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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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krank!«, konterte ich, unfähig, meinen Zorn zu verbergen. Für wie dumm hielt er mich? »Ich kann nicht verstehen, warum eine Reise nach Paris sie mehr belasten sollte. Wenn ich mich nicht täusche, wird sie nur zu froh über deine Wiedereinsetzung am Hof sein und die Gelegenheit einer Versöhnung zwischen unseren Glaubensrichtungen sehr begrüßen. Schließlich steht ihr Sohn in der Linie unserer Thronfolger.« Ich holte tief Luft, dann fügte ich hinzu: »Natürlich könnte er ebenso gut daraus entfernt werden. Der Papst hat einen Bann gegen alle Protestanten verhängt und kann Jeanne jederzeit exkommunizieren. Dann wäre ihr Reich schutzlos der Invasion einer katholischen Macht ausgeliefert. Ich könnte Seine Heiligkeit dazu bewegen, es sich noch einmal anders zu überlegen, falls die Umstände das rechtfertigen.«
    Die Atmosphäre im Raum wurde immer gespannter. Dass Navarra eine echte Gefahr für die Thronfolge darstellte, glaubte ich eigentlich nicht. Immerhin hatte ich noch andere Söhne, falls Charles, was Gott verhüten mochte, ohne einen Erben sterben sollte. Doch wenn Jeanne tatsächlich exkommuniziert wurde, fiel ihr Reich an den nächsten katholischen Nachbarn: Spanien oder uns. Ich selbst hatte nicht die geringste Lust, meine Mittel mit dem Versuch einer Annektierung ihres Landes zu vergeuden. Philipp dagegen war sehr wohl dazu bereit, und Coligny war nur zu bewusst, dass er die Gelüste der Spanier mit seinen Kriegen gefördert hatte. Ich fragte mich, ob er sein Treiben je bedauert hatte, ob er je voller Reue an die Stunde zurückdachte, als er unsere Allianz wegen Philipps Lügen verraten hatte.
    Wenn es sich so verhielt, hätte er das natürlich nie zugegeben. Aber was es auch war, diesmal musste er sich einfach geschlagen geben. Versprechungen allein genügten nicht mehr. Jetzt musste er beweisen, dass er dazu fähig war, sich einer Macht zu beugen, die größer war als er.
    »Ist das alles?«, fragte er nach einer langen Pause. »Ist es das, was du mir anbietest: eine Bestechung?«
    Ich stieß ein kurzes Lachen aus. »Also bitte. Es ist eine gütliche Einigung. Waren wir früher nicht Freunde?«
    Er ging auf meine Frage nicht ein. »Erwartest du womöglich, dass der Prinz von Navarra konvertiert?«
    Ich zögerte. Woher wusste er das?
    »Sein Gewissen gehört ihm«, antwortete ich schließlich vorsichtig. »Aber wenn wir unseren Untertanen zeigen, dass Prinzen verschiedener Glaubensrichtungen in Harmonie zusammenleben können, werden sie es ihnen vielleicht gleichtun. «
    Da er nichts darauf erwiderte, zog ich schließlich den Brief aus meiner Mappe. »Unterschreibe einfach. Danach werde ich dich um nichts mehr bitten. Wenn Jeanne sich weigert, ist das eben so.«
    Ich tauchte eine Feder in das Tintenfass und hielt sie ihm entgegen. Er zögerte einen Moment lang, aber ohne den Brief zu lesen. Dann beugte er sich so weit vor, dass ich ihn hätte berühren können, und setzte seine Unterschrift auf das Papier.
    Damit die Tinte nicht verschmierte, bestreute ich den Brief mit Sand. »Wir feiern Weihnachten dieses Jahr an unserem Pariser Hof. Du bist herzlich eingeladen zu bleiben. Unsere nächste Kronratssitzung wird nach dem Neujahrstag abgehalten. «
    »Mit Verlaub, ich werde Weihnachten mit meiner Frau und meinen Kindern in Châtillon verbringen.« Sein Mund verzog sich zu etwas, das als Lächeln gelten konnte. »Ich habe in La Rochelle wieder geheiratet. Gott hat mich an meinem Lebensabend noch einmal gesegnet.«
    Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Ich gratuliere Euch«, hörte ich mich sagen. »Hoffentlich werdet Ihr beide sehr glücklich sein. Guten Tag, Seigneur.«
    Er verneigte sich. Kaum war er gegangen, presste ich mir eine Hand auf den Mund. Im nächsten Moment schlüpfte Birago durch die Tür.
    »Er hat unterschrieben«, erklärte ich. »Aber ich will, dass er beobachtet wird. Ich … ich traue ihm nicht.«
    Birago zog sich zurück und schloss die Tür hinter sich.
    Stumm betrachtete ich den Brief, die engen Schleifen von Colignys Unterschrift, und spürte, wie der Schmerz von innen die Risse meines Herzens abtastete – wie ein Schrei, der einen Weg nach draußen suchte.

TEIL VI
1571 – 1574 Blutnacht

29
    Der Brief half. Jeanne schrieb zurück und teilte mir mit, dass sie kommen wollte. Sofort informierte ich Margot.
    Meine Tochter saß auf ihrem Stuhl und starrte mich an, als hätte ich sie mit einer obszönen Bemerkung belästigt. Schließlich sagte sie: »Wenn das ein Scherz

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