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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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ihren Pfeil auf einen Tisch und schälte sich aus dem dreckigen Kleid. Sie bereitete sich auf den schmerzlichen Genuss heißen Badewassers vor und entspannte sich endlich, schloss die Augen und gab sich der Glückseligkeit der Seife hin, die Schweiß, altes Blut und Flussschlamm von ihrem Körper und aus ihren Haaren wusch. Alle paar Minuten hörte sie den Jungen seine Mitteilung die Treppe hinauf zu den Wachen vor ihrem Zimmer rufen, und genauso regelmäßig zu den Wachen auf den Felsen unter ihrem Fenster. Man durfte dem Monster nicht trauen oder ihm zur Flucht verhelfen, schrie er. Der Junge wusste, was das Beste war. Die Männer würden Fehler vermeiden, wenn sie seinen Anweisungen immer Folge leisteten. Es muss nervenaufreibend sein, Gedanken manipulieren, sie aber nicht spüren zu können, dachte Fire. Seine Rufe waren unnötig, weil sie die Gedanken der Wachen nicht veränderte. Noch nicht.
    Sie ließ ihren Verstand durch das Gebäude und über das Gelände schweifen, wie sie es schon öfter getan hatte, seit sie in Reichweite dieses Ortes gekommen war. Sie erkannte Cutter im Erdgeschoss zusammen mit dem Jungen und einigen Männern; genauso benebelt wie alle anderen und genauso herablassend und unaufrichtig wie sonst. Was auch immer die Worte des Jungen bewirkten, sie veränderten offenbar nicht den Charakter.
    Als Fire sich bis an ihre Grenzen ausstreckte, spürte sie ungefähr dreißig Männer im Haus und auf dem Gelände und auch ein paar vereinzelte Frauen. Alle hatten einen verwirrten Verstand. Archer war nicht unter ihnen.
    Sie streckte sich noch weiter aus. Archer? Archer!
    Es kam keine Antwort.
    Und es hätte ihr nichts ausgemacht, ihn hier nicht zu finden, sie hätte gehofft, er wäre eben zur Vernunft gekommen und hätte seinen heldenhaften Plan aufgegeben – wäre da nicht diese unerfreuliche Wahrnehmung gewesen. Sie wünschte, sie wäre feige genug, um sie zu ignorieren. Einer oder zwei der benebelten Männer auf diesem Gelände fühlten sich an wie Leute, die sie kannte. Vielleicht waren sie noch vor kurzem Wachen in Nashs Palast gewesen. Die einfachste Erklärung für ihre Anwesenheit hier war, dass sie als Teil von Archers Wache hergekommen waren. Und das warf die Frage auf, was seitdem geschehen war, wer Archer jetzt bewachte und wo Archer war.
    Das Bad war immer noch die reinste, heißeste Verzückung, aber trotzdem stand Fire auf und kletterte hinaus, plötzlich begierig, diesen Ort endlich hinter sich zu lassen. Sie trocknete sich ab und zog das dünne langärmlige Kleid an, das man ihr dagelassen hatte. Es sah so eindeutig nach einem Nachthemd aus, dass sie sich darin unbehaglich fühlte, umso mehr, als man ihr die Stiefel und den Mantel weggenommen und ihr nichts für ihre Haare gegeben hatte. Fire ging zu einem Schrank in der Ecke und kramte in der bunten Mischung seines Inhalts, bis sie Socken, ein festes Paar Jungenstiefel, ein schweres Männergewand, das ihr viel zu groß war, und einen braunen Wollschal, der als Kopfbedeckung dienen konnte, gefunden hatte. Sie hoffte leicht verbissen, dass das Ensemble so merkwürdig aussah, wie es sich anfühlte. Sie brauchte keine Schönheit, um die hohlköpfigen Puppen des Jungen zu kontrollieren, und sie war nicht in der Stimmung, Cutter mit der Erscheinung einer Monsterfrau mit rehbraunen Augen zu erfreuen, die bereit war, von einem seiner widerwärtigen männlichen Kunden vergewaltigt zu werden.
    Sie streifte in Gedanken die Unmengen Kreaturen, die er auf seinem Gut hielt, Raubtiermonster, Pferde und Jagdhunde, sogar eine seltsame Sammlung von Nagetieren, deren Zweck sie sich nicht vorstellen konnte. Die Auswahl an Pferden stellte sie zufrieden. Keins davon war so nett wie Small, aber es gab mehrere, die für sie in Frage kamen.
    Fire tunkte die Pfeilspitze in die Phiole mit Schlafmittel und steckte die Phiole zurück in ihr Kleid. Den Pfeil hielt sie in der Hand, wo er von ihrem langen, schweren Ärmel verborgen wurde.
    Sie holte tief Luft, um Mut zu schöpfen, dann stieg sie die Treppe hinab.
    Cutters Wohnzimmer war klein und so warm wie ihr Schlafzimmer, die Wände ähnlich verkleidet – mit Teppichen, die Blumenwiesen auf Klippen über dem Meer zeigten. Auch der Teppich hier war farbenfroh und Fire wurde klar, dass zumindest ein Teil dieser schönen Dinge aus Monsterfell gewebt worden war. Dazu die Bücher

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