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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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schon länger gewünscht. Sie sind sogar noch besser, als ich gehofft hatte.« Er drehte sich um und verließ den Hof.
    Was für ein unangenehmes Kind.
    Es war Fire noch nie passiert, dass sie nicht in der Lage war, sich ein Bild von einem Bewusstsein zu machen. Sogar von Brigans Bewusstsein, das ihr keinen Zutritt gewährte, erspürte sie Form und Gefühl seiner Grenzen. Sogar der benebelte Bogenschütze, die benebelten Wachen; sie konnte ihre Gedanken nicht erklären, aber sie konnte sie wahrnehmen.
    Nach dem Bewusstsein dieses Jungen zu greifen, war, als ginge man durch eine Ansammlung von Zerrspiegeln, die anderen Zerrspiegeln gegenüberstanden, so dass alles entstellt und irreführend war, die Sinne durcheinanderbrachte und man nichts erfahren oder verstehen konnte. Fire konnte sein Bewusstsein nicht direkt wahrnehmen, noch nicht einmal seinen Umriss. Darüber grübelte sie noch eine Weile nach, nachdem der Junge gegangen war; und wegen dieser Grübelei dauerte es sehr lange, bis sie sich bewusst wurde, in welchem Zustand die Kinder waren, mit denen er geredet hatte. Die Kinder im Hof, die ihm geglaubt hatten. Ihre Hirne waren leer und von einer Nebelblase angefüllt.
    Fire verstand diesen Nebel nicht. Aber sie war sicher, dass sie seine Quelle entdeckt hatte.
    Als ihr klar wurde, dass sie ihn nicht gehen lassen durfte, ging die Sonne gerade unter, der Hengst war gekauft und der Junge hatte den Hof bereits verlassen.

Jene Nacht brachte neue Informationen, die alle von der Sache mit Cutters Jungen ablenkte.
    Es war spätabends und Fire war in den Ställen, als sie fühlte, wie Archer aus der Stadt in den Palast zurückkehrte. Normalerweise hätte sie das nicht so intensiv gespürt, ohne Ausschau nach ihm zu halten; aber er war begierig darauf, mit ihr zu reden, offen wie ein Kind und außerdem leicht angetrunken.
    Fire hatte gerade angefangen, Small zu striegeln, der dastand und es mit geschlossenen Augen genoss, während er auf die Tür seiner Box sabberte. Und sie war nicht besonders erpicht darauf, Archer zu begegnen, wenn er aufgedreht und angetrunken war. Sie sandte ihm eine Nachricht: Wir reden, wenn du wieder nüchtern bist.
    Ein paar Stunden später folgte Fire mit ihrer üblichen sechsköpfigen Wache dem Gängelabyrinth von ihren Räumen zu Archers. Aber als sie dann vor seiner Tür stand, war sie verwirrt, weil sie spürte, dass Mila, die freihatte, in Archers Zimmer war.
    Fires Gedanken tasteten nach einer Erklärung, irgendeiner anderen Erklärung als der offensichtlichen. Aber Milas Bewusstsein war offen, wozu sogar ein starker Verstand neigt, wenn er in der Situation ist, in der Mila gerade jetzt jenseits dieser Tür war; und Fire dachte daran, wie nett und hübsch ihre Wache war und wie viele Gelegenheiten Archer gehabt hatte, sie zu bemerken.
    Fire stand schweigend und zitternd vor Archers Tür und starrte sie an. Sie war sich ziemlich sicher, dass er noch nie etwas getan hatte, das sie so wütend gemacht hatte.
    Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging den Flur entlang. Sie fand die Treppe, stieg hinauf und immer weiter hinauf, bis sie auf das Dach hinausstürmte, wo sie hin und her marschierte. Es war kalt und feucht, sie hatte keinen Mantel an und es roch nach Schnee. Fire bemerkte es nicht, es kümmerte sie nicht. Ihre verwirrte Wache ging ihr aus dem Weg, damit sie sie nicht über den Haufen rannte.
    Nach einiger Zeit geschah, worauf sie gewartet hatte: Mila schlief ein. Und keinen Augenblick zu früh, denn es war bereits spät und Brigan kletterte müde aufs Dach. Heute Nacht durfte sie Brigan nicht treffen. Sie würde sich nicht zurückhalten können und ihm alles erzählen, und Archer mochte es vielleicht verdient haben, dass man seine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit wusch, aber Mila nicht.
    Fire stieg eine andere Treppe hinunter als die, auf der Brigan nach oben kam. Sie durchquerte erneut das Labyrinth zu Archers Räumen und stellte sich vor seine Tür. Archer , rief sie ihn in Gedanken. Komm sofort raus.
    Er tauchte schnell auf, wenn auch barfuß und verwirrt und ein wenig hektisch angezogen; und Fire nutzte zum ersten Mal ihr Privileg, mit ihm allein sein zu dürfen, und schickte die Wachen jeweils ans Ende des langen Flurs. Es gelang ihr nicht, sich zur Ruhe zu zwingen, und als sie sprach, war ihre Stimme scharf. »Musst du Jagd auf meine Wache

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