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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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jedes Mal, wenn er nach der Mixtur griff, in die der Bogenschütze seine Pfeile eintauchte, eine antiseptische Salbe statt des Schlafmittels hervorholte.
    Während die anderen in ihrem Winterlager unter weißen, kahlen Bäumen schliefen oder Wache hielten, gab sie vor zu schlafen und schmiedete Pläne. Sie erfuhr aus den Gesprächen der Männer und durch ein paar lautlose, gut platzierte Fragen, dass sie Hanna unverletzt freigelassen hatten und dass Fire beinahe zwei Wochen lang betäubt gewesen war, während das Boot stromaufwärts Richtung Westen fuhr. Und dass diese langsame Reise nicht ihren Plänen entsprochen hatte – dass sie auf Pferden nach King’s City gekommen waren und eigentlich auf demselben Weg westwärts über die Ebene nördlich des Flusses hatten zurückreiten wollen. Aber als sie mit Fire über der Schulter vom Palastgelände geflohen waren, hatte sich Fires Wache an ihre Fersen geheftet und sie bis zum Fluss und weg von ihren Pferden gejagt. Sie waren auf ein Boot gestoßen, das unter einer der Stadtbrücken festgemacht war, und hatten es in ihrer Verzweiflung gestohlen. Zwei ihrer Kameraden waren dabei getötet worden.
    Das schleichende Tempo ihrer Reise über schwarze Felsen und weißen Schnee war für Fire genauso frustrierend wie für die anderen. Es war beinahe unerträglich, so viele Tage weg von der Stadt und dem Krieg zu sein und den Dingen, für die sie gebraucht wurde. Aber sie waren jetzt beinahe bei Cutter angelangt und Fire nahm an, dass es das Beste war, sich freiwillig dorthin bringen zu lassen. Wenn sie Cutter ein Pferd stahl, würde sie schneller fliehen können. Und vielleicht würde es ihr gelingen, Archer zu finden und ihn davon zu überzeugen, mit ihr zurückzukommen.
    Der Bogenschütze, Jod. Der Mann war ausgezehrt, seine Haut grau, aber die Gesichtszüge unter seinem kränklichen Aussehen waren gleichmäßig und kräftig. Er hatte eine tiefe Stimme und einen Ausdruck in den Augen, der sie beunruhigte. Er erinnerte sie fast ein wenig an Archer.
    Eines Nachts zwang sie Sammit während seiner Wache, ihr einen Pfeil und eine kleine Phiole des Gifts zu bringen, mit dem sie sie so lange betäubt hatten. Sie schob die Phiole in den Ausschnitt ihres Kleides und trug den Pfeil im Ärmel.  
    Cutter hatte sein kleines Königreich direkt in die Wildnis gebaut. Sein Grundstück lag so voller Felsbrocken, dass sein Haus beinahe wirkte, als thronte es auf einem Trümmerhaufen. Es sah eigenartig aus, an einigen Stellen aus riesigen aufgestapelten Baumstämmen und an anderen Stellen aus Stein, alles dick von Moos überzogen, ein leuchtend grünes Haus mit zwinkernden Fensteraugen, Eiszapfenwimpern, einem klaffenden Türmaul und weichem Fell. Es war ein Monster, das gefährlich auf einem von Steinen übersäten Hügel hockte.
    Eine hohe, lange und unerwartet ordentliche Steinmauer fasste sein Grundstück ein. Das Gelände war von Pferchen und Käfigen übersät. Farbflecke, Monster hinter Gittern, Greifvögel, Bären und Leoparden, die sich ankreischten. So fremd dieser Ort auch anmutete, all das war Fire vertraut und rief Erinnerungen in ihr hervor, die zu stark auf sie einstürmten.
    Sie erwartete beinahe, dass der Junge versuchen würde, sie in einen dieser Käfige zu zwingen. Ein weiteres Monster für den Schwarzmarkt, ein weiterer Fang.
    Es war ihr ziemlich egal, was Cutter hier mit ihr vorhatte. Cutter war ein Nichts, ein Ärgernis, eine lästige Fliege, und sie würde ihn bald von der Vorstellung abbringen, dass seine Absichten irgendeine Rolle spielten. Sie würde diesen Ort verlassen und nach Hause gehen.
    Fire wurde nicht in einen Käfig gesperrt. Man brachte sie ins Haus und bereitete ihr ein heißes Bad in einem Zimmer im oberen Stockwerk, mit einem Kaminfeuer, dem es gelang, gegen die Zugluft aus den Fenstern anzukommen. Es war ein kleines Schlafzimmer mit Wandteppichen, die Fire überwältigten, allerdings verbarg sie ihre Überraschung und Freude. Grüne Wiesen, Blumen und blauer Himmel waren in sie hineingewebt, alles wunderschön und sehr wirklichkeitsgetreu. Fire hatte überlegt, das Bad zu verweigern, weil sie verärgert spürte, dass es sie verschönern sollte. Aber zwischen Wiesen und Blumen zu stehen, weckte den Wunsch in ihr, sauber zu sein.
    Die Männer gingen. Fire legte die Phiole mit Gift und

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