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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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in Ruhe.«
    Archer drehte sich zu ihr um. »Und warum bist du nicht darauf gekommen? Wo ist dein gesunder Menschenverstand geblieben?«
    Â»Lord Archer«, sagte der Heiler gereizt. »Hier wird niemand angeschrien, der vor Blutverlust wahrscheinlich gleich ohnmächtig wird. Machen Sie sich nützlich. Halten Sie sie fest, während ich den Pfeil herausziehe; und dann kümmern Sie sich am besten um den Himmel.«
    Archer kniete sich neben sie und hielt ihre Schultern. Sein Gesicht war versteinert, aber seine Stimme zitterte vor Rührung. »Vergib mir, Fire.« Zu dem Heiler sagte er: »Wir sind wahnsinnig, das hier draußen zu machen. Sie riechen das Blut.«
    Und dann ein plötzlicher Schmerz, durchdringend und grell. Fire riss den Kopf herum und kämpfte gegen den Heiler an, gegen Archers Kraft. Der Schal rutschte ihr vom Kopf und enthüllte das schimmernde Prisma ihrer Haare: Sonnenaufgang, Mohn, Kupfer, Fuchsia, Flammen. Ein Rot, leuchtender als das Blut, das den Weg tränkte.
    Sie aß in ihrem Steinhaus zu Abend, das sich direkt hinter Archers befand und unter dem Schutz seiner Wache stand. Er hatte das tote Greifvogelmonster in ihre Küche geschickt. Archer war einer der wenigen Menschen, vor denen sie sich nicht dafür schämte, dass sie den Geschmack von Monsterfleisch liebte.
    Sie aß im Bett und er leistete ihr Gesellschaft. Er schnitt ihr das Fleisch klein und redete ihr gut zu. Essen tat weh, alles tat weh.
    Der Wilderer war in einen der Monsterkäfige unter freiem Himmel gesperrt worden, die Fires Vater, Lord Cansrel, in den Hügel hinter dem Haus gebaut hatte. »Ich hoffe, es kommt ein Gewitter«, sagte Archer. »Ich hoffe auf eine Flut. Ich würde mich freuen, wenn sich der Boden unter deinem Wilderer auftun und ihn verschlingen würde.«
    Sie ignorierte ihn. Sie wusste, es war nur heiße Luft.
    Â»Ich bin in deiner Diele Donal begegnet, der sich mit einem Stapel Decken und Kissen hinausschlich«, sagte er. »Du baust deinem Mörder da draußen ein Bett, stimmt’s? Und fütterst ihn wahrscheinlich so gut wie dich selbst.»
    Â»Er ist kein Mörder, nur ein Wilderer mit eingeschränktem Sehvermögen.«
    Â»Daran glaubst du sogar noch weniger als ich.«
    Â»Also gut, aber ich glaube sehr wohl, dass er mich für einen Hirsch hielt, als er auf mich schoss.«
    Archer lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Vielleicht. Wir werden morgen noch mal mit ihm reden und uns seine Version der Geschichte anhören.«
    Â»Ich würde lieber nicht dabei helfen.«
    Â»Ich würde dich lieber nicht darum bitten, Liebes, aber ich muss wissen, wer dieser Mann ist und wer ihn geschickt hat. Er ist schon der zweite Fremde, der in den vergangenen zwei Wochen auf meinem Land gesehen wurde.«
    Fire lehnte sich zurück, schloss die Augen und zwang ihren Kiefer zum Kauen. Alle waren Fremde. Fremde kamen aus den Felsen, den Hügeln, und es war unmöglich, von jedem die Wahrheit zu erfahren. Sie wollte sie nicht erfahren – und ebensowenig wollte sie ihre Macht dazu benutzen, sie herauszufinden. Es war eine Sache, die Kontrolle über den Verstand eines Mannes zu übernehmen, um ihren eigenen Tod zu verhindern, aber eine völlig andere, ihm seine Geheimnisse zu stehlen.
    Als sie sich wieder Archer zuwandte, blickte er sie ruhig an. Sie sah sein weißblondes Haar und seine tiefbraunen Augen, seinen stolzen Mund. Die vertrauten Züge, die sie kannte, seit sie ein Kleinkind war und er ein Junge, der immer einen Bogen mit sich herumtrug, genauso groß wie er selbst. Sie war es gewesen, die als Erste seinen richtigen Namen Arklin in Archer verwandelt hatte, und er hatte ihr das Schießen beigebracht. Und als sie ihm jetzt ins Gesicht sah, das Gesicht eines erwachsenen Mannes, der für ein Landgut im Norden verantwortlich war, für das Geld, die Landwirtschaft, die Leute, verstand sie seine Besorgnis. Es herrschten nicht gerade friedlichen Zeiten in den Dells. In King’s City klammerte sich der junge König Nash mit einer gewissen Verzweiflung an den Thron, während aufständische Lords wie Lord Mydogg im Norden und Lord Gentian im Süden Armeen aufstellten und darüber nachdachten, wie sie den König stürzen könnten.
    Ein Krieg kündigte sich an. Und die Berge und Wälder wimmelten von Spionen und Dieben und anderen gesetzlosen Männern. Fremde waren immer ein

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