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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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für Fire, dass sie nie allein sein durfte. Sogar in den Nächten, in denen ihr das Einschlafen nicht so schwerfiel, unternahm sie weiterhin späte Spaziergänge mit ihrer Wache, weil das dem Alleinsein am nächsten kam. In den meisten Nächten begegnete sie dem Oberbefehlshaber und sie wechselten ein paar leise Sätze. Es war überraschend leicht, mit ihm zu reden.
    Â»Sie lassen einige Männer absichtlich durch Ihre geistige Abwehr schlüpfen, Lady«, sagte Brigan eines Nachts zu ihr. »Stimmt das?«
    Â»Manche überraschen mich«, sagte sie, den Rücken gegen einen Felsen gelehnt und die Augen in den Himmel gerichtet.
    Â»Ja, gut«, sagte er. »Aber wenn ein Soldat mit der Hand am Messer und weit offenem Bewusstsein durch das ganze Lager läuft, wissen Sie, dass er kommt, und in den meisten Fällen könnten Sie seine Absichten ändern und ihn zum Umkehren bringen, wenn Sie wollten. Wenn dieser Mann Sie angreift, dann, weil Sie es zugelassen haben.«
    Der Felsen, an dem Fire lehnte, passte zur Form ihres Körpers; sie hätte dort einschlafen können. Sie schloss die Augen und dachte darüber nach, wie sie ihm eingestehen konnte, dass er Recht hatte. »Ich bringe eine Menge Männer zum Umkehren, so wie Sie sagen, und vereinzelt auch Frauen. Meine Wache weiß nichts von ihnen. Aber das sind diejenigen, die mich nur ansehen oder berühren oder mir etwas sagen wollen – diejenigen, die einfach nur überwältigt sind oder glauben mich zu lieben und mir freundliche Gefühle entgegenbringen.« Sie zögerte. »Was diejenigen angeht, die mich hassen und wirklich verletzen wollen – ja, da haben Sie Recht. Manchmal lasse ich zu, dass mich die bösartigsten Männer angreifen. Denn dann kommen sie hinter Gitter, und das ist außer dem Tod der einzige Ort, wo sie keine Bedrohung mehr für mich sind. Ihre Armee ist zu groß, mein Prinz«, sagte sie und warf ihm einen Blick zu. »Es sind zu viele Leute, um mit allen gleichzeitig fertigzuwerden. Ich muss mich schützen, so gut ich kann.«
    Brigan brummte. »Ich muss Ihnen Recht geben. Und Ihre Wache ist überaus fähig. Solange Ihnen das nicht zu gefährlich ist.«
    Â»Vermutlich sollte ich inzwischen stärker an das Gefühl der Gefahr gewöhnt sein«, sagte sie. »Aber es kostet mich manchmal noch viele Nerven.«
    Â»Ich habe gehört, dass Sie Mydogg und Murgda begegnet sind, als Sie im Frühjahr die Festung meiner Mutter verlassen haben«, sagte er. »Kamen sie Ihnen bedrohlich vor?«
    Fire erinnerte sich an den beunruhigenden Blick, den die beiden gewechselt hatten. »Undeutlich. Ich könnte nicht genau bestimmen, wie sehr, aber ja, sie fühlten sich bedrohlich an.«
    Er schwieg. »Es wird Krieg geben«, sagte er dann leise, »und ich weiß nicht, wer am Ende König sein wird. Mydogg ist ein kalter und habgieriger Mann und ein Tyrann. Gentian ist schlimmer als ein Tyrann, weil er außerdem ein Narr ist. Nash ist von den dreien der Beste, kein Vergleich. Er kann gedankenlos sein; er ist impulsiv. Aber er ist gerecht und wird nicht von Eigeninteresse angetrieben, außerdem hat er ein Bewusstsein für Frieden und manchmal Anflüge von Weisheit …« Er brach ab und als er weitersprach, klang er ziemlich hoffnungslos. »Es wird Krieg geben, Lady, und die Verluste an Menschenleben werden fürchterlich sein.«
    Fire saß schweigend da. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass das Gespräch eine so ernste Wendung nehmen würde, aber es überraschte sie nicht. In diesem Königreich lagen düstere Gedanken niemandem allzu fern, schon gar nicht diesem Mann. Diesem Jungen, dachte sie, als Brigan gähnte und sich durch die Haare wuschelte. »Wir sollten versuchen ein wenig zu schlafen«, sagte er. »Ich hoffe, ich kann uns morgen bis zum Grauen See bringen.«
    Â»Gut«, sagte Fire, »ich will baden.«
    Brigan warf den Kopf zurück und lächelte den Himmel an. »Wohl gesprochen, Lady. Die Welt mag auseinanderfallen, aber wenigstens können wir alle baden.«
    In einem kalten See zu baden, bot einige unvorhergesehene Herausforderungen – wie zum Beispiel die kleinen Fischmonster, die um sie herumschwärmten, als Fire ihre Haare eintauchte, und die Insektenmonster, die versuchten, sie bei lebendigem Leibe aufzufressen, und die Notwendigkeit einer speziellen Wache aus

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