Die Flieger von Antares - 08
ihre Pläne eingehen und die erforderlichen Gegenmaßnahmen einleiten? Kov Nath Jagdur hatte inzwischen so viele Obdjangs umgebracht, daß das Oberkommando der Armee und der Luftstreitkräfte schon ziemlich geschwächt war.
Cafresmot war ein gutes Stück von der eigentlichen Front im Osten entfernt. Die Berge der Ironie erheben sich etwa auf halbem Wege zwischen dem Yawfi Suth und Djanguraj und waren schon oft für Invasionsarmeen aus dem Osten zum letzten unüberwindlichen Hindernis geworden. Aus diesem Umstand leitet sich auch ihr Name her. Sehr oft, so hatte man mir leise lachend berichtet, hatten stolze und selbstbewußte Armeen auf umständlichen Wegen den Yawfi Suth oder den Wendwath umgangen oder überwunden und waren anschließend durch Ost-Djanduin marschiert. Nachdem sie auf diese Weise in das Land eingedrungen waren, stieg ihre Hoffnung auf eine leichte Eroberung und großen Ruhm. Doch dann ragten vor ihnen die zerklüfteten Gipfel einer Bergkette empor, die sich ohne erkennbares Ende in Nord-Süd-Richtung erstreckte und sich sogar leicht in die Richtung der Angreifer krümmte. Die Berge der Ironie waren nicht besonders hoch – mit den Stratemsk ließen sie sich überhaupt nicht vergleichen; trotzdem hatten sie immer wieder Invasionen aufgehalten. Der Schock dieser Erkenntnis hatte sich für manche Armee als folgenschwer erwiesen, so auch für die Gorgrens, als sie vor langer Zeit einmal bis in die Berge vorgedrungen waren. Die Bewohner Djanduins hatten sich sehr über diese Geschichte amüsiert.
Wahrlich, dies waren Berge der Ironie!
Von Djanguraj bis zur Westgrenze des Yawfi Suth sind es etwa hundertundsiebzig Dwaburs. Wir mußten in dieser Nacht also etwa fünfzig Dwaburs zurücklegen, lagen die Berge der Ironie doch ungefähr hundert Dwaburs von der Hauptstadt entfernt.
Der ruhige Flug des Flutduin beeindruckte mich. Ich kannte mich mit Impitern, Corths, Fluttrells, Mirvols und zahlreichen anderen kregischen Sattelvögeln aus. Unter ihnen eine Auswahl zu treffen ist schwer, denn jedes Tier hat seine Vorteile und seine Schwächen. Wir zogen über die schlafende Landschaft dahin, und als die Frau der Schleier vor uns aufstieg, füllte sich die Nacht noch stärker mit rosafarbenem Mondlicht. Wir kämpften gegen einen steifen Wind an und folgten der schimmernden Spiegelung des Flusses der Geister. Dieser Fluß entspringt in den Bergen der Ironie und zieht sich in kühnem Bogen westwärts durch Djanduin bis zur Bucht von Djanguraj, wo der Tamish-Kanal in den Ozean des Zweifels mündet. An den Ufern dieses Flusses erhebt sich Djanguraj – ebenso Cafresmot, unser Ziel. Mit gleichmäßigem Auf und Ab der Flügel schwebten wir durch die kühle Nachtluft.
In diesem Teil Djanduins wurde viel Landwirtschaft und Viehzucht betrieben. Wir überflogen zahlreiche Höfe mit riesigen Feldern und Weiden und erblickten schließlich unter uns die dunkleren Streifen ausgedehnter Schatten im rosa Licht. Cafresmot war erreicht! Die Stadt ist klein, doch belebt. Sie verfügt über einen vorzüglichen Vieh- und Ponshomarkt und einen blühenden Handel in Getreide und anderen Pflanzenarten. Felder Mindner, der sich hier gut auskannte, hatte sich von Dolar einweisen lassen, und wir wichen ein wenig nach Norden aus und näherten uns in direktem Flug einem unbeleuchteten Bauernhaus, das inmitten von Missals stand. Der Nachtwind ließ das Laub rascheln, als Felder Mindner seinen Flutduin unter den Bäumen landen ließ und wir seinem Beispiel folgten.
Die Missals gaben uns Deckung.
Vorsichtig krochen wir über einen Weg, der tief ausgefahrene Wagenspuren und zahllose Hufabdrücke von Calsanys aufwies. Niemand sagte ein Wort. Wir mußten unsere Gegner überraschen, und ich war es durchaus zufrieden, Jiktar Mindner das Kommando zu überlassen; er schien sein Geschäft zu verstehen. Der wirkliche Grund für meine Zurückhaltung war allerdings die Erkenntnis, daß ich im Grunde nur als Freund Copers hier war. Dolar hatte andere Familien in Djanguraj aufgesucht und um Hilfe für den Pallan ersucht. Chuktar Naghan, der gerade einen Besuch machte, hatte sich im Lager mit Pallan Coper getroffen und war durch abtrünnige Angehörige der hier stationierten Einheiten ermordet worden. Wenn Kov Nath diesen Mord angezettelt hatte – was wir noch beweisen mußten –, war ihm hier ein raffiniertes Manöver gelungen. Es wäre für Dolar sinnlos gewesen, nach Osten zu fliegen, um sich von der Ostarmee Hilfe zu holen. Wie er mir sagte,
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