Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Titel: Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Powelz
Vom Netzwerk:
einer Überdosis Tavor beziehungsweise einem Stück Parmesankäse ermordet wurden. Wir werden die Wahrheit bald kennen. Ich verspreche Ihnen, dass ich nur ganz kurz weg sein werde!“

Geständnisse
     
     
    Tatsächlich verging eine Woche, bis Minnie zurückkam. Erneut hatte es Komplikationen im Krankenhaus  gegeben. In größter Not entschied man sich dafür, die alte Dame mit Apparaten und Schläuchen zu verbinden.
    Einen Tag vor ihrer Entlassung war ein junger, hüstelnder Arzt an sie herangetreten und setzte sich neben ihr Krankenbett. „Wir haben Sie gründlich untersucht“, begann er seine Rede, „und müssen Ihnen leider sagen, dass Sie nicht mehr lange leben werden.“
    Sein Händedruck wurde fester.
    „Ich weiß, das ist eine schlimme Nachricht. Aber gibt es vielleicht Angehörige oder Freunde, die wir informieren sollen? Haben Sie jemanden, der sich um Sie kümmert?“
    Minnie hatte genickt. Sie dachte an ihr Zuhause und an Marius.
    Obendrein würde heute, das hatte sie in Erfahrung gebracht ein Gospelchor im Hospiz singen. Weihnachten rückte näher, bald schon war schon der 1. Advent.
    All diese Gedanken flossen zu einem einzigen Satz zusammen – und sie antwortete dem jungen Arzt: „Mir geht es sehr gut!“
    „Sie begreifen nicht…“, setzte der Mediziner hilflos an. „Sie haben Krebs im Endstadium, unten im Bereich des Geschlechts. Vielleicht ist schon bald alles vorbei…“
    „Aber ich lebe heute, nicht wahr?“, sagte Minnie und setzte sich auf. „Und heute geht es mir sehr gut.“
    „Ich entlasse Sie nur ungern“, warnte der Arzt. „Sie könnten hilflos zusammenbrechen. Leben Sie in einem Pflegeheim?“
    „In einem Hospiz“, gestand Minnie ehrlich. „Und ich weiß schon etwas länger, dass ich nicht mehr viel Zeit habe.“
    „Meine Großmutter ist in Ihrem Alter“, entgegnete der junge Arzt. „Wenn ich mir vorstelle, dass sie allein in einem Hospiz lebte, fände ich das wahnsinnig traurig. Haben Sie keine Verwandten, die sich zuhause um Sie kümmern können?“
    „Doch“, sagte Minnie und dachte voller Liebe an ihre Töchter. In den letzten vier Wochen hatte sie stets so getan, als sei sie zuhause. Dabei wurden sämtliche Anrufe, die dort eingingen, zu ihrem Mobiltelefon umgeleitet.
    Schlagartig erkannte sie, dass es falsch war gewesen war, ihre Töchter angelogen zu haben. Die Uhr tickte, auch wenn sie das anfangs nicht hatte wahrhaben wollen.
    Außerdem fielen ihr die vielen Begegnungen in Haus Holle ein: Wie rührend und aufopfernd sich Anne um ihren Mann kümmerte, wie eng Angie und Annette einander waren, wie verbunden die streitenden Zimmermann-Geschwister. Die alte Dame beschloss, Ute und Clara neben dem Abschiednehmen nicht zusätzlich die schwere Last aufzubürden, sich nicht mit ihr ausgesprochen zu haben. Wer weiß, vielleicht hatten ihre Töchter ja noch Fragen… Nach ihrer Rückführung würde sie die Mädchen anrufen. Nach dem Besuch von Ursula Demarmels würde sie die Stärke dafür besitzen.
    „Ich habe Verwandte, und sie sind bei mir“, antwortete die alte Dame. „Jetzt bitte ich Sie, mich zu entschuldigen. Ich möchte heim.“
     
    Heim.
    Zuhause.
    Ein schützendes Dach.
    Die eigenen vier Wände.
    Geborgenheit.
    Menschen, die ehrlich und freundlich sind.
    Aber auch ein unheimliches Wesen, das nachts durch die Gänge schleicht und Menschen ermordet…
    Minnie betrat Haus Holle. Ihr Zuhause empfing sie warm, der helle Steinboden war frisch geputzt worden.
    Und ja, die Kerze brannte.
    „ Kai “, las Minnie. „ Mein wunderbarer Ehemann und Beschützer – ich werde Dich nie vergessen. Als Du nicht mehr bei mir bleiben konntest, habe ich Dich schweren Herzens losgelassen – im festen Wissen, dass wir uns wiedersehen. Ich liebe Dich. Deine Herz-Dame Karoline. “
    Die alte Dame schluckte. Sie hatte das junge Polizisten-Ehepaar nur beim Einzug gesehen. Aber zur gleichen Stunde hatte es den gewaltigen Medienrummel um Otto G. Klatsch gegeben – und dann war sie auch schon ins Krankenhaus gekommen. Die junge Witwe tat Minnie leid. Sie hatte schließlich einen kleinen Sohn.
    Plötzlich zog jemand an ihrem Mantel. Es war ein kleines Mädchen, das von einem Mops begleitet wurde.
    „Minnie, da bist Du ja!“, rief Fee, „ich habe Dich schon so vermisst. Wo bist Du die ganze Zeit gewesen?“
    „Im Krankenhaus, mein liebes Kind. Aber jetzt geht es mir besser. Und wie ist die Lage hier?“
    Fee nuckelte an ihrem Schnulli. „Mama schläft viel“, sagte

Weitere Kostenlose Bücher