Die Flieger von Antares - 08
und die sich ärgern mochte, daß sie gegen mich verloren hatte, die aber ihren Ärger unterdrückte, weil sie mich wohl ganz gut leiden konnte. Lady Lara – o ja, sie hatte Temperament und Mut, sie fegte wie der Ostwind über das Sonnenuntergangsmeer! Ihr Beiname Kholin verriet, daß sie aus einem mächtigen und reichen Tan stammte – der hiesige Name für ein Haus oder einen Klan. Die Fellins und Stolins waren längst nicht so bedeutend wie die Kholins.
Wir traten im Rennen gegeneinander an, und Staubwedler brachte mir den Sieg, denn ich gedachte meine Konkurrentin nicht durch einen leichtgewonnenen Sieg zu beschämen, indem ich mein Tier etwa zügelte.
Ihr kupferrotes Haar schimmerte im Licht der Sonnen, während wir dahingaloppierten; ihre schlanke Gestalt, in graues Leder gekleidet, war angespannt über den Hals ihres Zorca gebeugt, und sie flüsterte dem Tier ihre Wünsche ins Ohr – sie flehte, lockte, drängte, befahl, verlangte nach mehr Tempo, verlangte nach einem Sieg über Staubwedler. Doch Staubwedler hatte nun einmal etwas dagegen, hinter dem Arsch eines anderen Zorca herzulaufen.
Ihre vier schlanken wohlgeformten Arme vermochten ihr auf dem Zorcarücken wenig zu helfen. Doch beim Nackt-Ringkampf mit mir erwies sie sich als höchst geschickter Gegner. Wir betrieben den Sport zum eigenen Vergnügen – im Gegensatz zu den Rennen, bei denen es um den Gewinn ging –, und ich brachte es nicht über mich, nach den Regeln der Krozairs von Zy vorzugehen und sie auf den Rücken zu werfen und ihr den Fuß auf den Hals zu setzen. Sie hatte allerdings keine solche Hemmungen und stand oft siegreich über mir und lachte mich mit schelmisch blitzenden Augen an, eine prächtige Gestalt.
»Dray Prescot, wer will noch behaupten, daß vier Arme nicht besser sind als zwei?«
»Ich sage ja nichts dagegen, Lara! Aber bei Djan persönlich, kannst du nicht den Fuß von meiner Luftröhre nehmen? Ich ersticke ja!«
Natürlich waren die Khamorro von Herrelldrin hier bekannt, lag Pellow doch nicht allzu weit entfernt. Außerdem sollten die hiesigen Kampfmönche ebenfalls Meister in der waffenlosen Verteidigung sein, wie auch im Umgang mit Stich- und Hiebwaffen.
Langsam verging die Zeit in Djanguraj, der Hauptstadt Djanduins. Allmählich wuchs mein Haar nach, und ich ließ mir einen keck geschwungenen Schnurrbart stehen.
Chuktar Rumferling hatte den Angriffsweg der Gorgrens gut abgepaßt. Er hatte den richtigen Paß gewählt – vermutlich nicht zufällig, sondern auf der Basis konkreter Erfahrungen aus früherer Zeit. Jedenfalls wurde die erste neue Invasion aus Gorgrendrin zurückgeworfen. Schweigend stand ich am Rand einer überfüllten Straße und sah zu, wie die Verwundeten zurückgebracht wurden. Am gleichen Tag wurde der neue König aus dem Strom gezogen; sein kostbarer Rock voller Edelsteine hob sich deutlich von dem schlammig-gelben Flußwasser ab. Ein neuer König folgte dem Herrscher auf den Thron.
Die Truppen lagen im wesentlichen in sorgfältig ausgewählten Stellungen an der Grenze, in Deckung des Yawfi Suth und des Wendwath; die zu Hause Gebliebenen versuchten das Land im Griff zu behalten.
Die unruhige Zeit begann ihre katastrophalen Folgen zu zeigen. Vor den Unruhen hatten drei Könige jeweils gut hundert Jahre lang geherrscht; nun folgte ein Herrscher auf den anderen, und jeder neue König begann in einer schwächeren Position. Offenbar war in dieser Frage keine langfristige Lösung möglich. Es fruchtete auch nichts, daß die Obdjangs und Djangs beschlossen, anderen Rassen den Weg zum Thron zu eröffnen. In schneller Folge versuchten sich ein Rapa, ein Chulik und ein Bleg an der Spitze des Landes – vergeblich.
Als der Bleg vom Dachbalken seines Landhauses geschnitten wurde, suchte ich Coper auf. Der Pallan der Straßen wirkte erschöpft und seltsam eingeschrumpft. Sinkie lag auf einem Diwan.
»Es freut mich, dich zu sehen, Notor Prescot. Eine üble Krankheit hat Djanduin befallen.«
»Die Armee muß zurückkehren, um einen starken König auf den Thron zu bringen«, sagte ich leichthin. »Dich, mein lieber Pallan, oder Chuktar Rumferling oder einen eurer Freunde, die euch wohlgesonnen sind.«
Bei diesen Worten fuhr Sinkie schreiend hoch.
»Notor Prescot! Ich hielt dich für einen guten Freund! Und nun solche Worte! Willst du meinen armen Mann zu einem schrecklichen Schicksal verurteilen? Soll sein Blut auf dem Faerling-Thron vergossen werden?«
»Natürlich nicht, Lady Sinkie, das weißt du.
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