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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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fort.“
     
    „Der Diener des guten Gottes, der will, dass man seine Feinde liebe!“ hohnlachte Hrolf Silberhaar. „Keiner unserer Götter würde verlangen, dass man zu seinen Ehren ein ganzes Volk abschlachtet.“
     
    „Die Franken vernichteten unsere Ernten und steckten die Wälder in Brand, in denen sich Sachsen verbargen. Sie füllten die Brunnen mit den Kadavern von Tieren und töteten das unvernünftige Vieh auf der Weide. Jeden Sachsen, ob Mann oder Weib, ob Höriger oder Freier, ob Greis oder Knabe, erschlugen sie. Selbst im Winter, wenn Hödurs Frostadler über das Land gleitet und mit Schnee, Eis und Kälte die Menschen in die Häuser zwingt, streiften die Franken durch das Land.
     
    Denn diesmal feierte der König nicht im Süden die heiligen Feste seines Christengottes. Er befahl seine Familie zum Hauptlager auf der Eresburg und hetzte von dort seine Frankenwölfe trotz Eis, Schnee und klirrender Kälte in die Wälder, um die Sachsen zu töten. Weder bei Tage noch bei Nacht gaben Karls gnadenlose Krieger den gequälten und geschundenen Menschen in Sachsen den Frieden und die Barmherzigkeit, von denen ihr Christengott so viel geredet hatte.“
     
    „Und was tat mein Ahn Widukind?“, fragte Lars mit gespannter Miene.
     
    „Müsste ich doch nicht darüber reden. Doch ihr sollt und müsst alles wissen“, Wulfegar stöhnte. „Als Widukind hörte, dass die Franken schlimmer als Surts Feuerdämonen hausten, sandte er mich in fränkischer Verkleidung zur Eresburg. Es gelang mir dort, mich einzuschleichen und mich dem König heimlich als Widukinds Bote zu offenbaren. Auch Karl wollte Frieden, da er dem Papst von Romaburg beim Streit mit den Langobardenkönigen helfen musste. Doch schwor er bei seinem Christengott, nicht eher vom Sachsen-morden abzulassen, als bis sich ihm Widukind selbst gestellt und die Taufe genommen hätte. Leben, Ehre und Besitz sollten ihm dann erhalten bleiben.“
     
    „Er wird doch nicht ... nein ...!“Bebte es von Lars Wolfssohns Lippen.
     
    „Doch, er nahm die Taufe“, flüsterte Wulfegar, um dann laut und vernehmlich fortzufahren: „Er beugte sein stolzes Sachsen-Haupt der Taufe, um sein Volk zu retten, das Karl sonst vom Erdboden vertilgt hätte. Ohne, dass der stolze Herzog Wotan und den Asen abgeschworen hätte, wären die Franken weiterhin durch Sachsenland gezogen wie Wölfe in die Schafhürde. Nur durch die Christen-Taufe Widukinds war König Karl im Wort, den Sachsen Frieden zu geben und ihr Leben zu schonen.“
     
    „Das Leben des Volkes ist für einen wahren Mann das Höchste nach dem Leben seiner Sippe!“, rief Harl Haakon mit fester Stimme. „Wenn es das Leben der Sachsen rettete, dann vergehe das Wasser der Taufe unter der Ehrensonne, die über Widukind scheint.
     
    „Was kümmert der Trug einer anderen Religion, wenn dadurch sinnloser Völkermord beendet wird“, nickte Odins Priester. „Die Hohen von Walhall sind sicher nicht eifersüchtig und werden Widukind dereinst in ihrem Kreise willkommen heißen.“
     
    „Vor sieben Jahren in der Weihenacht, in der die Christen die Geburt ihres Gottes feiern, das ist die vierte Nacht nach der uns heiligen Sonnenwende, nahm Widukinds die Christen-Taufe in der Pfalz zu Attigny. Der König selbst war der Pate seines großen Feindes und entließ ihn reich beschenkt auf seine Güter bei Engern! Hier verdämmert Herzog Widukind seine Tage und niemand sah ihn jemals wieder lachen!“
     
    „Mein Ahnherr ... ein Christ“, seufzte Lars Wolfssohn. „Diese Schande! Warum hat er sich nicht selbst getötet, um dieser Schmach zu entgehen. Tausende tapferer Sachsen starben für die Götter der Ahnen - ihr Herzog aber entsagte Wotan und den Asen für ...“
     
    „... für sein Volk!“, unterbrach ihn der Sachse. „Nie hätte Karl Ruhe gegeben, hätte er dieses Opfer nicht gebracht. Das wisse, Jüngling, bevor du wagst, seine Taten zu wägen. Hätte sich Widukind selbst getötet, dann hätte Karl niemals an eine endgültige Unterwerfung der Sachsen geglaubt.
     
    Für seine Franken war es eine heimliche Lust, in Sachsenland einzudringen und in sinnloser Metzelei die Menschen hinzuschlachten. Mit der Taufe des Herzogs aber war Karl im Wort, seine Mord-banden zurückzuhalten. Nach der Bekehrung Widukinds brach jeder Widerstand zusammen und die Sachsen ließen sich willig taufen. Jedenfalls die meisten von ihnen ...“
     
    „Du, Wulfegar, ließest dein Haupt aber nicht mit dem Christenwasser netzen“, sagte Hrolf

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