Die Flammende
sich ostwärts und ritt schnell den Grasweg entlang. Die StraÃe war voller Menschen, Wagen und Kutschen, die in beiden Richtungen unterwegs waren. Viele blieben stehen, um die erste Abteilung vorbeireiten zu sehen, und winkten.
Fire beschloss sich vorzustellen, dass sie mit ihrer Wache ausgeritten war und diese übrigen Tausende nicht existierten. Kein Fluss und keine StraÃe zu ihrer Rechten, kein Kingâs City vor ihr. Das war eine tröstliche Vorstellung, und ihr Körper schrie nach Trost.
Als die erste Abteilung zum Mittagessen haltmachte, hatte Fire keinen Appetit. Sie saà im Gras, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und hielt sich den dröhnenden Kopf.
»Lady«, sagte die Stimme des Oberbefehlshabers über ihr.
Fire setzte eine gelassene Miene auf und blickte hoch. »Ja, mein Prinz?«
»Brauchen Sie einen Heiler, Lady?«
»Nein, mein Prinz. Ich habe nur nachgedacht.«
Er glaubte ihr nicht, das konnte sie an seinem skeptisch verzogenen Mund erkennen; aber er lieà es durchgehen. »Ich habe ein dringendes Hilfegesuch aus dem Süden erhalten«, sagte er. »Sobald wir den Königshof erreicht haben, werde ich mich dahin aufmachen. Ich wollte mich erkundigen, ob Sie noch irgendetwas haben möchten, Lady, das ich Ihnen vor meiner Abreise besorgen kann.«
Fire zupfte an ein paar Grashalmen und schluckte die Enttäuschung hinunter. Ihr fiel nichts ein, was sie haben wollte, zumindest nichts, was irgendjemand ihr besorgen konnte, auÃer der Antwort auf eine Frage. Sie stellte sie sehr leise. »Warum sind Sie nett zu mir?«
Er schwieg und betrachtete ihre Hände, die an dem Gras zogen. Dann bückte er sich, um ihr auf Augenhöhe zu begegnen. »Weil ich Ihnen vertraue.«
Die Welt um sie herum wurde ganz still und Fire starrte unverwandt das Gras an, das grün leuchtete.
»Warum sollten Sie mir vertrauen?«
Er warf den Soldaten um sie herum einen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Dieses Gespräch führen wir besser ein andermal.«
»Es gibt doch etwas, das Sie für mich tun können«, sagte sie. »Es ist mir gerade eben eingefallen.«
»Lassen Sie hören.«
»Sie könnten eine Wache mitnehmen, wenn Sie nachts spazieren gehen.« Und dann, als sich seine Augenbrauen hoben und sie sah, wie er seine Weigerung formulierte: »Bitte, mein Prinz. Es gibt Menschen, die Sie töten wollen, und viele andere, die ihr Leben geben würden, um das zu verhindern. Zollen Sie denen, die Ihr Leben so hoch schätzen, Respekt.«
Er wandte stirnrunzelnd das Gesicht ab. Seine Stimme klang nicht erfreut. »Nun gut.«
Nachdem das erledigt war und er höchstwahrscheinlich bedauerte, dieses Gespräch überhaupt begonnen zu haben, ging Brigan zurück zu seinem Pferd.
Als sie wieder im Sattel saÃ, dachte Fire über das Vertrauen des Oberbefehlshabers nach, drehte und wendete es hin und her wie ein Bonbon in ihrem Mund und versuchte zu entscheiden, ob sie daran glaubte. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass er log. Aber sie hielt es für genauso unwahrscheinlich, dass er überhaupt jemandem vertraute â zumindest nicht vollkommen, nicht so, wie Brocker oder Donal es taten oder Archer an den Tagen, an denen er beschloss, ihr zu vertrauen.
Das Problem mit Brigan war, dass er so verschlossen war. Wann hatte sie je einen Menschen nur anhand seiner Worte beurteilen müssen? Sie hatte kein Rezept, um einen Menschen wie ihn zu verstehen, weil er der einzige dieser Art war, den sie je kennengelernt hatte.
Der Winged River hieà deshalb geflügelter Fluss, weil sein Wasser sich, kurz bevor es das Ende seiner Reise erreicht hatte, in die Luft erhob. Dort, wo der Fluss vom Rand einer hohen, grünen Klippe sprang und ins Wintermeer stürzte, war Kingâs City entstanden, zunächst am nördlichen Ufer; später hatte sich die Stadt weiter nach Norden und auf das Südufer ausgedehnt. Die Altstadt war mit der Neustadt durch Brücken verbunden, bei deren Konstruktion mehr als ein unglückseliger Ingenieur den Wasserfall hinunter in den Tod gestürzt war. Ein Kanal mit steilen Staustufen verband die Stadt auf der nördlichen Seite mit Cellar Harbor, dem unterhalb gelegenen Hafen.
Als sie mit ihrer fünftausendköpfigen Eskorte durch die äuÃere Stadtmauer ritt, kam sich Fire vor wie ein tumbes Mädchen vom Lande. So viele Menschen in dieser Stadt,
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