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Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Titel: Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Powelz
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war es bereits vorüber.
    Ein seltsames Geräusch drang aus der Kehle von Professor Pellenhorn.
    Er warf den Kopf in den Nacken, schleuderte ihn von rechts nach links – und ließ ihn dann auf die Brust sinken.
    In diesem Moment flog der Fremdkörper, der sich heimtückisch in der Luftröhre eingenistet hatte, aus seinem Rachen.
    Ein dicker Brocken Parmesankäse hatte Professor Pellenhorn aus seinem gelähmten Körper befreit. Der Buddha hatte es geschafft. Er war erlöst.

Was kommt nach dem Tod?
     
     
    „Ich kann mir das nicht erklären!“
    Barbara Pellenhorn war außer sich. Regungslos saß die ältere Dame im Wohnzimmer. Sie starrte trübsinnig auf das Aquarium, und ihr Blick folgte den geschmeidigen Bewegungen der Fische.
    Minnie legte eine Hand auf ihre zitternde Schulter. Sie spürte, dass Barbaras Körper vibrierte. „Es war nicht Ihre Schuld“, sagte die alte Dame leise.
    „Ganz recht“, bestärkte sie Dr. Albers mit fester Stimme. „Frau Pellenhorn – bitte sehen Sie mich mal an! Schauen Sie mir mal in die Augen!“
    Im Zeitlupentempo hob Barbara ihr Kinn. Endlich war sie wieder anwesend.
    „Frau Pellenhorn“, wiederholte der Psychologe. „Was gerade geschehen ist, war unvermeidbar. Ihnen war doch klar, dass sich ALS-Patienten in den letzten Tagen ihres Lebens verschlucken können, oder? Berthold hat es nun geschafft. Er hat sich auf den Weg gemacht.“
    „Aber doch nicht so“, sagte die ältere Dame kläglich. „Aber doch nicht so, und nicht so plötzlich, und nicht so mitten im Leben.“
    „Doch, Frau Pellenhorn“, entgegnete der Psychologe. „Deshalb sind Sie in diesem Haus. Wir sterben mitten im Leben. Wäre es nicht heute Abend geschehen, hätte Ihr Mann unter Umständen noch einige Stunden länger leben können. Was passiert ist, hätte sich ebenso gut im Schlaf ereignen können – wenn er ganz allein gewesen wäre. Sein Tod war unvermeidbar! Aber sein Sterben sah schlimmer aus, als es tatsächlich war.“
    „Aber man geht doch nicht einfach so“, wiederholte Barbara monoton. „Es war so unvorstellbar schrecklich. Wie geriet dieses dämliche Käsestück eigentlich in den Salat?“
    Darüber hatte sich Minnie auch gewundert. Allzu gut erinnerte sie sich an Kostjas Worte zur Kaffeezeit: „ Ihr Cesar’s Salad ist ebenfalls fertig – das Huhn habe ich fein püriert.“ Dass dem Koch ein Fehler unterlaufen sein sollte, und ihm versehentlich ein dicker Brocken Parmesankäse unter ein Salatblatt gefallen war, konnte sich die alte Dame kaum vorstellen.
    Unwillkürlich drängten sich weitere Erinnerungen auf. Vor allem Mikes Rat, den er ihr vor einigen Stunden gegeben hatte: „ Morgen früh werde ich zuerst mit Berthold Pellenhorn sprechen, sobald er seinen Sprachcomputer hat. Der dicke Dietmar wird ihn bestellen. Ich habe das Gefühl, dass mir Professor Pellenhorn etwas Wichtiges verraten will .“
    Doch was hätte das sein können? Minnie war ahnungslos. Immer und immer wieder rief sie sich die Erinnerungen an die letzten Stunden im Leben von Professor Pellenhorn ins Gedächtnis: Seinen plötzlichen Stimmungswandel, und wie die Fröhlichkeit des gelähmten Herrn wenige Tage nach dem Tod der alten Knopinskis plötzlich einer tiefen Traurigkeit gewichen war. Ständig waren Krokodilstränen aus seinen Augen geflossen. Außerdem dachte sie an sein klägliches Aaaauuuuuu , das von allen als ein Hinweis auf Schmerzen interpretiert worden war – und an die Tatsache, dass er morgen einen Sprachcomputer bekommen hätte. Hatte jemand verhindern wollen, dass Professor Pellenhorn etwas aussagen konnte? War er das Opfer eines verschlagenen Mörders geworden, der in Haus Holle lebte? Minnie wusste längst, dass es so war. Sie fürchtete sich. 
    „Wer wusste, dass Berthold einen Sprachcomputer bekommen sollte?“, flüsterte sie Mike ins Ohr, während sich Dr. Albers einfühlsam um Barbara kümmerte.
    „Jeder“, antwortete der Reporter.
    „Und wer wusste, welche Speisen Kostja zum Abendessen für die Gäste zubereitet hatte?“
    „Ebenfalls alle, die beim Kaffee anwesend waren“, erklärte Mike. „Außerdem war jeder Teller beschriftet. Das habe ich selbst gesehen.“
    „Dann könnte es sich bei Bertholds Tod um einen heimtückischen Anschlag gehandelt haben“, bilanzierte die alte Dame. „Oder ich sehe Gespenster, und es war tatsächlich ein böser Unfall.“
    Dr. Albers schien den letzten Satz gehört zu haben. Er wandte sich von Barbara Pellenhorn ab, und blickte Minnie an. „Als

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