Die Flammende
aus?«
Einige der Wachleute kratzten sich am Kopf und murrten, dass sie sich nicht erinnern konnten; und Fire konnte den Nebel in ihren Köpfen beinahe mit Händen greifen. Aber Musas Verstand war klar. »Er war groÃ, Lady, gröÃer als der König, und dünn, beinahe ausgemergelt. Er hatte weiÃe Haare und dunkle Augen und war nicht gesund. Er war blass, fast grau, und hatte Flecken auf der Haut. Einen Ausschlag.«
»Einen Ausschlag?«
»Er war einfach gekleidet und hatte ein ganzes Bogenarsenal auf dem Rücken â eine Armbrust, einen Kurzbogen und einen groÃartigen Langbogen. Dazu einen vollen Köcher und ein Messer, aber kein Schwert.«
»Die Pfeile in seinem Köcher. Woraus waren die?«
Musa schürzte die Lippen. »Darauf habe ich nicht geachtet.«
»Aus einem weiÃen Holz«, sagte Neel.
Der Bogenschütze mit dem benebelten Verstand war also zu ihren Räumen gekommen, um die Aussicht zu bewundern. Und hatte eine Reihe ihrer Wachleute mit verwirrten Mienen und Köpfen zurückgelassen.
Fire ging zu dem Wachmann, der am stärksten benebelt war, einem Mann namens Edler. Sie legte ihm die Hand auf die Stirn. »Edler. Tut Ihnen der Kopf weh?«
Es dauerte einen Moment, bis Edler eine Antwort parat hatte. »Er tut nicht direkt weh, Lady, aber ich fühle mich irgendwie nicht ganz wie ich selbst.«
Fire überlegte, wie sie ihr Anliegen formulieren sollte. »Würden Sie mir die Erlaubnis erteilen zu versuchen, dieses Unbehagen zu beseitigen?«
»Selbstverständlich, Lady, wenn Sie wünschen.«
Fire betrat Edlers Bewusstsein genauso leicht wie das des Wilderers. Sie untersuchte seinen Nebel, betastete ihn, drehte ihn und versuchte herauszufinden, um was genau es sich dabei handelte. Es schien eine Art Ballon zu sein, der Edlers Verstand mit Leere auffüllte und seine Intelligenz an den Rand drückte.
Fire stieà fest gegen den Ballon und er zerplatzte zischend. Edlers eigene Gedanken breiteten sich aus und nahmen ihren Platz ein; und er rieb sich mit beiden Händen den Kopf. »Das fühlt sich besser an, Lady. Jetzt habe ich den Mann deutlich vor Augen. Ich glaube nicht, dass es einer der Männer des Königs war.«
»Es war kein Mann des Königs«, sagte Fire. »Der König würde keinen kränklichen Kerl mit einem Langbogen in meine Räume schicken, um die Aussicht zu bewundern.«
Edler seufzte. »Bei allen Felsen, bin ich müde.«
Fire wandte sich dem nächsten benebelten Wachmann zu und dachte bei sich, dass sie hier etwas viel Bedrohlicheres vor sich hatte als alles, was ihr bisher in den Verhörräumen begegnet war.
Später fand sie einen Brief von Archer auf ihrem Bett. Sobald die Sommerernte beendet war, wollte er sie besuchen kommen. Darüber freute Fire sich sehr, aber es machte die Situation nicht besser.
Sie war davon ausgegangen, die einzige Person in den Dells zu sein, die das Bewusstsein anderer verändern konnte.
Das Jahr, in dem Fire trainierte, ihren Vater Dinge spüren zu lassen, die nicht existierten, war dankenswerterweise auch das Jahr, in dem ihre Beziehung mit Archer ihr neues Glück bescherte.
Cansrel hatte es nichts ausgemacht, Dinge zu spüren, die nicht existierten, denn es war eine Zeit, in der die Dinge, die wirklich existierten, ihn deprimierten. Sein Weg zu allem Vergnügen war Nax gewesen und Nax war nicht mehr da. Brigan wurde immer einflussreicher und hatte einen weiteren Angriff unversehrt überstanden. Es war eine gewisse Erleichterung für Cansrel, mitten in Wochen aus Nieselregen Sonne auf seiner Haut zu spüren oder Monsterfleisch zu schmecken, das es nicht gab. Es tröstete ihn, wenn das Bewusstsein seiner Tochter ihn berührte â jetzt, wo sie sich hütete, Flammen in Blumen zu verwandeln.
Was Fire anging, litt ihr Körper; sie hatte keinen Appetit, nahm ab, bekam Schwindelanfälle, hatte Verspannungen im Nacken und in den Schultern, die zu rasenden Kopfschmerzen führten. Sie vermied es, über das, was sie vorhatte, nachzudenken. Sie war sicher, dass sie ihre Selbstbeherrschung verlieren würde, wenn sie sich ihrem Plan direkt stellte.
Archer war allerdings nicht der Einzige, der ihr in diesem Jahr Trost brachte. Eine junge freundliche Frau mit haselnussbraunen Augen namens Liddy war Fires persönliche Zofe. Sie fand Fire eines Tages zusammengerollt auf dem Bett liegend, als
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