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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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trug diesen Ehrennamen, weil er heimlich dem Donnerer Donar opferte.“
     
    „All Heil dem Karl Martell! Ich trinke dem Andenken meines Namensvetters!“ schrie Ragnar und leerte sein Horn bis auf dem Grund.
     
    „Doch Pippin, der Sohn des Karl Martell, hatte sehr viel zu schaffen, mit dem Obersten Bischofspriester der Christen zu Romaburg, den sie den Papst nennen“, fuhr Wulfegar fort. „Und der Papst wird ihm wohl mit klugen Reden die wenigen Reste an den altehrwürdigen Väterglauben an Wotan, Donar und Tiu ausgetrieben haben. Wo es nicht aus Gründen seelischer Einsicht geschah, so musste das Christentum bei den Franken doch aus staatspolitischer Erwägung vollständig durchgesetzt werden.“
     
    „Staatspolitische Erwägung? Was ist denn das?“ Jarl Haakon sah ungläubig vom Methorn auf. Um die bärtigen Lippen des Sachsen spielte ein leises Lächeln. Hier oben im Norden wusste man noch nichts von den Ränken und Tücken der Zivilisation.
     
    „Stelle dir einmal vor, hoher Jarl, diese Männer unten in der Halle würden jeden deiner Befehle so befolgen, als hätte sie Odin selbst verkündet“, sagte er dann.
     
    „Die...die dort unten...meine Worte wie die eines Gottes achten“, lachte Haakon und schlug sich vergnügt auf die Schenkel, während die Männer in der Halle über diesen Witz laut lachten. „Wisse, Mann von Sachsenland, die Wikinger von Ringan-Fjord sind freie Krieger. Sie folge mir als ihrem Oberhaupt nur dann freiwillig in den Kampf, wenn ich ihnen gute Beute verspreche oder wenn es notwendig ist, Heim und Herd der ganzen Gemeinschaft gegen eindringende Feinde zu verteidigen. Aber befehlen oder sie gar zwingen, einem Befehl zu gehorchen, das kann ich nicht.“
     
    „Der Jarl ist wie das Segel oder die Ruder für ein Schiff“, zog Harald Drachenreiter einen für ihn passenden Vergleich. „Ohne Schiffsrumpf und Masten sind diese Dinge unnötig. Und doch bewegt sich kein Schiff ohne Segel oder Ruder vorwärts.“
     
    „Die Männer von Ringan hören mein Wort beim Rat in Krieg und Frieden wie auch beim Gericht und erwägen es“, umriss der Jarl seine Stellung innerhalb der Gemeinschaft. „Auch vertrete ich die Männer dieser und einiger anderer Siedlungen beim Groß-Thing am Hofe des Meerkönigs. Aber sonst der Mann des Nordens frei! Und im Schlagbereich seiner Axt ist jeder Wikinger sein eigener Jarl.“
     
    „Hast du dir aber nicht manchmal heimlich gewünscht, dass sie sich vor deinen Worten ducken wie deine Hunde, wenn du ihnen grob zuredest?“ wollte Wulfegar wissen.
     
    „Doch“, nickte Haakon langsam. „Manchmal wäre es mir schon recht. Zumal als es darum ging, die Schmach zu rächen, die mir Frodin Graumantel zugefügt hatte. Keiner meiner Krieger hatte Lust, sofort nach der Rückkehr nach Quillerheim mit mir die Schiffe zu rüsten und gen Angantyr-Fjord zu segeln. Ich musste so lange warten, bis die Heuernte eingeholt war und von mir ausgesandte Späher verkündeten, dass es in Grymgard reiche Höfe und volle Scheunen zu plündern gäbe. Da erst waren die Männer von Ringan einverstanden, mir zu helfen, die Flecken auf meinem Ehrenschild abzuwaschen.“
     
    „Stelle dir einmal vor, das Volk von Ringan wäre ein Staat“, versuchte der Sachse seine Erklärungen zu verdeutlichen. „Und diese Männer, stolze, freie Nordmannen, würden dir gehorchen und sich deinem Willen unterwerfen wie Sklaven.“
     
    „Unmöglich“, brummte der Jarl.
     
    „Das soll er mal versuchen“, grölten mehrere Stimmen im Saal.
     
    „Es wäre nicht unmöglich, wenn sie an den hellen Christ glauben würden“, triumphierte der Sachse, „denn in den Tagen seines Erdenwandelns hat der Heliand Jesus verkündet, dass man den Herrschern so gehorchen muss wie den Göttern. Denn die Herrscher sind von den Göttern gekrönt und eingesetzt, über das Volk zu gebieten und ihm Gesetze und Regeln aufzuzwingen. Wären deine Wikinger hier Christen, dann müssten sie sich bedingungslos deinem Willen unterwerfen - weil dein Wille der Wille ihres Gottes ist.“
     
    „Und so einen Unsinn können freie Männer glauben?“ zweifelte der Priester Odins.
     
    „Jedenfalls tun sie danach“, erwiderte Wulfegar. „Für den König ist es besser, wenn sich der freie Mann den Fronboten der Grafen beugt. Der hat es dann einfacher bei der Steuerschatzung.“
     
    „Steuer? Auch dieses Wort gibt es nicht in unserer Sprache“, stieß der Jarl hervor.
     
    „Von Steuern ward uns durch einen Kaufmann

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