Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
Vom Netzwerk:
Nordlandkriegers erreicht!“
     
    Der Jarl nickte verstehend. Er wandte sich um, riss einen der Schilde von der Wand und schlug ihn von oben herab auf die Eichentafel, dass es wie Thors Donner dröhnte.
     
    „Ruhe, Mannersleute!“ brüllte er wie ein verwundeter Urstier. „Ruhe, bei meinem Zorn!“
     
    Aber er musste noch einige Male mit dem Schild aufschlagen, bis Hrolf Silberhaar reden konnte. Zu sehr waren die Gemüter der aufgeregten Männer schon vom Geist des Met in den Bann geschlagen.
     
    Der Odins-Priester hatte auf der Wanderung nach Ringan von Wulfegar schon erfahren, was sich in Sachsen zugetragen hatte. Ihm war klar, dass das freie Leben des Nordens und die Götter aufs Ärgste bedroht waren. Heute die Sachsen, morgen die Dänen und übermorgen würde Karl der Große in Norwegen einfallen. Und da es keinen König gab, der ein großes Heer unter seinem Ruf versammeln konnte, waren die einzelnen Thing-Gemeinschaften von Karls Franken sicher bald niedergeworfen.
     
    Hinter allem stand die Tücke des hellen Christ und seiner Priester, von denen die Gier der Herrscher und die Beutelust der Krieger angestachelt wurde. Also galt es, die Gefolgschaften des hellen Christ anzugreifen und niederzumachen, wo immer man sie fand.
     
    Hrolf Silberhaar wusste, dass er mit seinen Plänen bei den Ringan-Wikingern nun leichtes Spiel haben würde. In diesem Zustand waren die Herzen der Nordmänner schnell für einen Kriegszug entflammt. Was die Wikinger geschworen hatten, das hielten sie - auch wenn die Worte des Eides von der Macht des Metrausches getragen wurde.
     
    „Ich sagte schon, dass der Herbst in die Welt gekommen ist und das Laub von Yggdrassil, der Weltesche, zu Boden raschelt“, begann Hrolf Silberhaar seine Rede. „Ihr alle habt Kunde von den Tagen der Endzeit, wenn es sich im Urgrund regt und die Kreaturen von Helheim dorthin strömen, wo Nagelfahr, das Leichenschiff, auf seine letzte Fahrt wartet. Ihr wisst von den kommenden Tagen, in denen sich Ymirs Geschlecht sich unter Surts flammender Standarte sammeln. Ihr habt vernommen, dass Loki, der schreckliche Feuergott, jetzt noch von den Asen an einen Felsen gebunden ist, wo ihm zwei Schlangen ihr ätzendes Gift über das Angesicht speien. Wenn aber das Ende naht, dann wird der zerbrechende Felsen die Bande sprengen, die den Herrn des Feuers binden. Und lichthell wird er hervortreten, voll Hass gegen Asgards Geschlecht, das ihn wegen seiner boshaften Tücke ausgestoßen hat. Dann aber wird Loki Völker um sich sammeln, die für ihn streiten, während er mit dem Hass seines Elements die Banner Surts entzündet.“
     
    „Wir wissen davon, Priester“, grollte Björn Baumfäller. „Aber das hat doch sicher noch so lange Zeit, bis wir unseren Männertrunk in Ruhe beendet haben!“
     
    „Erzähl morgen weiter“, schlug Snorre in die gleiche Kerbe. „Denn zum Met taugen solche Geschichten nicht!“
     
    „Das ist die uralte Lehre unseres Volkes. Wisst ihr aber, was die Lehre der Christen sagt?“ erhob Silberhaar seine Stimme ohne auf die Zwischenrufe zu achten. „Rede, Thursula, Tochter Wulfegars. Du lauschtest an Göttriks Hofe zu Dänenland den Reden der fremden Priester, die König Karl dorthin sandte, um die Kunde vom hellen Christ zu verbreiten. Doch ebenso wie die Herzen der kühnen Dänen vermochte ihre Lehre auch deine Seele nicht zu berühren. Dennoch kennst du sie recht gut, die Religion des Christen-Gottes. Nun, Thursula, sage den Männern hier in der Halle, was die Geschorenen über den Tod und die Auferstehung ihres hellen Gottes lehren!“
     
    „Sie sagen, er ward in einer Nacht von seinen Feinden ergriffen und am nächsten Tage an ein Gebilde gebunden oder genagelt, das sie Kreuz nennen. Diese beiden Balken sollen so etwas wie einen Baum darstellen!“ begann Thrusula und ihre helle Stimme erklang durch die ganze Halle. „Drei Stunden hing der Christengott zwischen Himmel und Erde am Holz und ein Speer seiner Feinde durchbohrte seine Seite!“
     
    „So litt er die gleichen Qualen wie Odin!“ brach es aus Lars Wolfssohn heraus. „Hörten wir nicht in einem uralten Lied, dass Odin drei Tage von Feinden gebunden und vom Speer verwundet in den Zweigen der Weltesche hing?“
     
    „Willst du den erhabenen Herrn von Asgard mit diesem welschen Christengott gleichsetzen, der seinen Dienern Neidtaten und den Mord von Wehrlosen gebietet?“ grollte der Priester. Lars zuckte zusammen als er Hrolf Silberhaars Augen im Zorn entflammt

Weitere Kostenlose Bücher