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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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verhüllen, brachte sie beinahe dazu, ins Bett zurückzukehren, da sie dafür beide Arme brauchte und es fürchterlich wehtat, den linken Arm zu heben. Irgendwie gelang es ihr dann doch, und widerwillig nahm sie schließlich einen Spiegel zu Hilfe, um sicherzugehen, dass kein Haar mehr zu sehen war. Normalerweise mied sie Spiegel. Es machte sie verlegen, dass ihr eigener Anblick ihr den Atem raubte.
    Fire steckte ein Messer in ihren Gürtel und nahm einen Speer mit, wobei sie ihre innere Stimme ignorierte, die ihr zurief, zuraunte, zuschrie, dass sie sich in dieser Nacht noch nicht einmal gegen ein Stachelschwein verteidigen könnte, geschweige denn gegen ein Greifvogelmonster oder ein Wolfsmonster.
    Der nächste Schritt war mit nur einem Arm der schwierigste Teil. Sie musste sich über den Baum vor ihrem Fenster aus ihrem eigenen Haus schleichen, da Archers Wachen an allen Türen standen und nie zulassen würden, dass sie verletzt und alleine in den Hügeln umherspazierte. Außer wenn sie ihre Macht dazu nutzte, ihren Verstand zu kontrollieren, und das würde sie nicht tun. Archers Wachen vertrauten ihr.
    Archer war derjenige gewesen, dem aufgefallen war, wie nah dieser alte Baum neben dem Haus stand – vor zwei Jahren, als Cansrel noch lebte und Archer achtzehn war und Fire fünfzehn und ihre Freundschaft sich auf eine Art entwickelte, deren Einzelheiten Cansrels Wachleute nicht wissen mussten. Eine Art, die für Fire unerwartet kam und ihr lieb war und die kurze Liste ihrer Glücksmomente anwachsen ließ. Was Archer nicht wusste, war, dass Fire beinahe umgehend begonnen hatte, den Weg über den Baum selbst zu benutzen, zunächst, um Cansrels Männer zu umgehen, und später, nach Cansrels Tod, Archers eigene. Nicht, um irgendetwas Schreckliches oder Verbotenes zu tun; einfach nur, um nachts alleine spazieren zu gehen, ohne dass alle davon wussten.
    Sie warf ihren Speer aus dem Fenster. Dann folgte eine Quälerei, die viele Flüche, zerrissene Kleider und abgebrochene Fingernägel mit sich brachte. Als sie schwitzend und zitternd wieder festen Boden unter den Füßen hatte und ihr inzwischen klar geworden war, was für eine blödsinnige Idee sie da gehabt hatte, benutzte sie ihren Speer als Spazierstock und schleppte sich vom Haus weg. Sie wollte nicht weit gehen, nur unter den Bäumen hervor, damit sie die Sterne sehen konnte, die ihre Einsamkeit immer linderten. Sie stellte sie sich als schöne Wesen vor, glühend und kalt; jeder von ihnen allein und traurig und still wie sie.
    Heute standen sie klar und wunderschön am Himmel.
    Auf einem steinigen Pfad, der hinter Cansrels Monsterkäfigen anstieg, badete Fire im Sternenlicht und versuchte etwas von der Ruhe der Sterne in sich aufzusaugen. Mit tiefen Atemzügen rieb sie sich eine monatealte Pfeilnarbe an ihrer Hüfte, die noch gelegentlich wehtat. Einer der Nachteile einer neuen Wunde war immer, dass auch die alten Wunden sich wieder bemerkbar machten und erneut schmerzten.
    Sie war bisher noch nie aus Versehen verletzt worden. Es war schwierig, diesen Angriff in ihrem Kopf einzuordnen; sie fand es beinahe lustig. Sie hatte eine Dolchnarbe auf einem Unterarm und eine auf ihrem Bauch. Ein jahrealtes Loch von einem Pfeil im Rücken. So etwas passierte einfach dann und wann. Auf jeden friedlichen Mann kam einer, der sie verletzen oder sogar töten wollte, weil sie umwerfend war und er sie nicht haben konnte oder weil er ihren Vater verachtet hatte. Und auf jeden Angriff, der eine Narbe zurückgelassen hatte, kamen fünf oder sechs weitere, die sie hatte abwehren können.
    Bissspuren an einem Handgelenk: ein Wolfsmonster. Krallenspuren an einer Schulter: ein Greifvogelmonster. Und andere Wunden, die kleinen, unsichtbaren. Erst diesen Morgen in der Stadt: die glühenden Augen eines Mannes auf ihrem Körper und die Ehefrau des Mannes daneben, die Fire eifersüchtig und hasserfüllt anfunkelte. Oder die regelmäßige Erniedrigung, während ihrer Monatsblutung auf eine Wache angewiesen zu sein, die sie vor Monstern schützte, weil diese ihr Blut riechen konnten.
    Â»Die Aufmerksamkeit für deine Person sollte dir nicht peinlich sein«, hätte Cansrel gesagt. »Du solltest dich darüber freuen. Spürst du es nicht – das Vergnügen daran, auf alles und jeden Eindruck zu machen, einfach nur durch deine bloße Existenz?«
    Cansrel hatte nichts

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