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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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sein soll, ist er sehr geschmacklos. «
    »Ich versichere dir: Es ist keiner. Königin Jeanne und ihr Sohn kommen im Mai zu uns. Wir empfangen sie in Chenonceau. Wenn alles nach Plan verläuft, findet deine Hochzeit mit Navarra im August statt.«
    Sie erhob sich. »Das glaube ich nicht. Er ist ein Hugenotte, ein Häretiker. Er ist meiner nicht wert.«
    Ich beobachtete sie von meinem Stuhl aus. Neuerliche Ischiasschmerzen hinderten mich daran, ebenfalls aufzustehen und sie in ihre Schranken zu weisen. Es bereitete mir keine Freude, ihr das anzutun. Auch wenn sie alle Zeichen von körperlicher Reife aufwies, war sie für mich immer noch mein Kind, das ich zum Wohle unseres Königreichs opfern musste. Nur wenige von uns heiraten aus Liebe. Doch als Frauen aus Königsfamilien müssen wir unsere Pflicht erfüllen. Andererseits konnte Margot sich im Vergleich zu den meisten anderen ohnehin glücklich schätzen, denn sie wurde nicht an einen Hof irgendwo im Ausland geschickt.
    »Du vergisst, dass er ein Prinz ist«, sagte ich, um einen liebevollen, doch festen Ton bemüht. »Eines Tages wird er der König von Navarra sein; allein schon deshalb ist er deiner vollkommen wert.« Und bevor sie protestieren konnte, fügte ich hinzu: »Nur für den Fall, dass du daran denkst, damit zu Charles zu rennen, solltest du wissen, dass er mir bereits seine Zustimmung erteilt hat. Auch er ist der Meinung, dass eure Hochzeit die Hugenotten und die Katholiken zusammenbringen kann.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Glaubt Ihr wirklich, dass diese Hochzeit uns verbinden kann?«
    »Warum sollte sie das nicht können? Ihr gehört vielleicht nicht der gleichen Konfession an, aber du wirst ihm Söhne gebären und …«
    Sie fiel mir ins Wort. »Ihr wollt, dass er konvertiert! Es geht Euch nicht um eine Vereinigung, sondern darum, Euren Krieg gegen Coligny zu gewinnen. Ihr wollt ihn mit meinem Unterleib zerquetschen!«
    Ihre scharfsinnige Bemerkung brachte mich durcheinander. Dabei hätte ich von vornherein auf so etwas gefasst sein müssen. Um sie jetzt noch für mich zu gewinnen, half offenbar nur noch eines: an ihr Pflichtgefühl zu appellieren.
    »Jeanne von Navarra ist schwer krank«, sagte ich eindringlich. »Wenn sie stirbt, wird ihr Sohn der protestantische König eines protestantischen Reichs sein. Die Hugenotten werden ihn als ihren Führer ansehen. Ich werde nicht zulassen, dass er Frankreich ins Chaos stürzt. Er muss auf unsere Seite gezogen werden. Und wer ist besser dazu geeignet als du?«
    »So einfach ist das also«, entgegnete sie schnippisch. »Das alles geschieht, weil Ihr es wollt? Ich frage mich nur, was passieren wird, wenn Jeanne Eure Absicht durchschaut. Erfreut wird sie wohl nicht gerade sein. Und Navarra wird vielleicht auch noch ein Wörtchen mitzureden haben, zumal von ihm verlangt wird, dass er seinem Glauben abschwört.«
    »Was kann er denn schon vom Glauben wissen? Er war ja noch ein Kind, als Jeanne damit anfing, ihm die Ohren mit diesem hugenottischen Unsinn vollzustopfen. Wenn alles vorbei ist, wird er begreifen, dass eine Predigt so gut wie die andere ist.«
    Sie stieß ein spöttisches Lachen aus. »Das könnt Ihr doch nicht im Ernst glauben! Ihr wisst, dass Jeanne sich mit Leib und Seele ihrem Glauben verschrieben und ihren Sohn gelehrt hat, es ebenso zu halten. Wie ist es möglich, dass Ihr nach all den Jahren des Krieges immer noch nicht begriffen habt, dass den Hugenotten ihre Art, ihren Glauben auszuüben, genauso wichtig ist wie uns die unsere?«
    »Wir beten zu demselben Gott!«, blaffte ich, schmerzlich von ihrer Geistesschärfe getroffen. Dieses Gespräch verlief ganz und gar nicht so wie beabsichtigt. Wann hatte meine Tochter jemals Doktrinen eine derart große Aufmerksamkeit gewidmet? Sie war eine pflichtbewusste Katholikin, das ja, aber ich hatte immer angenommen, sie betrachte die Religion ähnlich wie ich: als eine notwendige Einrichtung, der wir uns beugen mussten, weil die Alternative dazu das Chaos war.
    »Du bist eine Prinzessin des Hauses Valois«, sagte ich, nun wieder etwas ruhiger. »Als seine Königin kannst du Navarra und seinen Glauben an uns binden. Das ist deine Pflicht und ein geringer Preis für eine friedliche Zukunft.«
    Ihre Miene wirkte nun weniger entschlossen. Hatte ich endlich an ihren Stolz gerührt? Navarra mochte vielleicht nicht der Mann ihrer Träume sein, aber wie konnte sie sich dagegen wehren, einen entscheidenden Beitrag zu unserem Wohlergehen zu leisten?
    Wir sahen

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