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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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Gerüche und Geräusche, bunt bemalte, dicht gedrängte Gebäude mit steilen Dächern, rote Holzhäuser mit grünen Kanten, lila mit Gelb, blau mit Orange. Fire hatte nie zuvor ein Gebäude gesehen, das nicht aus Stein war. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass Häuser eine andere Farbe haben konnten als Grau.
    Die Menschen reckten sich aus den Fenstern, um die erste Abteilung vorbeireiten zu sehen. Frauen in den Straßen flirteten mit den Soldaten und warfen Blumen, so viele Blumen, dass es Fire wie eine unglaubliche Verschwendung vorkam. Diese Menschen bewarfen Fire mit mehr Blumen, als sie in ihrem ganzen Leben gesehen hatte.
    Eine Blume landete auf der Brust eines von Brigans besten Schwertkämpfern, der rechts von Fire ritt. Als Fire ihn anlachte, strahlte er und gab ihr die Blume. Auf diesem Ritt durch die Straßen der Stadt war Fire nicht nur von ihrer Wache umgeben, sondern auch von Brigans fähigsten Kämpfern und Brigan selbst zu ihrer Linken. Der Oberbefehlshaber trug das Grau seiner Truppen und hatte die Standartenträgerin etwas weiter hinten postiert. All das waren Versuche, möglichst wenig Aufmerksamkeit auf Fire zu lenken, und Fire wusste, dass sie ihre Rolle nicht gut spielte. Sie hätte ernst dasitzen sollen, das Gesicht gesenkt, um keinem der Blicke zu begegnen. Stattdessen lachte sie – lachte und strahlte, war immun gegen ihre Schmerzen und Beschwerden und freute sich über die Fremdheit und die Betriebsamkeit dieses Ortes.
    Aber es dauerte nicht allzu lang – sie hätte nicht sagen können, ob sie es zuerst gespürt oder gehört hatte –, bis sich ihr Publikum veränderte. Ein Flüstern schien den Jubel zu verdrängen und dann ein seltsames Schweigen; ein Innehalten. Fire fühlte es: Erstaunen und Bewunderung. Trotz ihrer bedeckten Haare und der zerrissenen, schmutzigen Reitkleidung, und obwohl diese Stadt sie seit siebzehn Jahren nicht gesehen, vermutlich noch nicht einmal an sie gedacht hatte, hatten Fires Gesicht, ihre Augen und ihr Körper allen verraten, wer sie war. Und der Schal um ihren Kopf hatte die Vermutung der Menschen bestätigt, denn warum sonst sollte sie ihre Haare bedecken? Sie wurde sich ihrer guten Stimmung bewusst, die sie nur noch stärker strahlen ließ. Daraufhin brachte sie ihr Lächeln zum Erlöschen und senkte den Blick.
    Brigan machte seiner Standartenträgerin ein Zeichen, nach vorne zu kommen und neben ihnen zu reiten.
    Fire sprach leise. »Ich spüre keine Gefahr.«
    Â»Trotzdem«, sagte Brigan grimmig. »Wenn sich ein Bogenschütze aus einem dieser Fenster lehnt, soll er uns beide bemerken. Ein Mann, der sich an Cansrel rächen will, wird nicht auf Sie schießen, wenn er dabei riskiert, mich zu treffen.«
    Sie überlegte, einen Witz darüber zu machen. Wenn ihre Feinde Brigans Freunde waren und ihre Freunde Brigans Feinde, könnten sie Arm in Arm durch die Welt wandern und würden nie wieder von einem Pfeil getroffen werden.
    Aber da stieg ein unheimliches Geräusch aus der Stille auf. »Fire«, rief eine Frau aus einem Fenster im ersten Stock. Eine Gruppe barfüßiger Kinder in einer Tür nahm den Ruf auf. Weitere Stimmen fielen ein und der Ruf schwoll an, bis die Leute das Wort deklamierten, sangen, einige voller Verehrung, andere beinahe anklagend – und wieder andere ganz ohne Grund, außer dem, von der einnehmenden und gedankenlosen Leidenschaft einer Menge mitgerissen zu werden. Fassungslos und verwirrt vom Klang ihres eigenen Namens ritt Fire auf die Mauern von Nashs Palast zu.
    Die Fassade des Königspalasts war schwarz, davon hatte Fire schon gehört. Aber obwohl sie das wusste, war sie nicht auf die Schönheit oder den Glanz des Steins vorbereitet. Es war ein Schwarz, das sich je nach Blickwinkel veränderte, schimmerte und das Licht anderer Dinge reflektierte, so dass Fires erster Eindruck der sich verschiebender Tafeln war: in Schwarz, Grau und Silber, in Blau, das vom östlichen Himmel reflektiert wurde, und in Orange und Rot von der untergehenden Sonne.
    Fires Augen hatten sich nach den Farben in King’s City gesehnt, ohne dass sie es gewusst hatte. Wie ihr Vater an diesem Ort geleuchtet haben musste.
    Die fünftausend Soldaten bogen ab, als Fire, ihre Wache und Brigan auf die Rampe zum Tor zuritten. Speere wurden gehoben und die Türen schwangen nach innen auf. Sie ritten durch ein Torhaus aus

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