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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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dass ich sie wegen ihres Glaubens töten lassen soll? Das sind doch nur arme Menschen, Elisabeth. Menschen, keine Ungeheuer. Ich kann doch nicht Tausende von französischen Untertanen umbringen!«
    »Sie sind verflucht!« Sie riss sich von mir los. »Ihr müsst Frankreich vor all jenen schützen, die es besudeln. Philipp hat recht: Ihr habt den Glauben verloren, Ihr müsst Gott um Kraft anflehen.«
    »Und du bist zu spanisch geworden!«, gab ich wütend zurück. »Du vergisst, dass wir hier in Frankreich keinen unserer Untertanen ohne Grund hinrichten.«
    »Ist die Verteidigung unserer heiligen Kirche gegen Ketzertum und Rebellion nicht Grund genug? Ihr müsst …«
    Ihre Stimme erstarb. Ich drehte mich um und sah Philipp vom anderen Ende des Prunkgangs auf uns zukommen.
    »Es ist zu heiß für die Beizjagd«, erklärte er, sobald er uns erreicht hatte. »Da habe ich beschlossen, zurückzukehren und mich mit Euch zu unterhalten. Bisher hatten wir keine Zeit für ein Gespräch, Madame; dabei haben wir wichtige Angelegenheiten zu erörtern.«
    Ich bemerkte die Warnung in Elisabeths Augen sehr wohl, doch als ich seine penibel gepflegte Gestalt musterte und daran dachte, dass er seine fanatische Geisteshaltung nun auch meiner Tochter eingepflanzt hatte, war mir alles egal. »Eure Gemahlin hat bereits genug gesagt, König. Dennoch sollten wir miteinander sprechen. Ich würde Eure Ansichten gerne von Euren eigenen Lippen hören.«
    Durch die Fenster fielen die Strahlen der glühenden Mittagssonne herein. Wir begannen, den Prunkgang entlangzuschlendern, auf dessen glatt poliertem Holzboden unsere Schatten miteinander verschmolzen.
    Mit einer Vorrede gab ich mich erst gar nicht ab. »Ihr erwartet zu viel von mir.«
    »Oh?« Die sarkastische Überraschung in seiner Stimme entging mir nicht. »Ihr habt Euch doch immer als fromme Katholikin bezeichnet. Jetzt habt Ihr Gelegenheit, Euren Worten Taten folgen zu lassen.«
    »Ich bin fromm!«, entgegnete ich. »Aber ich habe nie gesagt, dass ich einen heiligen Krieg gegen die Hugenotten führen will.«
    Er blieb abrupt stehen. Seine eisigen Augen blitzten auf. »Der heilige Krieg hat bereits begonnen. Die Frage ist nur: Wer wird als Sieger daraus hervorgehen? Angesichts der Alternative liegt es in meinem Interesse, dass Ihr es sein werdet.«
    Ich maß ihn mit einem kühlen Blick. »Ich sehe, Ihr seid ein Freund offener Worte.« Dann drehte ich mich um und lenkte meine Schritte zurück zu unserem Ausgangspunkt. Wohl oder übel musste er mir folgen. Der Prunkgang lag jetzt verlassen vor uns. Meine Tochter und ihr Gefolge hatten sich zurückgezogen. »Lasst mich Euch den Sachverhalt erklären«, sagte ich. »In Frankreich herrscht Friede. Wir hatten unsere Schwierigkeiten, aber die sind jetzt beigelegt, was doch eigentlich Grund zur Freude ist. Euch ist schließlich an unserem Wohlergehen gelegen, nicht wahr?«
    »Das ist keine Erklärung, Madame. Es ist eine Ausrede. Ihr habt keinen Frieden erreicht, sondern vielmehr das Unvermeidliche hinausgezögert.«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. »Hoheit, sagt mir eines: Was würdet Ihr tun, wenn sich die eine Hälfte Eurer Fürsten zur Häresie bekennt und die andere nach Blut dürstet? Das ist keine einfache Situation, das kann ich Euch versichern.«
    Er verzog die farblosen, starren Lippen zu einem mechanischen Lächeln. »Ihr wisst, was ich tun würde.« Er beugte sich vor, und sein nach Knoblauch stinkender Atem schlug mir entgegen. »Ein paar Portionen Lachskopf sind tausend Frösche wert. Merzt die Hugenotten aus, und Ihr werdet Frieden haben.«
    Ich starrte ihn entsetzt an. »Schlagt Ihr vor, dass ich ein Massaker anrichten soll?«
    »Ich schlage vor, dass Ihr die Mittel nutzen sollt, die jedem Prinzen zur Verfügung stehen. Ihr seid eine Medici. Da wisst Ihr doch sicher von Männern, die für einen bestimmten Preis tun, was Ihr sie heißt.«
    Ich wich einen Schritt zurück. »Würdet Ihr Eure eigenen Untertanen so behandeln?«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ich würde es bei meinen Untertanen nie so weit kommen lassen wie Ihr bei den Euren. Jetzt möchte ich von Euch erfahren, wie Ihr mit ihnen zu verfahren gedenkt. Denn das ist der einzige Grund, warum ich mit meiner Königin hier bin.«
    »Oh, natürlich, ich habe gesehen, was für einen großen Einfluss Ihr auf meine Tochter ausübt«, erwiderte ich, bevor ich mir auf die Zunge beißen konnte. »Nun, ich glaube, wir haben alles gesagt, was zu sagen ist. Sollten die

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