Die florentinische Prinzessin
der Zwietracht und dem Gemetzel, die Frankreich an den Rand der Zerstörung geführt hatten, hatte sie keine Vorstellung von den Schwierigkeiten, die ich durchgestanden hatte. Was nun Philipp von Spanien betraf, war ich immer noch völlig im Ungewissen, ob er unserem Treffen zustimmen würde. Was ich wusste, war, dass mir auch dann nicht geholfen wäre, wenn ich Jeanne eine solche Begegnung hätte ankündigen können. Seit dem Tag, als mein Schwiegervater versucht hatte, sie in seinem Kampf um die Rückgewinnung von Mailand als Bauernopfer zu benutzen, gebärdete sie sich, als wäre ich für jedes Missgeschick in ihrem Leben verantwortlich.
Wieder packten wir unsere Habseligkeiten und reisten weiter gen Süden, wo das Mittelmeer mit seiner Wärme unter dem azurblauen Himmel lockte und die Düfte von Thymian und Rosmarin unsere vom Wind gereizten Sinne beruhigten. Als wir in Marseille Rast einlegten, der weißen Stadt, wo ich vor zweiunddreißig Jahren zum ersten Mal französischen Boden betreten hatte, erreichte uns endlich Kunde aus Madrid. Unter Berufung auf eine von zahllosen Revolten der flämischen Lutheraner und andere Probleme in seinem riesigen Weltreich, übersandte mir Philipp sein Bedauern darüber, dass er nicht an einem Treffen teilnehmen konnte. Doch ich fieberte einem Wiedersehen mit meiner Tochter entgegen, auch wenn meine Freude insofern gedämpft wurde, als ich meine Hochzeitspläne für Charles mit dem Herzog von Alba würde erörtern müssen, den Philipp in dieser Sache zu seinem Bevollmächtigten ernannt hatte.
Der Sommer zog mit einer Höllenhitze heran, die uns alle sehr reizbar werden ließ. Wir hatten genug von dem erbärmlichen Essen und den primitiven Unterkünften. Charles befiel auf halbem Weg nach Bayonne ein hohes Fieber, das ihn zwang, bei mir in der Kutsche mitzufahren. Dort hörte er nicht mehr auf zu nörgeln, und als wir in dem für uns beschlagnahmten Landschloss eintrafen, drängte er sofort auf unsere Rückkehr nach Paris.
Ich gab ihm im Stillen recht. Nichts wäre mir lieber gewesen, doch ich musste ihn daran erinnern, dass wir wegen Elisabeth gekommen waren. So befahl ich dem Hof, Festtagskleidung anzulegen, und ließ in der Umgebung nach einer für die Willkommensfeier geeigneten Örtlichkeit Ausschau halten.
Meine Wahl fiel auf einen Hügel über dem Fluss Bidassoa, dessen trübe Fluten sich von Frankreich nach Spanien wälzten. Dort versammelten wir uns unter einer Sonne, die selbst durch unsere Baldachine gnadenlos auf uns herabstach, und warteten. Charles saß in Königsmantel und Krone da, das schulterlange braune Haar schweißnass. Er war von seinem letzten Fieber noch zu geschwächt, um mehr zu tun, als böse Blicke auf Margot und Henri zu werfen, die gemeinsam Schach spielten, ohne sich von der Hitze stören zu lassen. Mit ihren zwölf und vierzehn Jahren strotzten sie vor Gesundheit und kannten weder vom Sattel wund gescheuerte Haut noch verdorbenen Magen oder sonst welche Leiden, die den Rest von uns heimsuchten.
Während ich in die Richtung spähte, aus der Elisabeth kommen musste, nippte ich immer wieder an meinem Wein, den ich mir mit eigens für mich geliefertem Eis kühlte. Mittlerweile staute sich unter meinem in Siena gefertigten Samtumhang die Hitze wie unter einem Winterpelz, und ich fragte mich allmählich, ob ich beim Eintreffen meiner Tochter überhaupt noch würde aufstehen können oder ob ich bis dahin zu einer Pfütze geschmolzen sein würde.
Trompetenfanfaren in der Ferne ließen mich aufhorchen. Eilig scheuchte ich den Hof auf die Beine und trat in die Nachmittagshitze hinaus. Am Horizont tauchten die schlaffen Banner eines Reiterzugs auf. Kaum hatte ich die zwei an seiner Spitze reitenden Gestalten ausgemacht, raffte ich meine Röcke und stürzte ihnen entgegen.
Der Zug hielt an. Zunächst erkannte ich die geisterhafte Erscheinung des Herzogs von Alba, der nun abstieg und meiner Tochter von ihrem Pferd herunterhalf. Einen Moment lang zögerte sie. Hinter ihr tauchte eine weitere Gestalt auf – ein schmächtiger Mann, von oben bis unten in trostloses Schwarz gehüllt, auf dem Kopf einen merkwürdigen, breitkrempigen Hut mit elfenbeinfarbener Feder.
Er nahm Elisabeth bei der Hand, und sie traten gemeinsam auf mich zu.
Ihr rotes Kleid war nach der spanischen Mode geschnitten, über einer engen Krinoline steife Röcke, die in Frankreich schon seit Jahren aus der Mode waren, während unter einer mit Diamanten besetzten Haube ihre
Weitere Kostenlose Bücher