Die florentinische Prinzessin
hatte, strebte ich einen Kompromiss an. Ich sandte ihm zahllose Briefe, in denen ich um ein Treffen bat, an unsere Vereinbarungen erinnerte und ihm eine vollständige Begnadigung versprach, falls er die Waffen niederlegte und sich am Hof einfand, damit wir seine Klagen dort erörtern konnten.
Doch all meine Bemühungen waren vergeblich.
Die Hugenotten verteilten in ihren umkämpften Städten Hetzschriften, die mit Münzen der Tudors gezahlt und in Genf gedruckt worden waren. Einmal brachte mir Birago eine mit. Madame Schlange und ihr Sohn, der Leprakönig lautete die Überschrift. Ich zitterte vor Wut, als ich sah, wie mein Sohn auf einer Zeichnung als verderbter, von tausend Krankheiten befallener und im Blut von Kindern badender Monarch dargestellt wurde und ich als fette, habgierige Tyrannin, die auf ihrem Thron saß, den Fuß auf einen Stapel abgeschlagener Hugenottenköpfe gestellt.
Dann erreichte uns die Nachricht, dass Coligny Jeanne von Navarra in der Festung der Hafenstadt La Rochelle im Südwesten empfangen hatte. Jeanne war inkognito mit ihrem vierzehnjährigen Erben durch unser vom Krieg verwüstetes Land gereist. Hand in Hand mit ihm hatte sie den Befestigungswall von La Rochelle erklommen und die Hugenotten in seinem Namen beschworen, uns bis zum bitteren Ende zu bekämpfen. Danach hatte Coligny die Standarte des Prinzen geschwungen und gerufen: »Hier seht ihr den wahren Retter von Frankreich! Wenn Henri von Navarra unser König ist, sind wir von der Tyrannei der Valois’befreit!«
Ich war außer mir. Die ganze Zeit hatte mich Nostradamus’ Warnung verfolgt, dass ich den jungen Navarra schützen solle, und jetzt musste ich hören, dass er als die Zukunft der Sache der Hugenotten gepriesen wurde und dass sein Recht auf den Thron vor dem meiner Söhne stünde! Dafür verdiente Jeanne meinen ewigen Hass, doch die ganze Wucht meiner Wut sollte Coligny abbekommen. Er hatte mein Vertrauen verraten, war gegen mich in den Krieg gezogen, und jetzt gipfelte seine Frechheit in der schlimmsten aller Beleidigungen: Er diffamierte mein Fleisch und Blut.
Diesmal würde ich Rache üben.
Ich setzte eine Belohnung von zehntausend Livres auf seinen Kopf aus und befahl die Belagerung von La Rochelle. Und als Henri darum bat, sich unseren Truppen anschließen und unter dem Konnetabel dienen zu dürfen, erhob ich keinen Einwand. Er war beinahe sechzehn Jahre alt, kräftig und wunderschön. Seine königliche Erscheinung würde die Entschlossenheit unserer Männer stärken, und Montmorency würde für seine Sicherheit sorgen. Ich ließ eine goldene Rüstung für ihn anfertigen; er seinerseits gelobte, dass er, falls er Coligny gefangen nahm, mir seinen Kopf senden und auf die Prämie verzichten würde. Über so viel Eifer musste ich lachen. Ich war mir sicher, dass er nie so nahe an Coligny herankommen würde. Später schrieb er mir vom Lager aus Briefe, in denen er mir von seiner beginnenden Freundschaft mit dem jungen Guise erzählte, der ein Jahr älter als er war und Tag und Nacht an seiner Seite verbrachte.
Als der Herbst heranrückte, widerstand La Rochelle immer noch jedem Versuch, es zu Fall zu bringen. Ein ums andere Mal übersandte ich unsere Bedingungen für den Frieden. Unser Geld ging allmählich zur Neige. Gleichwohl nahm ich trotz Philipps Angeboten keinen Heller von Spanien an, während die Hugenotten stetig Unterstützung aus England erhielten.
Elizabeth Tudor war eine Schlüsselfigur in unserem Krieg geworden. Inzwischen hielt sie Mary Stuart als Gefangene. Nachdem diese eine verheerende zweite Ehe eingegangen war und der fragwürdige Tod ihres Mannes zu einem Aufstand der protestantischen schottischen Lords geführt hatte, war sie nach England geflohen und hatte sich auf Gedeih und Verderb der Gnade Elizabeths ausgeliefert. Ich konnte beim besten Willen nicht viel Verständnis für Mary aufbringen, denn sie hatte sich ihr Schicksal selbst zuzuschreiben. Doch da Elizabeth sich auf Colignys Seite geschlagen hatte und ich sie irgendwie für eine neutrale Haltung gewinnen musste, übersandte ich ihr einen Brief, in dem ich sie daran erinnerte, dass Mary weiterhin eine gesalbte Königin war. Ich hegte die Hoffnung, sie dazu bewegen zu können, sich auf die Unruhen in ihrem eigenen Reich zu konzentrieren, statt Verräter in Frankreich zu unterstützen. Und meine Taktik zahlte sich aus. Binnen weniger Tage hisste Elizabeths Botschafter nicht nur die weiße Flagge und bat um einen Waffenstillstand,
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