Die Flammende
ich das nächste Mal auf dem Weg nach Norden in die Stadt komme. Das ist eine Strecke, auf der ich oft unterwegs bin. Es wird vermutlich nicht länger als ein paar Wochen dauern. Ist das annehmbar für Sie?«
Es war nicht annehmbar; es war viel zu lang. Aber Fire nickte und schluckte unter Schmerzen.
»Ich muss gehen«, sagte er. »Clara weiÃ, wie man mir eine Nachricht zukommen lassen kann.«
Fire nickte erneut. Brigan wandte sich um und war fort.
Sie nahm ein Bad und bekam eine Massage und einen warmen Wickel von einer so fähigen Heilerin, dass es Fire nichts ausmachte, dass die Frau die Hände nicht von ihren Haaren lassen konnte. Bekleidet mit dem schlichtesten Kleid aus der groÃen Auswahl, die ein Dienstmädchen ihr mit weit aufgerissenen Augen gebracht hatte, war Fire wieder ein bisschen sie selbst; so sehr sie selbst, wie es in diesen fremden Räumen möglich war, ohne zu wissen, was sie als Nächstes von dieser eigenartigen Königsfamilie zu erwarten hatte. Und der Musik beraubt, da sie die geliehene Geige ihrem rechtmäÃigen Eigentümer zurückgegeben hatte.
Die erste Abteilung würde eine Woche in Kingâs City bleiben und dann wieder aufbrechen, um die Befehle auszuführen, die Oberbefehlshaber Brigan ihnen hinterlassen hatte. Als Fire aus dem Badezimmer kam, stellte sie fest, dass Brigan beschlossen hatte, ihr ihre gesamte Wache dauerhaft zuzuteilen, mit denselben Regeln wie bisher: Sechs Wachen sollten sie überallhin begleiten und zwei Frauen in ihrem Schlafzimmer bleiben, während sie schlief. Sie bedauerte, dass diese Soldatinnen und Soldaten weiterhin so eine langweilige Aufgabe haben würden, aber noch mehr bedauerte sie, dass sie ständig um sie sein würden. Ihr Mangel an Privatsphäre war schlimmer als ein Verband, der an einer Wunde scheuert.
Als es Zeit zum Abendessen war, gab sie Rückenschmerzen vor, um zu vermeiden, schon so bald vor Nash und seinem Hof erscheinen zu müssen. Nash schickte Diener mit Rollwagen auf ihr Zimmer, auf denen ein Festessen angerichtet war, von dem alle Bewohner ihres eigenen Steinhauses im Norden satt geworden wären und die aus Archers Haus noch dazu. Fire dachte an Archer und schob den Gedanken dann beiseite. Er brachte sie den Tränen zu nahe.
Nach dem Abendessen kam Welkley mit vier Geigen, je zwei hingen an den Fingern jeder Hand. Unglaubliche Geigen, die alles andere als durchschnittlich waren, wunderbar nach Holz und Lack rochen und braun, orange, zinnoberrot schimmerten. Es waren die besten, die er in so kurzer Zeit auftreiben konnte, erklärte Welkley. Sie sollte sich eine der vier als Geschenk der Königsfamilie aussuchen.
Fire konnte sich denken, welches Mitglied der Königsfamilie eine Minute inmitten seiner Beschäftigung erübrigt hatte, um eine Ansammlung der besten Geigen der Stadt zu bestellen, und schon wieder war sie den Tränen unangenehm nahe. Sie nahm dem Diener die Instrumente nacheinander ab, eins schöner als das andere. Welkley wartete geduldig, während sie darauf spielte, ausprobierte, wie sie sich an ihrem Hals anfühlten, wie stark die Saiten in ihre Fingerspitzen einschnitten, wie voll ihr Klang war. Es gab eine Geige, nach der sie immer wieder griff, mit kupferrotem Lack und einem Klang, der so rein war wie die Zacke eines Sterns, klar und einsam, und der sie irgendwie an zu Hause erinnerte. Diese hier, dachte sie bei sich. Das ist sie. Ihr einziger Makel war, erklärte sie Welkley, dass sie zu gut für ihre bescheidenen Fähigkeiten war.
In dieser Nacht hielten Erinnerungen sie wach und Schmerzen und Sorgen. Aus Angst vor dem Hof, in dem sogar noch spätnachts viel Betrieb herrschte, und weil sie nicht wusste, wie sie zu einer Stelle kommen sollte, von der aus sie einen offenen Blick in den Himmel hatte, ging sie mit sechs ihrer Wachleute zu den Ställen. Sie lehnte sich an die Tür der Box ihres dösenden, schräg gelegten Pferdes.
Warum bin ich hergekommen?, fragte sie sich. Was habe ich mir da bloà eingebrockt? Ich gehöre nicht hierher. Oh, Small. Warum bin ich hier?
Aus der Wärme ihrer Zuneigung für ihr Pferd schuf sie etwas Zerbrechliches und Flüchtiges, das sich beinahe so anfühlte wie Mut. Sie hoffte, es würde ausreichen.
Der Schnüffler, der im Palast des Königs gefangen genommen worden war, war nicht derselbe Mann, den Fire in den Räumen des Königs in Roens Festung gespürt
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