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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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meinen Sie das?«, fragte Fire und spürte einen Regentropfen, den sie hinwegwünschte.
    Er dachte einen Moment nach. »Sie sagte mir, dass sie ärgerlich war, aber es fühlte sich nicht wie Ärger an. Sie erhob nie die Stimme. Sie saß einfach da und nähte oder was immer sie gerade machte und wir sprachen über meine Vergehen, und jedes Mal schlief ich auf meinem Stuhl ein. Wenn ich aufwachte, war es zu spät, um noch zum Abendessen zu gehen, und sie gab mir im Spielzimmer etwas zu essen. Ein ziemliches Vergnügen für einen kleinen Jungen, von dem man normalerweise erwartete, dass er sich zum Abendessen fein machte und dann zwischen lauter langweiligen Leuten ernst und still dasaß.«
    Â»Hört sich nach einem ziemlich ungezogenen Jungen an.«
    Ein Lächeln flackerte über sein Gesicht. Wassertropfen fielen auf seine Stirn. »Als ich sechs war, fiel Nash über einen Stolperdraht und brach sich die Hand. Mein Vater erfuhr davon. Das setzte meinen Kapriolen eine Zeit lang ein Ende.«
    Â»So leicht haben Sie nachgegeben?«
    Er reagierte nicht auf ihren scherzhaften Tonfall. Sie sah ihn an, seine in den Himmel gereckte gerunzelte Stirn, seine düstere Miene, und hatte plötzlich Angst davor, worüber sie eigentlich sprachen; denn es schien auf einmal erneut, als sprachen sie möglicherweise über Cansrel.
    Â»Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum Roen immer außer sich war, wenn ich mich schlecht benommen habe«, sagte er. »Sie hatte Angst, dass Nax es herausfinden und sich in den Kopf setzen könnte, mich zu bestrafen. Er war ein … maßloser Mann zu der Zeit. Seine Bestrafungen waren unverhältnismäßig.«
    Sie sprachen also wirklich über Cansrel. Fire schämte sich. Sie saß mit gesenktem Kopf da und fragte sich, was Nax getan hatte – was Cansrel Nax hatte tun lassen –, um einen Sechsjährigen zu bestrafen, der wahrscheinlich schon damals schlau genug gewesen war, um Cansrel zu durchschauen.
    Regentropfen klatschten auf ihren Schal und ihre Schultern.
    Â»Ihre Mutter hatte rote Haare«, sagte Brigan leichthin, als fühlten sie nicht beide die Anwesenheit zweier toter Männer zwischen diesen Felsen. »Natürlich nicht zu vergleichen mit Ihren. Und sie war musikalisch wie Sie, Lady. Ich kann mich noch daran erinnern, als Sie geboren wurden. Und ich erinnere mich, dass Jessa geweint hat, als Sie ihr weggenommen wurden.«
    Â»Hat sie das?«
    Â»Hat meine Mutter Ihnen nichts von Jessa erzählt?«
    Fire schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. »Doch, mein Prinz, aber ich höre es immer wieder gern.«
    Brigan wischte sich den Regen aus dem Gesicht. »Dann tut es mir leid, dass ich mich nicht an mehr erinnern kann. Wenn wir es vorher wüssten, dass jemand stirbt, würden wir die Erinnerungen besser festhalten.«
    Fire verbesserte ihn flüsternd. »Die guten Erinnerungen.« Sie stand auf. Dieses Gespräch war eine Mischung aus zu vielen traurigen Dingen. Und ihr selbst machte der Regen zwar nichts aus, aber es kam ihr ungerecht vor, ihre Wache der Nässe auszusetzen.

Am Morgen ihres letzten Reittages wachte Fire mit Rückenschmerzen, schmerzenden Brüsten und Verspannungen in Nacken und Schultern auf. Es war nie vorhersehbar, wie sich ihre Monatsblutung ankündigen würde. Manchmal verstrich die Zeit davor fast beschwerdefrei. In anderen Fällen war Fire eine unglückliche Gefangene in ihrem eigenen Körper.
    Aber wenigstens würde sie unter Nashs Dach sein, sobald die Blutung begann; sie musste sich nicht mit einer Erklärung für die wachsende Anzahl von Monsterangriffen in Verlegenheit bringen.
    Mit benommenen Verstand, besorgt und nervös, saß sie auf Smalls Rücken. Sie sehnte sich nach ihrem eigenen Bett, wünschte, sie wäre nicht mitgekommen. Fire war nicht in der Stimmung für Schönheit, und als sie an einem großen felsigen Hügel vorbeikamen, aus dessen Ritzen überall Wildblumen sprossen, musste sie sich zwingen, den Nebel aus ihren Augen zu vertreiben.
    Das Land wurde grüner, und schließlich erreichten sie eine Schlucht, die sich vor ihnen in beide Richtungen erstreckte. Von ihrem Grund ragten unzählige Bäume auf und das Wasser des Winged River toste hindurch. Oberhalb des Flusses führten eine Straße und ein offensichtlich stark frequentierter Grasweg von Osten nach Westen. Die Armee wandte

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