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Die Fliege Und Die Ewigkeit

Die Fliege Und Die Ewigkeit

Titel: Die Fliege Und Die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Frage oder einen Einwand hervor.
    »Danke, Maertens«, sagte sie nur, als sie begriff, dass ich nicht weitersprechen wollte.
    »Ich weiß nicht, ob man von Ursache und Wirkung sprechen kann«, erinnere ich mich hinzugefügt zu haben. »Vielleicht ist es nur der Zug der Zeit, dem wir folgen und an den wir gebunden sind.«
    Ich sah, dass sie nicht verstand, was ich meinte.
    Plötzlich wurde der Nebel lichter. Von einer Minute zur anderen, wie es schien. Wir standen auf und gingen zurück zum Haus.
    Als wir an der bewussten Stelle ankamen, hockten dort nur noch vereinzelte Möwen und hackten und zerrten an den Resten des Kadavers. Das war bei weitem nicht mehr das gleiche blutige, aufgeregte Gastmahl wie zuvor, ich weiß nicht einmal, ob Marlene es überhaupt bemerkt hatte. Vielleicht sind meine eigene Angst und der Wahnsinn der Vögel das gleiche, kam mir in den Sinn. Der alte, blinde Schreck vor dem Unbekannten, vor dem, was wir nicht sehen können.
    Dem nicht Festgelegten.
    Dem Namenlosen.
    Später am Tag verließ sie mich für ein paar Stunden.
    Um etwas in der Stadt zu erledigen, wie sie behauptete, aber ich glaube eher, dass sie einsah, dass wir eine Weile jeder für sich sein mussten, um Abstand zu gewinnen. Unser Umgang hier draußen ist eigentümlich, viel angestrengter, als ich es mir habe vorstellen können. Er erfordert so viel Konzentration, so große Aufmerksamkeit von uns beiden, dass wir es einfach nicht ohne Unterbrechung ertragen können. Obwohl wir doch meistens einfach nur schweigen oder im Beisein des anderen herumlaufen. Aber alles scheint so von Bedeutung getränkt, jedes Wort, jede Bewegung, jeder verirrte Blick besitzt so großes Gewicht, dass es teilweise geradezu lähmend wirkt. Wenn unsere Blicke ohne Absicht miteinander kollidieren, kann es scheinen, als bekäme man einen elektrischen Schlag oder eine Backpfeife. Wir werden beide von derartigen Trivialitäten erschüttert, aber Anspannung bedeutet natürlich auch, dass wir in der Lage sind, etwas zu entdecken, dass wir zu dem vorzudringen vermögen, das nach dreißig Jahren dunkler Strömungen unter den Brücken wesentlich ist. Strömungen unter unseren innersten Brücken.
    Manchmal meine ich in ihren Augen etwas sehen zu können, was der Angst eines gefangenen Tieres ähnelt, dem dumpfen Trotz vor dem Tod, und ich werde dann manchmal von so einer Zärtlichkeit ihr gegenüber ergriffen, dass ich am liebsten alles sein lassen würde.
    Natürlich würde niemand an so einer Entwicklung seine Freude haben, und es gelingt mir problemlos, diese Gedanken beiseite zu schieben.
     
 
    Am Nachmittag tranken wir wie üblich unseren Tee im Wintergarten. Der Regen kam angetrieben und peitschte gegen das Fenster, und das Meer, das am Morgen so ruhig dagelegen hatte, rollte jetzt aufgebracht und grau. Wir saßen jeweils in unserem Korbsessel, umhüllt von unserer üblichen Vorsicht sowie zwei weinroten Decken, und ich hatte das starke Gefühl, dass gleich jemand mit einer toten Möwe hereinkommen würde. Plötzlich sagte sie, direkt ins Schweigen hinein:
    »Unser Leben ist verfehlt.«
    »Natürlich«, antwortete ich, ohne zu zögern. »Aber nachdem wir das für uns akzeptiert haben, haben wir trotzdem die Wahl.«
    »Die Wahl?«, fragte sie, ohne aufzusehen.
    »Weiterzuleben oder nicht weiterzuleben.«
    Sie zögerte eine Weile. »Sind alle Leben verfehlt?«
    »Ich denke schon. Bis hin zu diesem Augenblick. Wir tragen alle in uns Vorstellungen, die uns verfälschen.«
    Wieder machte sie eine Pause. Die Teetasse klapperte auf der Untertasse in ihrer Hand.
    »Es ist schade um uns, dass wir es so spät einsehen.«
    »Ja«, antwortete ich. »Es ist schade um die Menschen.«
    Ebenso gut hätte ich etwas anderes antworten können, aber das Knarren unserer Korbstühle, das Teetablett mit dem dünnen Meissener Porzellan, die müden Palmen am Klavier, die Regentropfen, die die Fensterscheiben herunterliefen, unsere eigene Müdigkeit nach dem Spaziergang, die Dämmerung, die aus allen Winkeln hervorwuchs... all das besaß so ein Gewicht, dass es fast ohne unser Dazutun durch uns sprach. Nach ein paar Minuten sagte ich: »Wir werden gemeinsam miteinander gehen, das werden wir, meine Liebste, komm, lass uns von hier fortgehen! Wir werden einen neuen Garten pflanzen, einen noch schöneren, du wirst ihn sehen, und dann wirst du alles verstehen. Und eine Freude, eine tiefe, innere Freude wird sich über deine Seele senken, wie die Sonne am Abend ...«
    Eine unbedeutende

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