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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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nicht, über Gründe zu sprechen, bitte, lass mich einfach nur allein. Bitte!
    Er war tief getroffen und wandte sich zum Gehen. Dann blieb er stehen und drehte sich noch einmal um. »Nur eins noch: Dein Pferd steht unten im Stall.«
    Fire warf einen Blick über die Felsen zu dem grauen Pferd, das im Schnee mit den Hufen stampfte, und begriff nicht. Sie ließ Nash ihre Verwirrung spüren.
    Â»Hast du Brigan nicht gesagt, dass du gerne dein Pferd hättest?«, fragte er.
    Fire wirbelte herum und sah ihn zum ersten Mal direkt an. Er sah gut aus und wirkte entschlossen, eine kleine neue Narbe reichte bis an seine Lippe, sein Umhang hing über einer gepanzerten Lederrüstung. Sie sagte: »Du meinst doch nicht etwa Small?«
    Â»Natürlich«, sagte er, »Small. Wie auch immer, Brigan dachte, du hättest ihn gerne hier. Er ist unten.«
    Fire rannte.
    Seit sie Archers Leiche gefunden hatte, hatte Fire so oft und viel geweint, über jede Kleinigkeit geweint, immer mit wortlosen Tränen, die ihr übers Gesicht liefen. Die Art, wie sie weinte, als sie Small erblickte, der sich, unscheinbar und ruhig, die Haare in den Augen, gegen die Tür seiner Box drückte, um zu ihr zu gelangen, war anders. Sie glaubte, von der Heftigkeit dieser Schluchzer zu ersticken oder in ihrem Innern zu zerreißen.
    Musa war beunruhigt und folgte ihr in die Box, wo sie ihr über den Rücken strich, während Fire sich keuchend an Smalls Hals klammerte. Neel reichte ihr Taschentücher. Es hatte keinen Zweck. Sie konnte nicht aufhören zu weinen.
    Es ist meine Schuld , sagte sie immer wieder zu Small. Oh, Small, es ist meine Schuld. Ich hätte sterben sollen, nicht Archer. Archer hätte niemals sterben dürfen.
    Nach langer Zeit weinte sie sich an einen Ort, wo sie verstand, dass es nicht ihre Schuld war. Und dann weinte sie weiter, einfach aus dem Kummer heraus, zu wissen, dass er nicht mehr da war.
    Sie wachte nicht von einem Albtraum auf, sondern von etwas Tröstlichem. Dem Gefühl, in warme Decken gehüllt zu sein und an Smalls warmen, atmenden Rücken gelehnt zu schlafen.
    Musa und mehrere andere Wachen führten vor der Box mit jemandem eine gemurmelte Unterhaltung. Fires verschlafenes Bewusstsein tastete sich an sie heran. Der Jemand war der König.
    Ihre Panik war verschwunden, ersetzt von einer eigenartigen, friedlichen Leere. Fire setzte sich auf und strich mit ihren verbundenen Händen leicht über Smalls wunderbaren Leib, fuhr hin und her, um die Stellen zu berühren, an denen sein Fell um Greifvogelmonsternarben herum unregelmäßig wuchs. Sein Bewusstsein döste sanft und das Heu neben seinen Nüstern wurde von seinem Atem bewegt. Er war ein dunkler Koloss im Fackelschein. Er war perfekt.
    Sie berührte Nashs Bewusstsein. Er kam zur Tür der Box, beugte sich darüber und sah sie an. Zögern und Liebe waren auf seinem Gesicht und in seinem Gefühl deutlich zu spüren.
    Â»Du lächelst«, sagte er.
    Natürlich waren Tränen die Reaktion auf diese Worte. Wütend auf sich selbst, versuchte Fire sie zurückzuhalten, aber sie drängten trotzdem hervor.
    Â»Es tut mir leid«, sagte sie.
    Er kam in die Box und hockte sich in die Lücke zwischen Smalls Kopf und Brust. Er streichelte Smalls Hals, während er sie betrachtete.
    Â»Ich nehme an, du hast viel geweint«, sagte er.
    Â»Ja«, sagte sie niedergeschlagen.
    Â»Du musst ganz erschöpft und zerschlagen sein.«
    Â»Ja.«
    Â»Und deine Hände. Tun sie immer noch sehr weh?«
    Diese ruhige Befragung hatte etwas Tröstliches. »Es geht schon ein bisschen besser.«
    Nash nickte ernsthaft und streichelte weiterhin Smalls Hals. Er war genauso gekleidet wie vorhin, nur dass er jetzt seinen Helm unter dem Arm trug. In der Dunkelheit und dem orangefarbenen Licht wirkte er älter. Er war auch älter, zehn Jahre älter als sie. Fast alle ihre Freunde waren älter; sogar Brigan, der Jüngste der Geschwister, hatte ihr beinahe fünf Jahre voraus. Aber sie glaubte nicht, dass es am Altersunterschied lag, dass sie sich vorkam wie ein Kind, das von Erwachsenen umgeben war.
    Â»Warum bist du immer noch hier?«, fragte sie. »Müsstest du nicht in irgendeiner Höhle sein und Leuten Mut zusprechen?«
    Â»Das müsste ich«, sagte er und nahm ihren Sarkasmus unbeeindruckt zur Kenntnis, »und ich bin hier, weil ich mein Pferd holen wollte, um zu

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