Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
Vom Netzwerk:
mit, dass die Welt, die zu schaffen ich mich so abmühte, kurz davorstand, zerschmettert zu werden.

    »Hoheit!« Lucrezia steckte den Arm durch meine Bettvorhänge und rüttelte mich an der Schulter.
    Noch von der Dunkelheit umfangen, schlug ich schlaftrunken die Augen auf. Nachdem ich Restaurierungsarbeiten in den unteren Gärten von Schloss Amboise beaufsichtigt hatte, war ich von der Anstrengung völlig erschöpft. Muet, die zu meinen Füßen lag, knurrte.
    »Was ist?« Ich richtete mich auf meinen Kissen auf.
    Lucrezia nahm Muet hoch. »Fürst Birago und Monseigneur sind da. Sie sagen, es sei dringend.«
    »Um diese Stunde?« Stöhnend schlüpfte ich in meine Pantoffeln, ließ mir von Anna-Maria meine Robe reichen und kämmte mir das Haar über dem Nacken zu Locken. Dann humpelte ich in den Empfangsraum. Das rechte Bein schmerzte zwar, aber ich biss die Zähne zusammen. Die Beschwerden hatten vor wenigen Tagen begonnen, und ich hatte den Ischiasnerv in Verdacht. Ursprünglich hatte ich gehofft, eine lange Nachtruhe, unterstützt von einer Tinktur aus Mohn und Eisenkraut, die ich selbst zusammengemischt und in meinem Ofen erhitzt hatte, würde Abhilfe schaffen, doch so, wie ich dahinschlurfte, würde ich bald wie der arme Nostradamus einen Stock brauchen.
    »Und?« Ich musterte Monseigneur, der mir wie bei einem offiziellen Anlass in seiner scharlachroten Robe und dem Kardinalshut die Aufwartung machte. Am Hof ignorierte ich ihn nach Möglichkeit, obwohl er als Frankreichs höchster Geistlicher immer noch seinen Sitz im Kronrat einnahm. Ich war nicht davon erbaut, ihn in meinen Gemächern zu empfangen, schon gar nicht mitten in der Nacht.
    Birago war aschfahl. »Es ist wegen Coligny. Er … er marschiert an der Spitze eines Heeres auf uns zu.«
    »Was?« Ich starrte sie entgeistert an. »Seid ihr beide verrückt geworden?«
    Monseigneur wirkte beinahe erfreut »Ich wünschte, das wäre so. Diesmal ist er zu weit gegangen, als dass Ihr ihn noch einmal retten könntet.«
    »Das ist doch absurd!« Ich griff nach einem Kelch mit kaltem Wasser, den Lucrezia mir gereicht hatte, und stürzte den Inhalt hinunter. An Birago gewandt, redete ich weiter. »Ihr habt einen Spion in seinem Hofstaat, ja? Der hätte doch sicher …«
    »Offensichtlich keinen brauchbaren«, fiel mir Monseigneur ins Wort. Birago stand stumm daneben und rang die Hände. Die bloße Geste genügte, um mein Herz einen Schlag aussetzen zu lassen.
    »Aber wieso, um alles in der Welt, rückt er mit einer Armee an?«
    »Wie Ihr wisst, Madame, gab es im Kronrat Meinungsverschiedenheiten über die Entscheidung Philipps von Spanien, Truppen in die Niederlande zu entsenden.« Monseigneurs barscher Ton sollte mir wohl zu verstehen geben, dass ich es vorgezogen hatte, im Garten Unkraut zu jäten, statt meine Aufmerksamkeit Staatsangelegenheiten zu widmen.
    Ich nickte ungeduldig. »Das ist mir bekannt. Und wie Ihr sehr wohl wisst, habe ich Philipp den Durchmarsch durch Frankreich verweigert. So blieb seinem Heer nichts anderes übrig, als durch Savoyen zu ziehen. Was hat das mit Coligny zu tun?«
    »Alles.« Birago leckte sich über die ausgetrockneten Lippen. »Madama, vergebt mir. Ursprünglich dachte ich, Coligny wolle nur seinem Protest dagegen Nachdruck verleihen, dass wir weiteren Repressalien in den Niederlanden zugestimmt haben, und nahm an, das sei eben das zu erwartende Säbelrasseln und nur gegen Spanien gerichtet. Doch ich habe mich getäuscht. Er … er glaubt, wir hätten die Maßnahmen deshalb akzeptiert, weil wir dasselbe auch in unserem Land vorhaben.«
    Ich stand wie vom Donner gerührt da.
    Monseigneur zog einen Umschlag aus seiner Robe. »Auch ich habe Spione, Madame. Ich habe sie bei den Häretikern eingeschleust, und sie haben mir von Treffen zwischen Coligny und den anderen Führern berichtet. Er hat sie in einer Predigt dazu aufgerufen, zu den Waffen zu greifen. Er hat Jeanne von Navarra für seine Sache gewonnen und Elizabeth Tudor gebeten, seine Armee zu finanzieren und in der hugenottischen Hafenstadt La Rochelle Munition zu horten. Er wirft Euch unter anderem vor, Ihr wärt bestrebt, die Allianz mit Spanien durch eine Verheiratung des Königs zu vertiefen, und wolltet seine Kirche auf Philipps Geheiß hin vernichten. Wenn wir nicht handeln, stehen sämtliche Häretiker Frankreichs vor Eurer Tür. Ihr könnt nicht mehr so tun, als wäre er Euer Freund.«
    »Ihr … Ihr habt Bescheid gewusst? Ihr habt die ganze Zeit Bescheid gewusst und

Weitere Kostenlose Bücher