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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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in den Bücherschränken und die goldene Uhr auf dem Kaminsims – Fire fragte sich, wie viel des Reichtums in diesem Haus gestohlen war.
    Cutter saß mitten im Zimmer, offensichtlich überzeugt, der Herr des Raumes zu sein. Der wahre Herr des Raumes lehnte seitlich an der Wand, klein, gelangweilt, mit seinen verschiedenfarbigen Augen blinzelnd und umgeben von einer gewebten Blumenwiese. Jod, der Bogenschütze, stand neben Cutter. An jeder Eingangstür war ein Mann postiert.
    Cutter würdigte Fires Aufzug kaum eines Blickes. Seine Augen waren auf ihr Gesicht geheftet, sein Mund zu einem triumphierenden und besitzergreifenden Lächeln verzogen. Er sah genauso aus wie immer, abgesehen von einer neuen Leere in seinem Ausdruck, die mit dem Nebel zu tun haben musste.
    Â»Es war keine leichte Aufgabe, dich zu entführen, Mädchen, erst recht nicht, seit du dich im Königspalast niedergelassen hast«, sagte er in dem selbstgefälligen Tonfall, den sie von ihm kannte. »Es hat viel Zeit und ausgedehnte Spionage gekostet. Ganz zu schweigen davon, dass wir eine Reihe unserer eigenen Spione umbringen mussten, die unvorsichtig genug waren, sich von dir und deinen Leuten in eurem Wald gefangen nehmen zu lassen. Wir haben offenbar die dümmsten Spione des gesamten Königreichs. Was für ein Aufwand. Aber das war es wert, Junge, oder? Guck sie dir an.«
    Â»Sie ist wunderschön«, sagte der Junge desinteressiert. »Du solltest sie nicht verkaufen. Du solltest sie hierbehalten.«
    Cutter runzelte verwirrt die Stirn. »Unter meinen Kollegen kursieren Gerüchte, dass Lord Mydogg bereit ist, ein Vermögen für sie zu bezahlen. In der Tat haben eine ganze Reihe meiner Käufer ausgesprochenes Interesse an ihr gezeigt. Aber vielleicht sollte ich sie doch hierbehalten.« Sein Ausdruck hellte sich auf. »Ich könnte eine Zucht mit ihr starten! Ihre Babys würden bestimmt hohe Preise erzielen.«
    Â»Wir werden sehen, was wir mit ihr machen«, sagte der Junge.
    Â»Genau«, sagte Cutter. »Wir werden sehen.«
    Â»Wenn sie sich nur benehmen würde«, fuhr der Junge fort, »dann müssten wir sie nicht bestrafen und sie würde vielleicht einsehen, dass wir ihre Freunde sein wollen. Vielleicht würde sie feststellen, dass es ihr hier gefällt. Apropos, sie ist für meinen Geschmack im Moment ein bisschen zu ruhig. Jod, leg einen Pfeil an. Wenn ich den Befehl gebe, schieß sie irgendwohin, wo es wehtut, aber sie nicht umbringt. Schieß sie ins Knie. Es könnte von Vorteil für uns sein, wenn sie humpelt.«
    Das war nichts für einen kleinen Bogen. Jod nahm den Langbogen vom Rücken, zog einen weißen Pfeil aus seinem Köcher und spannte geschmeidig eine Sehne, die die meisten Männer gar nicht hätten bewegen können. Er hielt den eingelegten Pfeil ruhig und wartete gelassen ab. Und Fire wurde übel, nicht, weil sie wusste, ein Pfeil dieser Größe, von diesem Bogen aus dieser Nähe abgeschossen, würde ihr das Knie zerschmettern. Ihr war übel, weil sich Jod mit seinem Bogen bewegte, als sei dieser einer seiner Körperteile, so natürlich und geschickt und zu sehr wie Archer.
    Sie sprach, um den Jungen zu beschwichtigen, aber auch, weil sie Fragen hatte, auf die sie Antworten brauchte. »Letztes Frühjahr hat ein Bogenschütze einen Mann erschossen, der in den Käfigen meines Vaters eingesperrt war«, sagte sie zu Jod. »Es war ein außergewöhnlich schwieriger Schuss. Waren Sie der Schütze?«
    Jod hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, das war offensichtlich. Er schüttelte unglücklich den Kopf, als versuchte er sich an all die Dinge zu erinnern, die er je getan hatte, und käme nicht über den Vortag hinaus.
    Â»Ja, das war Jod«, sagte der Junge ausdruckslos. »Er ist bei uns fürs Schießen verantwortlich. Er hat ein Talent, das man nicht verschwenden sollte. Und er ist so erfreulich formbar«, sagte er und tippte sich mit dem Finger an den Kopf, »wenn du weißt, was ich meine. Ein Glückstreffer, dieser Jod.«
    Â»Und was ist Jods Geschichte?«, fragte Fire den Jungen und versuchte sich seinem ausdruckslosen Tonfall anzupassen.
    Diese Frage schien dem Jungen maßloses Vergnügen zu bereiten. Er lächelte ein sehr freudiges und unerfreuliches Lächeln. »Interessant, dass du danach fragst. Erst vor ein paar Wochen hatten wir einen Besucher, der

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