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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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großes Bedürfnis nach Trost hatten.
    Eines Tages wurde ein Soldat mit einem Pfeil im Oberschenkel hereingebracht, an den sie sich sehr gut erinnerte. Es war der Mann, der ihr damals seine Geige geliehen hatte – der riesige, zerklüftete, liebenswürdige Baum von einem Mann. Sie lächelte bei seinem Anblick. Dann und wann führten sie leise Gespräche, während sie den Schmerz seiner heilenden Wunde linderte. Er sagte kaum etwas über ihre abgestorbenen Finger, aber seine Miene brachte sein tiefes Mitgefühl zum Ausdruck, wann immer er sie ansah.
    Als Brocker eintraf, nahm er ihre Hände, hielt sie an sein Gesicht und weinte.
    Zusammen mit Brocker kam nicht nur Roen, sondern auch Mila, denn Brocker hatte das Mädchen gebeten, seine militärische Assistentin zu werden, und Mila hatte sich einverstanden erklärt. Brocker und Roen – alte Freunde, die sich seit den Zeiten von König Nax nicht mehr gesehen hatten – waren jetzt praktisch unzertrennlich und Mila war oft bei ihnen.
    Nash sah Fire nur gelegentlich, wenn er in die Festung kam, um Informationen auszutauschen oder um mit Garan und Clara, Brocker und Roen Strategien zu entwickeln, dreckig und ausgezehrt, sein Lächeln schmal.
    Â»Ich glaube, König Nash wird zurückkommen«, sagte Mila jedes Mal ruhig zu Fire, wenn er wieder in die Höhlen aufbrach. Und obwohl Fire wusste, dass es keine logischen Gründe für Milas Versicherung gab, trösteten sie ihre Worte.
    Mila hatte sich verändert. Sie arbeitete hart neben Brocker, ruhig und konzentriert. »Ich habe erfahren, dass es ein Medikament gibt, mit dem man eine Schwangerschaft beenden kann, wenn sie sich bemerkbar macht«, erklärte sie Fire eines Tages leichthin. »Dafür ist es bei mir natürlich zu spät. Wussten Sie davon, Lady?«
    Fire war sprachlos. »Natürlich nicht, sonst hätte ich es dir gesagt und es für dich beschafft.«
    Â»Clara hat mir davon erzählt«, sagte Mila. »Die Heiler des Königs sind beeindruckend, aber offenbar muss man in gewissen Kreisen von King’s City aufgewachsen sein, um auch nur ansatzweise zu wissen, wozu sie fähig sind. Ich habe mich geärgert, als ich davon gehört habe«, fügte sie hinzu. »Ich war wütend. Aber es hat eigentlich keinen Zweck, noch weiter darüber nachzudenken. Ich bin nicht anders als alle anderen, stimmt’s, Lady? Wir alle gehen auf Wegen, die wir selbst nie gewählt hätten. Ich glaube, ich war mein eigenes Gejammer irgendwann leid.«
    Â»Dieser Junge«, sagte Brocker später am selben Tag. Er saß neben Fire auf einem Stuhl auf dem Dach, wo er sich hatte hintragen lassen, weil er das grau gescheckte Pferd sehen wollte. Er schüttelte den Kopf und knurrte. »Dieser Junge. Wahrscheinlich habe ich Enkel, von denen ich nie erfahren werde. Ich traue ihm zu, dass er nur gestorben ist, damit mich die Angelegenheit mit Mila und Prinzessin Clara tröstet und nicht ärgert.«
    Sie sahen dem Tanz zu, der unter ihnen stattfand: zwei Pferde, die einander umkreisten und von denen das schlichte braune immer wieder die Nase ausstreckte, um zu versuchen, dem ausweichenden grauen Rumpf des anderen einen nassen Kuss aufzudrücken. Fire wollte erreichen, dass sich die beiden Pferde anfreundeten, weil die Stute noch ein paar mehr Seelen auf der Welt brauchen würde, denen sie vertraute, wenn sie wirklich vorhatte, Fire überallhin zu folgen. Heute versuchte die Stute immerhin nicht mehr, Small einzuschüchtern, indem sie sich aufbäumte und nach ihm ausschlug. Das war ein Fortschritt.
    Â»Das ist eine River-Stute«, sagte Brocker.
    Â»Eine was?«
    Â»Eine River-Stute. Ich habe schon mal ein oder zwei solcher Apfelschimmel gesehen; sie stammen von der Quelle des Winged River. Ich glaube nicht, dass es einen großen Markt für diese River-Pferde gibt, obwohl sie so edel sind – sie sind unglaublich teuer, weil es so schwer ist, sie zu fangen, und noch schwerer, sie zu zähmen. Sie sind nicht so gesellig wie andere Pferde.«
    Da fiel Fire ein, dass Brigan einmal begeistert von diesen Pferden gesprochen hatte. Ihr fiel auch ein, dass die Stute sie von Cutters Anwesen aus stur nach Südwesten getragen hatte, bis Fire sie wendete. Sie hatte versucht, nach Hause zu kommen – Fire mit nach Hause an den Winged River zu nehmen. Jetzt war das Pferd hier, wo es nicht hingewollt hatte, aber

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