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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Ausgang ungewiss war. Heimlich entwich ich zu nächtlicher Stunde mit Thursula vom Hof zu Schleswig. In einer verschwiegenen Bucht fand ich ein Boot mit genügend Mundvorrat und anderen nützlichen Gegenständen, die mir König Göttrik schenkte ...“
     
    „Noch mehr von diesem nutzlosen gelben Metall, das du Gold nennst“, lachte der Jarl gutmütig.
     
    „Nein, es waren drei Truhen mit eisernen Geräten aller Art“, antwortete Wulfegar. „Denn Göttrik wusste, dass ich des Schmiedehandwerks kundig bin. Auch lernte ich auf der Hammerburg starke und schnelle Schiffe nach Friesenart zu bauen, die auch den Gewalten hochgehender See trotzen. Deshalb gab Göttrik mir Eisen, damit ich mir mit der Arbeit meiner Hände nach dem Ende des Gastrechts mein Brot verdienen kann.“
     
    „Dann sei willkommen, Geselle Wielands“, rief Snorre. „Willkommen in Ringan-
    Fjord!“ „Willkommen in Ringan-Fjord! “, brüllten die Männer und hoben die Methörner.
     
    „Willkommen, Wufegar Sachsensohn, als Gast oder als Krieger!“ Jarl Haakon erhob sich feierlich. „Heilig ist der Herd nach Wikinger Weise. Schutz schaffen wir vor den freislichen Franken. Trutz bieten wir ihnen, fordern sie dein Leben. Odin, Thor und Tyr haben meine Worte gehört. Und meine Worte sind die der Thing-Gemeinschaft von Ringan! Ist es so, Männer?“
     
    „So ist es!“ scholl es durch die Halle.
     
    „Dieser landlose Wulfegar, der Sachsen Sohn, ist durch euer Wort und durch mein Wort nun ein Mann des Nordens geworden. Und einen freien Nordländer auszuliefern verbietet die Ehre!“ rief der Jarl.
     
    „Die Ehre verbietet es!“, riefen die Männer laut. Und mit stolzem Trotz klang auch die Stimme von Lars Wolfssohn in diesem Chor.
     
    „Seid ihr bereit, zu einem Bragi-Eid, Männer des Nordens? Einem Eid, der geschworen wird, während uns das Feuer von Bragis Dichtkunst und seiner Liedern durch-rauscht und heldenhafte Begeisterung in uns weckt. Einen Bragi-Eid, mit dem wir wie einstmals die Väter vor Kampf und Schlacht die Heldentaten bezeichnen, die wir durchführen wollen.
     
    Schwur, mit dem ein Mann seine Ehre verpfändet, eine Tat zu tun, die ihm der Ase des Gesangs durch seine Lieder in sein mutiges Herz einträufelt. Ein Bragi-Eid, der im Trunke geschworen wird und den es zu halten gilt, wenn der Tag gekommen ist, das Mannen-Wort einzulösen?“ fragte Haakon.
     
    „Ein Eid!“ - „Ein Bragi-Eid!“ - „Ja, wir geloben, was uns das Herz gebietet!“ - „Und wir werden den Eid halten, wenn auch der Schall unserer Worte in die Ewigkeit verflogen ist!“ schrien die Wikinger wild durcheinander. Und „Bragi-Eid!“ rief auch Lars Wolfssohn begeistert mit.
     
    „Wollt ihr schwören, wie ich schwöre?“, fragte der Jarl mit langsam, gemessenen Worten. „Wollt ihr schwören bei Odin, dem Allwissenden, bei Thor, dem Hüter der Verträge und bei Tyr, dem Rächer des Meineides, diesen Mann und seine Sippe vor den Tücken und Taten seiner Feinde zu schützen!“
     
    „Wir schwören!“ klang es feierlich. Dann leerten die Männer ihre Methörner auf einen Zug.
     
    „Trunken haben wir geschworen - nüchtern werden wir den Schwur halten“, bestätigte Haakon Bärensprung den Bragi-Eid mit fester Stimme.
     
     
     
    Heimdalls Ruf
     
    „Doch noch etwas anderes gilt es durch ein Heldenwort im Bragi-Eid zu beschwören, Wölfe des Nordens!“ übertönte die Stimme Hrolf Silberhaars den aufkommenden Lärm in der Halle. Die lange Rede hatte die Wikinger unruhig gemacht und der geleistete Eid ihr Innerstes aufgewühlt. Doch nun hatte man genug Erzählungen gehört und wollte sich dem weiteren Mahle und dem Met widmen. Aber die voll-tönende Stimme des Priesters war zwingend und in der Hand hob er den Speer, in den wie in Odins Herrscherzeichen die heilige Runen-Reihe geritzt war. In seinem feierlichen Ernst glich er dem Gott selbst, in dessen Namen er redete.
     
    „Was soll es noch, Würdiger? Wofür forderst du noch einen Bragi-Eid?“ fragte der Jarl unwillig. Haakon Bärensprung hätte sich nun selbst gerne dem zwanglosen Trunk hingegeben, um dabei zu erproben, ob er mehr von dem süß-herben Honigwein in sich hinein zuschütten vermochte als der Sachse.
     
    „Es gilt noch zu rechten und zu raten“, verkündete der Priester. „Und das muss getan werden, solange die Herzen noch voll der Empörung über das Sterbelied der Sachsen sind! Befiel den Männern, zu schweigen, Bärensprung, auf dass meine Worte das Herz jedes

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