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Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Titel: Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Powelz
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Aufforderung und griff hungrig nach den Gürkchen.
    Professor Pellenhorn hingegen hatte kaum Appetit auf seinen Cesar’s Salad . Das jedoch wollte seine Gattin nicht gelten lassen.
    „Komm schon, Berthold, jetzt nicht weich werden“, sagte sie und führte eine Gabel vor seinen Mund. „Ein paar Vitamine tun Dir gut. Komm schon, noch ein Gäbelchen.’“
    Berthold biss die Zähne zusammen.
    Doch Barbara kannte kein Erbarmen. Sie reichte Gabel um Gabel an. „Nicht dicht machen“, motivierte sie den Kranken.
    Minnie und Mike wechselten verheißungsvolle Blicke.
    „Wenn sie ihn doch in Ruhe ließe“, dachte Mike und ärgerte sich über Barbaras fehlende Sensibilität. Im gleichen Moment gewann er eine wichtige Erkenntnis. Wenn er jemals eine Patientenverfügung aufsetzte, würde er aufschreiben, niemals von seinem Ehepartner oder einem Angehörigen gefüttert werden zu wollen – sondern ausnahmslos von Profis. Berthold Pellenhorn war das beste Beispiel: Der längst nicht mehr lächelnde Mann hatte die Augen aufgerissen, und kaute widerwillig und lange auf den Salatblättern herum.
    Auch Minnie gefiel nicht, was sie sah. Doch sie konnte nicht einschreiten. Schließlich war es eine Privatsache.
    Die Runde aß schweigend weiter, bis Dorothee, die in einer Zeitschrift blätterte, auf Fotos mit den neuesten Frisur-Trends stieß. 
    „Seht mal! Veronica Ferres trägt eine Kurzhaarfrisur für ihre neue ZDF-Krimireihe Lena Fauch . Das ist vielleicht eine tolle Frau. Die kurzen Haare stehen ihr viel besser als ihre lange Mähne.“
    Sie fuhr sich durch ihr eigenes, dichtes Haar. „So kurz wie die Ferres würde ich mir meine Haare auch gern einmal schneiden lassen.“
    Empört schrie Marisabel Prinz auf. „„Das darf doch nicht wahr sein! Wie können Sie es wagen, in Anwesenheit mehrerer Krebspatientinnen über kurze Haare zu reden? Können Sie sich vorstellen, wie schwer es uns fällt, das zu hören – nach unseren unzähligen Chemos?“
    Verlegen schwieg die ehrenamtliche Mitarbeiterin, und ein ungemütliches Schweigen legte sich über die Tischrunde.
    Nun war nur noch Professor Pellenhorns Schmatzen zu hören.
    Die Hundezüchterin indes kam erst richtig in Fahrt. „Wirklich, Dorothee, werden Sie nicht darin geschult, wie Sie mit Kranken umzugehen haben? Plappern Sie immer so drauf los? Sie ahnen ja nicht, wie sehr mich das psychisch runterreißt – mir aus dem Mund einer völlig gesunden Frau anzuhören, dass sie ihre Super-Mähne absäbeln lassen möchte? Ich habe so um mein schönes Haar gekämpft. Jetzt schauen Sie sich mal das Resultat an!“
    Frau Prinz fuhr sich in die roten Locken – und ehe die anderen fassen konnten, was vor ihren Augen geschah, riss sich die Hundezüchterin die Haare vom Kopf.
    Plötzlich war Marisabel glatzköpfig.
    An die Stelle ihrer Haarpracht, die sie täglich mit Lockenwicklern aufdrehte, waren dünne Flusen getreten – und riesige, leere Stellen. Ohne die seit Wochen heimlich aufgesetzte Perücke sah sie vollkommen anders aus. Ihr Gesicht wirkte spitz und klein.
    „Wirklich, ich…“, setzte sie erneut an, doch sie konnte ihren Satz nicht mehr vollenden.
    Denn in diesem Augenblick verschluckte sich Professor Pellenhorn.
     
    Verzweifelt kämpfte der alte Herr im Rollstuhl um Luft.
    Ein Krampf schüttelte seinen Kopf.
    Der Kampf schien aussichtlos zu sein. Irgendetwas war in seine Luftröhre geraten, und er schien es nicht aus eigener Kraft hervorwürgen zu können. Nun rächte sich seine Körperlähmung. Nicht einmal die in seinem Schoß ruhenden, angeschwollenen Hände ließen sich zum Hals führen. Er würgte immer heftiger.
    Längst stand Barbara Pellenhorn hinter ihrem Mann, und klopfte ihm auf den Rücken.
    „Komm schon, Berthold“, rief sie verzweifelt, „das schaffst Du! Was steckt in Deinem Hals fest?“
    Professor Pellenhorns Augäpfel quollen hervor.
    Er lief violett an.
    Hilflos sahen die anderen Gäste zu, was sich vor ihren Augen abspielte. Seit das Drama begonnen hatte, schwebte Angies mit Pasta gefüllte Gabel nur wenige Millimeter vor ihrem geöffneten Mund. Bella Schiffer kniff die Augen zusammen, doch ihre Ohren wurden zu Zeugen des entsetzlichen Würgekrampfs.
    Plötzlich sprang Nepomuk auf Bertholds Schoß und rollte sich schnurrend ein. Weit geöffnete Katzenaugen beobachteten den verzweifelten Kampf des Kranken.
    „Tun Sie doch was!“, rief Marisabel Prinz, und ihre schrille Stimme überschlug sich. „So tue doch gefälligst jemand was.“
    Dann

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