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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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ein Geschenk von Cansrel gewesen. Einer seiner eigenartigen Liebesbeweise, denn er hatte für ihre Musik nie Verständnis gezeigt. Und jetzt war Fire allein, das letzte lebende menschliche Monster in den Dells, und ihre Geige war eins der wenigen schönen Dinge, die sie an ihn erinnerten.
    Schön.
    Nun, vermutlich gab es im Gedenken an ihn manchmal auch schöne Momente. Aber das konnte nichts an den Tatsachen ändern: Auf die eine oder andere Weise ließ sich alles, was in den Dells nicht gut war, auf Cansrel zurückführen.
    Das war kein Gedanke, der Frieden brachte. Aber Fire war inzwischen so müde, dass sie fest einschlief und die Dellianische Klage nur noch die Hintergrundmusik für ihre Träume war.

Fire erwachte, weil sie Schmerzen hatte, und nahm dann ein außergewöhnliches Maß an Unruhe in ihrem Haus wahr. Unten liefen Wachen geschäftig hin und her, darunter auch Archer.
    Als eine Dienerin vor ihrer Schlafzimmertür vorbeiging, rief Fire nach ihr, indem sie das Bewusstsein des Mädchens berührte. Die Dienerin betrat das Zimmer, ohne Fire anzusehen. Stattdessen starrte sie rebellisch den Staubwedel in ihrer Hand an. Aber wenigstens war sie hereingekommen. Einige gingen schnell davon und taten so, als hätten sie nichts gehört.
    Steif sagte sie: »Ja, bitte, Lady?«
    Â»Sofie, warum sind da unten so viele Männer?«
    Â»Der Wilderer wurde heute Morgen tot in seinem Käfig aufgefunden, Lady«, sagte Sofie. »Mit einem Pfeil im Hals.«
    Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und zog die Tür hinter sich zu. Fire blieb tief betrübt im Bett zurück.
    Sie wurde das Gefühl nicht los, dass das ihre Schuld war, weil sie ausgesehen hatte wie ein Hirsch.
    Fire zog sich an und ging zu ihrem grauhaarigen, willensstarken Diener Donal hinunter, der ihr zu Diensten stand, seit sie ein Baby war. Donal sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an und wies mit dem Kopf auf die hintere Terrasse. »Ich glaube, es ist ihm ziemlich gleichgültig, wen er erschießt«, sagte er.
    Fire wusste, dass er Archer meinte, dessen Ärger sie durch die Wand hindurch spüren konnte. All seinen hitzigen Worten zum Trotz mochte Archer es nicht, wenn Leute in seiner Obhut starben.
    Â»Hilf mir bitte, mein Haar zu bedecken, Donal.«
    Eine Minute später, ihre Haare in einen braunen Schal gewickelt, ging Fire hinaus, um Archer in seiner Traurigkeit beizustehen. Die Luft auf der Terrasse war feucht, als stünde Regen bevor. Archer trug einen langen braunen Mantel. Alles an ihm sah gefährlich aus – der Bogen in seiner Hand und die Pfeile auf seinem Rücken, seine frustrierten ruckartigen Bewegungen, der Ausdruck, mit dem er über die Hügel schaute. Fire lehnte sich neben ihn an das Geländer.
    Â»Ich hätte es vorhersehen müssen«, sagte er, ohne sie anzuschauen. »Er hat uns ja geradezu darauf hingewiesen, dass genau das passieren würde.«
    Â»Du hättest nichts dagegen unternehmen können. Deine Wache ist sowieso schon zu sehr ausgedünnt.«
    Â»Ich hätte ihn drinnen einsperren können.«
    Â»Und wie viele Wachen wären dafür nötig gewesen? Wir leben in Steinhäusern, Archer, nicht in Palästen, und wir haben keine Verliese.«
    Er fuhr mit der Hand durch die Luft. »Wir sind verrückt, weißt du das? Verrückt zu glauben, dass wir hier leben können, so weit von King’s City entfernt, und uns vor den Leuten aus Pikkia, den Plünderern und den Spionen aufständischer Lords schützen können.«
    Â»Er sah nicht aus wie jemand aus Pikkia und sprach auch nicht so«, sagte sie. »Er war aus den Dells wie wir. Und er war sauber, gepflegt und zivilisiert, ganz anders als die Plünderer, die wir sonst zu Gesicht bekommen.«
    Pikkia war das Land nördlich der Dells, das von Seeleuten bevölkert wurde. Es stimmte, dass diese manchmal die Grenze überquerten, um im Norden der Dells Holz und sogar Arbeiter zu rauben. Aber obwohl die Männer aus Pikkia nicht alle gleich aussahen, waren sie meistens größer und hellhäutiger als ihre Nachbarn aus den Dells – auf jeden Fall nicht so klein und dunkel wie der blauäugige Wilderer. Und die Menschen aus Pikkia sprachen mit einem deutlichen kehligen Akzent.
    Â»Nun«, sagte Archer, entschlossen, sich nicht besänftigen zu lassen, »dann war es ein Spion. Das ganze Königreich wimmelt nur so

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