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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Gedanke, dass ich irgendetwas getan habe, das offenbar Anstoß erregt hat.«
    »Ihr habt Frankreich der Häresie preisgegeben. Das erregt Anstoß.«
    Ich starrte sie mit offenem Mund an. »Gütiger Himmel, was hat er nur mit dir gemacht?«
    »Wenn Ihr meinen Gemahl meint – er liebt mich voller Hingabe.« Sie hielt inne, und ich spürte, wie ihre Hand in meine glitt. Ihre Finger waren kalt. »Ihr müsst mir zuhören.« Sie spähte über die Schultern zu unseren Hofdamen hinüber, die vor den Wandteppichen mit den Hunden spielten. »Philipp ist zu keinem Kompromiss bereit. Er glaubt, dass Ihr den Hugenottenaufstand nie beenden werdet. Hätte ich nicht eingegriffen, als le Balafré Euch und Charles festgesetzt hat, hätte er eine Armee entsandt, damit sie den Guises hilft.«
    »Du … hast eingegriffen?«
    »Ich wollte nicht, dass er die Situation noch schlimmer macht. Aber beim nächsten Mal wird mir das vielleicht nicht mehr gelingen.« Sie hob die Augen zu mir, und zum ersten Mal seit ihrer Ankunft wirkte sie so, wie ich sie von früher in Erinnerung hatte. »Ich habe vor einem halben Jahr eine Fehlgeburt erlitten. Fast wäre ich dabei gestorben. Das ist der Grund, warum Philipp seine Antwort auf Euren Vorschlag zu einem Treffen hinausgezögert hat. Er fürchtete, ich wäre einer Reise gesundheitlich nicht gewachsen.«
    Ich war zu keiner Regung fähig. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
    »Damals wurde mir bewusst, dass ich vielleicht nicht mehr lange lebe«, fügte sie hinzu. »Seitdem steht für mich fest, dass ich mein Möglichstes tun muss, um den Frieden zwischen unseren Ländern zu erhalten. Philipp erfährt alles, und er war nicht erbaut davon, dass Ihr Coligny freigelassen habt, obwohl er le Balafrés Ermordung angeordnet hatte.« Sie führte mich zu einer Fensternische. Ich ließ es willenlos mit mir geschehen und setzte mich benommen neben sie auf die gepolsterte Bank.
    »Maman, bitte«, murmelte sie. »Hört Ihr mir zu?«
    »Ja«, flüsterte ich. »Das tut mir so leid. Ich wünschte, du hättest es mir gesagt. Ich wäre zu dir gekommen.«
    »Der Verlust meines Kindes war Gottes Wille. Jetzt spreche ich aber von Coligny. Er hätte hingerichtet werden müssen. Warum habt Ihr das nicht befohlen?«
    »Er … er ist freigesprochen worden.« Ich wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. »Ich hatte eine Untersuchung angeordnet, aber niemand konnte nachweisen, dass er irgendetwas damit zu tun hatte.«
    »Das ist doch gleichgültig. Es gibt in ganz Europa nicht einen Katholiken, der an seine Unschuld glaubt. Wenn er le Balafrés Ermordung schon nicht angeordnet hat, dann hat er sie sich gewünscht, und außerdem hat er eine Rebellion gegen seinen König angeführt.«
    »Nicht gegen seinen König«, protestierte ich. »Gegen die Guises. Mein Kind, du hast keine Vorstellung davon, was für Gräueltaten sie begangen hatten und was sie noch alles getan hätten, wenn le Balafré nicht gestorben wäre. Dein Bruder und ich wären immer noch seine Gefangenen, und er und Monseigneur wären jetzt die Herrscher über das Land.«
    »Sei es, wie es wolle, Ihr könnt nicht auf zwei Seiten zugleich stehen. Letztlich müsst Ihr Euch entscheiden.«
    Vor meinem geistigen Auge erstand er wieder so, wie ich ihn in Chenonceau erlebt hatte, ein Körper wie in Stein gemeißelt und so dicht über mich gebeugt, dass sein warmer Atem über mich hinwegstrich. Die Stimme blieb mir fast im Hals stecken. »Verstehst du nicht? Was er getan hat, das hat er für Frankreich getan. Ich kann ihn nicht für etwas verdammen, was ich selbst getan hätte, hätte ich die Möglichkeit dazu gehabt.«
    »Dann setzt Ihr alles aufs Spiel. Er hat eine Armee aufgeboten. Wie kommt Ihr darauf, dass er dasselbe nicht wieder tun würde?« Sie starrte mich unverwandt an, als schälte sie Schicht für Schicht meine Haut ab, bis sie mein innerstes Geheimnis freigelegt hatte. Jäh schnappte sie nach Luft und sprang auf.
    »Gott im Himmel, Ihr liebt ihn!«
    Ich ergriff ihre Hand. »Nein«, hörte ich mich sagen und glaubte, die Lüge so scharf wie eine Klinge auf der Zunge zu spüren. »Ich schätze ihn, weil er in einer Zeit schwerer Prüfungen durch die Guises zu mir gehalten hat. Es ist nicht das, was du meinst.«
    Sie erstarrte. »Er ist ein Ketzer. Er ist Eurer Zuneigung nicht wert. Solange er und seinesgleichen leben, wird es nie Frieden geben! Ihr müsst diese Frevler in Frankreich ausmerzen, und zwar ein für alle Male.«
    »Du glaubst,

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