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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Unterschied. Begnadigung ist Begnadigung. Ich werde mein Wort, das ich als König gegeben habe, nicht brechen. Ich habe ihn eingeladen, weil das meine Hochzeit ist und er wissen soll, dass wir ihm nichts Böses wollen.«
    Mir klappte vor Überraschung der Mund auf. Fürs Erste wusste ich nichts mehr zu sagen. Es war so wie damals in Blois: Wann immer Coligny auftauchte, verwandelte sich mein Sohn in einen anderen Menschen. In ihm erkannte ich meine eigene Schwäche, die vertrauensselige Person, die ich einst gewesen war. Ich wusste sehr wohl um Colignys Ausstrahlung, wusste, wie sehr er andere überzeugen konnte, schließlich hatte ich selbst seine Macht gespürt und spürte sie immer noch. Nur wusste ich es jetzt besser.
    »Hat er dir geschrieben?«, fragte ich.
    Charles starrte mich überrascht an, gewann aber schnell seine Fassung zurück. »Natürlich hat er mir geschrieben!«, blaffte er. »Ja, und? Ich habe ihm geantwortet. Ich habe den auf seinen Kopf ausgesetzten Preis aufgehoben und ihm versichert, dass er unter meinem Schutz steht. Der Krieg ist vorbei. Ich will Frieden, und ich werde ihn bekommen.«
    »Wenn du Frieden willst, musst du Coligny wegschicken. Deine Braut ist eine katholische Prinzessin, die Cousine von Philipp von Spanien. Sie kann ihn unmöglich empfangen.«
    Charles stampfte mit dem Fuß auf. »Sie wird ihn empfangen, wenn ich das anordne.« Hastig kroch der Page aus seiner Reichweite. »Ich habe diese Feindschaft zwischen den Religionen satt. Coligny ist von höchstem französischem Adel. Er verdient es, am Hof zu verkehren. Jetzt ist der richtige Moment, dauerhaften Frieden mit ihm zu schließen.« Er musterte mich aus halb zusammengekniffenen Augen, die mich an seinen Vater erinnerten. »Ihr habt mir gesagt, dass ich die Hochzeit mit Navarra für mich behalten soll, und ich habe Euch zugestimmt. Habt Ihr es Euch etwa anders überlegt? Ist es Euch lieber, wenn wir uns auch weiterhin gegenseitig umbringen?«
    »Natürlich nicht!« Vergeblich bemühte ich mich, mir die Verärgerung nicht anhören zu lassen. »Aber du weißt auch, dass Coligny Krieg gegen uns geführt hat. Er hat jeden Kompromiss verweigert, bis ihm keine andere Wahl mehr blieb.«
    »Gegen mich hat er keinen Krieg geführt. Ich habe keine Vereinbarungen mit Spanien getroffen.«
    Ich widerstand dem Drang, ihn am Kragen zu packen und zu schütteln, bis er Vernunft annahm. Ich hatte keine Macht mehr über ihn. Mit seinen zwanzig Jahren war er jetzt unser König und hatte die Befehlsgewalt. Ich hatte ihn so lange wie nur möglich in meiner Obhut behalten. Jetzt erkannte ich, dass ich damit unabsichtlich diese Feindseligkeit in ihm gesät hatte.
    Ich nahm einen weicheren Ton an. » Mon fils , ich teile deine Gefühle, aber dies ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort. Du musst ihn um seines Schutzes willen wegschicken. Die Guises sind hier. Du setzt sein Leben aufs Spiel.«
    »Wenn ihm einer der Guises oder sonst jemand auch nur ein Härchen krümmt, bekommt er es mit mir persönlich zu tun.« Er entriss dem immer noch kauernden Pagen sein Barett. »Coligny bleibt. Mehr noch, ich werde ihn im Kronrat wiedereinsetzen. Er kann mir als hugenottischer Berater dienen, wie er es ja auch schon vor diesem verdammten Krieg getan hat.«
    Damit stolzierte er an mir vorbei zur Tür. »Ich sehe Euch im Thronsaal.«

    Gleich nach dem Festmahl verschwand Charles wieder und überließ es Isabell und mir, die Vorbereitung der Hochzeitsfeier zu überwachen. Als Grund dafür gab ich an, er wolle sich umziehen, weil er Festkleidung verabscheue. Mit Isabell auf dem Podest zurückgelassen, beobachtete ich Margot, wie sie, die Wangen vom Wein gerötet, von allen möglichen Herren umschwärmt wurde. Den jungen Guise, der mit Henri zusammensaß, schien sie vergessen zu haben. Falls er seinerseits ein Auge auf sie geworfen hatte, verstand er es trefflich, das zu verbergen. Er saß lächelnd da und nickte, während Henri ihm ins Ohr flüsterte und eine Metze von Hofdame, die nur auf eine Gelegenheit lauerte, sich einzuschmeicheln, ihnen Wein nachschenkte. Guise schien tatsächlich nur Augen und Ohren für Henri zu haben und gar nicht zu merken, dass er aufmerksam von dem stattlichen Spanier Antonio de Guast beobachtet wurde, der im Krieg unter Henris Kommando gedient hatte und jetzt sein Leibwächter war.
    Doch mich ließ der finstere Blick des Spaniers stutzen. Denselben Ausdruck hatte ich zahllose Male bei den Damen am Hof bemerkt, wenn sie

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