarl Haakon mit fester Stimme. „Mögen die Südleute ihren Königen oder den Kreuzpriestern freiwillig etwas von ihrer Habe abgeben. Bei uns werden keine Steuern gezahlt...“
     
    „...außer die Freundschafts-Schatzung von zwei Schiffsladungen Lebensmittel, die jährlich an den Seekönig geht und die reichen Gaben, die wir zur Sonnenwende zu Odins heiligem Hain schleppen“, zischelte Högni Schlangenblick und erntete einen zornigen Blick seines Jarl und des Odins-Priesters.
     

„Der Glaube an den hellen Christ macht also den freien Mann zum Hörigen der Priester und der Könige“, zog Wulfegar den Schluss. „Die Könige der Franken herrschen lieber über Vasallen, die sich vor ihren Worten und Gesetzen ducken wie die Hunde vor der Peitsche als über freie Männer, die er um Waffenhilfe oder eine Freundschaftsgabe bitten muss. Die Franken schaffen ihre Abgaben in Getreide und Vieh zu den Pfalzen und Königshöfen, in denen sich der König mit seinem Heer so lange aufhält, bis alle Vorräte aus den Scheunen und Kammern dort verzehrt sind. Dann zieht der Herrscher mit seinem Hofstaat weiter.“
     
    „Fein, ab sofort werde ich bei den Franken Herrscher!“ schrie Widar mit metgelöster Zunge durch die Halle. Die Wikinger lachten, denn jeder wusste, dass Widar nicht nur für zwei Männer zu arbeiten vermochte, sondern notfalls für Vier essen konnte.
     
    „Da die Frankenkrieger in den Pfalzen und Königshöfen gut gefüttert werden, ohne dafür im Schweiße des Angesichtes auf den Feldern zu arbeiten, dienen sie um so lieber im Heer“, ließ Thrusula wieder ihre Stimme hören. „Denn es ist leichter, mit dem Schwert oder der Axt Helme und Schilde zu schroten, als mit dem Pflug mühsam die Furchen zu ziehen oder zur Erntezeit vom Aufgang der Sonne bis in die Nacht hinein die Sichel zu schwingen.“
     
    „Die Franken sind gerne Krieger, die stets beutelüsternd nach neuen Feinden Ausschau halten“, nahm Wulfegar Thursulas Worte auf. „Feinde, die ihnen die Priester ihres Gottes immer wieder weisen. Sind es nicht die Anbeter Allahs im Süden, dann bekriegt man die Söhne Wotans im Norden. Die Franken dienen ihren Königen wie Jagdhunde, die nicht nach dem Wild fragen, wenn sie von der Leine gelassen werden.“
     
    „Mögen sie hierher kommen und sie sollen erleben, wie die Wölfe des Nordens die Hunde des Südens zerreißen!“ röhrte Björn Baumfäller kampflustig. Lautstark brüllten ihm die Männer vom Ringan-Fjord Beifall. Aus gefüllten Trinkhörner floss der Met hinab in die Kehlen und die Mägde tummelten sich, die Hörner neu zu füllen.
     
    „Eigentlich

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