Die Flieger von Antares - 08
wahrzunehmen«, sagte ich. Während des Sprechens prüfte ich den Wind. Schon formte sich ein Plan in meinem Kopf.
»Diese Hulus!« rief Mindner. »Sie sind besoffen genug, um sich mit einem Leem einzulassen. Sie werden uns sehen!«
Es mußte einen Ausweg geben. Die Gruppe der Gefangenen zählte zehn Köpfe, und mindestens hundert Betrunkene torkelten auf dem Kasernenhof herum. Mindner hatte sie Hulus genannt – kein unpassender Name. Sie waren im Augenblick gefährlicher als ein einfacher dummer Onker, doch noch nicht verbrecherisch genug, um als Rasts bezeichnet zu werden.
»Auf mein Zeichen hin wirst du die Burschen ablenken«, sagte ich zu Mindner. »Ich hole die Gefangenen mit den Flutduins heraus.« Er hatte schon eine heftige Erwiderung auf der Zunge, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Gib dir keine Blöße, Jiktar! Und achte auf Lady Lara und ihren Vater. Wenn du fliehen mußt, zögere nicht. Ich brauche nur ein paar Murs da drinnen – mehr nicht.«
»Ich werde dich begleiten, Notor Prescot.«
»Sei kein dummer Onker! Du lenkst die Hulus auf dieser Seite ab. Die merken überhaupt nicht, was los ist, beim Schwarzen Chunkrah!«
Ich gab ihm keine Gelegenheit zu widersprechen, sondern verschwand in der mondhellen Nacht. Lady Lara begleitete mich. Ich starrte sie aufgebracht an und wußte sehr wohl – Zair möge mir verzeihen! –, wie mein Gesicht in diesem Augenblick aussah. »Geh zurück, Lara, und bleib mir aus dem Weg. Wenn du mir nicht gehorchst, verprügele ich dich dermaßen, daß du eine Sennacht lang nicht im Zorcasattel sitzen kannst.«
»Du haariger Graint!«
Ich lachte auf. »Man hat mich schon oft einen haarigen Graint genannt, Lara!«
»O du!« sagte sie, machte kehrt und ging zu den anderen zurück.
Der Umgang mit den Flutduins war nicht ganz so schwierig, wie ich zunächst erwartet hatte. Die Tiere folgten meinen Zügelbewegungen und stiegen auf, eine rhythmische Bewegung, ein Einordnen, das sie automatisch in die günstigste Position zueinander brachte. Wir überflogen das Lager – das war zugleich das Zeichen für Mindner. Als ich dicht über dem Boden dahinraste, drehte ich mich im Sattel um und blickte zu Mindner und seiner Gruppe hinunter. Die Männer gaben sich redliche Mühe: Sie schossen Pfeile ab und brüllten laut durcheinander. Sie hatten sogar daran gedacht, sich aus Gras einige Fackeln zu machen, die sie nun auf der anderen Seite vom Lager niederwarfen. Auf diese Weise wurden der Hof und die angetrunkenen Soldaten angeleuchtet und im Kontrast dazu das rosa Licht der beiden Monde abgedunkelt – was für mich und die Gefangenen nur vorteilhaft sein konnte.
Die Flutduins ließen sich allerdings nicht leicht verbergen. Ich bildete mir nicht ein, daß mein Coup unbemerkt bleiben würde. Doch die Schützen des Vads waren sich der Bedeutung Copters bewußt. Es waren inzwischen so viele Obdjangs ums Leben gekommen, daß der Pallan der Straßen zu einer höchst wichtigen Persönlichkeit aufgerückt war. Vad Larghos' Männer würden nach Kräften schießen, wenn es notwendig werden sollte.
Die Flutduins landeten, und ich sprang aus dem Sattel und machte mich mit dem Jagdmesser an Coper und Sinkie zu schaffen. Die Schnüre sanken zu Boden.
»Oh! Notor Prescot!«
»Auf mit dir, Ortyg!« rief ich, als Sinkie ohnmächtig in seine Arme sank. »Nimm Sinkie auf die Arme und steig auf einen der Flutduin! Schnell!«
Mit heftigen Schnitten, die leider auch ein paar Wunden rissen, befreite ich die anderen Gefangenen und verteilte sie auf die übrigen Vögel. Die Flutduins stiegen auf. Ein Armbrustpfeil sauste an meinem Arm vorbei und verschwand in den Schatten. Ich fuhr herum. Ein halbes Dutzend betrunkene Soldaten starrte mich an, brüllte und schwenkte dabei die Arme. Einer versuchte seine Armbrust zu spannen, doch der Hebel glitt immer wieder zurück, und er selbst hatte die Neigung, über die eigenen Füße zu stolpern. Ein anderer Kämpfer zog den Thraxter und griff an.
Ich wußte, was diese Männer mit Coper und Sinkie gemacht hätten, wenn Kov Nath Jagdur vor uns eingetroffen wäre, und hatte daher keine Skrupel, den Hulu niederzuschlagen. Lautlos sank er zu Boden. Die Flutduins waren in der Luft. Ich sprang auf meinen Vogel, den letzten, der noch am Boden hockte, und stieg auf, ohne mich mit dem Clerketer festzuschnallen. Sofort griff ich nach meinem Bogen, zog ihn durch und schoß sechs tödliche Pfeile ab, noch ehe wir das Lager verlassen hatten. Sechs Soldaten, die
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