Die Flammende
sich ebenfalls danach erkundigt hat. Wer hätte ahnen können, dass unser Bogenschütze Gegenstand so vieler Fragen und Spekulationen sein würde? Und ich wünschte, wir könnten deine Neugier befriedigen, aber es scheint, als sei Jods Gedächtnis nicht mehr das, was es mal war. Wir haben keine Ahnung, was er vor â wie lange mag das her sein? â einundzwanzig Jahren so getrieben hat.«
Fire hatte einen Schritt auf den Jungen zu gemacht, während er sprach, unfähig, sich zurückzuhalten, den Pfeil fest in der Hand. »Wo ist Archer?«
Daraufhin grinste der Junge, immer zufriedener mit dem Verlauf, den dieses Gespräch nahm. »Er hat uns verlassen. Er legte keinen Wert auf unsere Gesellschaft und ist zurück zu seinem Landsitz im Norden gereist.«
Der Junge war ein miserabler Lügner, zu sehr daran gewöhnt, dass die Leute ihm glaubten. »Wo ist er?«, fragte Fire erneut. Ihre Stimme versagte vor Panik, was das Grinsen des Jungen noch breiter werden lieÃ.
»Er hat ein paar Wachen zurückgelassen«, sagte der Junge. »Wirklich nett von ihm. Sie konnten uns ein bisschen was über dein Leben am Hof und deine Schwächen erzählen. Welpen. Hilflose Kinder.«
Dann geschahen mehrere Sachen schnell hintereinander. Fire ging auf den Jungen los. Der Junge machte Jod ein Zeichen, rief: »SchieÃ!« Fire durchschlug Jods Nebel und brachte ihn dazu, seinen Bogen wild herumzureiÃen und den Pfeil in die Decke zu schieÃen. Der Junge brüllte: »Schieà auf sie, ohne sie zu töten!«, und rannte los, versuchte Fire auszuweichen, aber Fire stürzte sich auf ihn, erwischte ihn, stach mit dem Pfeil gerade so in seinen rudernden Arm. Er sprang von ihr weg, schwang die Fäuste, immer noch brüllend; dann wurde sein Gesicht schlaff. Er kippte zur Seite und sackte zusammen.
Noch bevor der Junge auf dem Boden aufschlug, hatte Fire bereits jedes Bewusstsein im Raum fest im Griff. Sie beugte sich über ihn, riss ein Messer aus seinem Gürtel, ging zu Cutter hinüber und richtete die zitternde Klinge auf Cutters Kehle. Wo ist Archer? , dachte sie, denn zum Sprechen war sie nicht in der Lage.
Cutter starrte sie hingerissen und verblödet an. »Er legte keinen Wert auf unsere Gesellschaft und ist zurück zu seinem Landsitz im Norden gereist.«
Nein , dachte Fire und hätte ihn in ihrer Frustration am liebsten geschlagen. Denk nach. Du weiÃt es. Wo â¦
Cutter unterbrach sie und warf ihr einen verwirrten Blick zu, als könnte er sich nicht erinnern, wer sie war oder warum er mit ihr sprach. Er sagte: »Archer ist bei den Pferden.«
Fire drehte sich um und verlieà den Raum und das Haus. Sie glitt an Männern vorbei, die sie mit leeren Augen beobachteten. Cutter irrt sich, sagte sie sich in dem Versuch, es zu leugnen. Archer ist nicht bei den Pferden. Cutter irrt sich.
Und das stimmte natürlich auch, denn es war nicht Archer, den sie auf den Felsen hinter den Ställen fand. Es war nur sein Körper.
Was als Nächstes geschah, verschwamm in einem Nebel aus Benommenheit und Qual.
Das war der Nachteil daran, ein Monster zu sein. Es war ihr nicht möglich, eine Leiche anzuschauen und so zu tun, als sähe sie Archer an. Fire wusste â sie konnte spüren â, dass das Feuer aus Archers Herz und Verstand nicht mehr da war. Diese Leiche war etwas Furchtbares, beinahe Unkenntliches, das dort lag und sie und Archer mit seiner Leere verhöhnte.
Das hielt Fire allerdings nicht davon ab, auf die Knie zu fallen und den kalten Arm seines Körpers zu streicheln, immer und immer wieder, flach atmend, ohne genau zu wissen, was sie tat. Sie umfasste den Arm, hielt ihn fest, während ihr verwirrte Tränen übers Gesicht liefen.
Den Anblick des Pfeils, der im Magen der Leiche steckte, konnte sie bald nicht mehr ertragen. Ein Schuss in den Magen war grausam und führte zu einem schmerzhaften und langsamen Tod. Das hatte Archer ihr vor langer Zeit erklärt. Er hatte ihr beigebracht, niemals dahin zu zielen.
Sie stand auf und wandte sich von diesen Ãberlegungen ab, stolperte davon, aber die Gedanken schienen sie über den Hof zu verfolgen. Ein groÃes Lagerfeuer brannte zwischen den Ställen und dem Haus. Fire stand plötzlich davor, starrte in die Flammen und kämpfte gegen ihr Bewusstsein an, das darauf zu bestehen schien, sich genau vorzustellen, wie Archer langsam
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