Die florentinische Prinzessin
auf die Schulter. »Ich habe Eure alten Gemächer für Euch herrichten lassen. Dort könnt Ihr Euren Glauben frei ausüben und Eure hugenottischen Freunde empfangen.«
»Eure Majestät ist äußerst großzügig.« Coligny neigte das Haupt.
»Schön. Und morgen früh gehen wir gemeinsam auf die Jagd.«
Charles machte schon Anstalten, Isabell zu folgen, doch ich hielt ihn zurück. »Lasst mich Euch begleiten.« Und an Coligny gewandt, sagte ich: »Wir sollten noch ausführlicher miteinander sprechen, Seigneur. Vielleicht morgen nach der Jagd?«
Seine Antwort war unergründlich. »Wenn Ihr das wünscht.«
Dann schritt ich an Charles’ Seite vorbei an all den Höflingen zur Treppe. Nachdem ich ihn zu Isabells Gemächern geleitet hatte, kehrte ich in meine eigenen zurück.
»Ist das wahr?«, bedrängte mich Lucrezia. »Ist er wieder da?«
»Ja«, erwiderte ich knapp, ehe ich mich in mein Gemach zurückzog und die Tür schloss. Im flackernden Licht einer Kerze stemmte ich die lose Diele unter meinem Bett auf und holte Cosimos Schachtel heraus.
Ich öffnete sie nicht.
Doch der Gedanke daran ließ mich nicht mehr los.
Am nächsten Nachmittag bezog ich an meinem großen Pult in meinen Gemächern Stellung und wartete. In diesem Pult befanden sich mehrere raffiniert verborgene Hebel, mit deren Hilfe ich Geheimfächer öffnen konnte, in denen ich wichtige Dokumente aufbewahrte. Auf der Tischplatte selbst ruhten eine Mappe und das königliche Siegel, das Symbol meiner Macht.
Coligny kam in seinem schmucklosen schwarzen Wams, das, seiner hageren Gestalt entsprechend, eng geschnitten war. Er hatte seine Figur von früher behalten, und sein Anblick verschlug mir den Atem. Wir hatten uns seit Blois nicht mehr gesehen.
Er brach das Schweigen. »Ich weiß, dass du mir böse bist.«
Ich blickte ihn kühl an. »Machst du mir etwa Vorwürfe?«
»Nein. Du hast nichts zu befürchten. Ich würde nicht noch einmal in einen Krieg ziehen. Selbst dann nicht, wenn ich könnte. Niemand sehnt sich mehr nach Frieden als ich.«
»Etwas Ähnliches habe ich schon einmal gehört.« Ich fixierte ihn. »Und doch ziehst du es immer noch vor, mir das Schlimmste zuzutrauen. Warum sollte ich glauben, dass sich irgendetwas geändert hat?«
»Das erwarte ich gar nicht von dir. Ich bitte dich nur darum, mich meinen guten Willen beweisen zu lassen.«
»Dich deinen guten Willen beweisen zu lassen? Dazu habe ich dir mehr als eine Gelegenheit gegeben, wenn ich mich richtig erinnere, aber damals hast du das nicht für nötig gehalten. Wäre ich nicht so geduldig, wärst du längst ein gejagter Mann.«
Ein Funke glomm in seinen Augen auf. Ich hatte ganz vergessen, wie gut er sich zu beherrschen wusste, wie wenig er von sich preisgab. Nun erst, da er vor mir stand, dämmerte mir, mit welcher Meisterschaft er seine Gefühle schon immer kontrolliert hatte. Bei ihm spielte sich alles unter der Oberfläche ab. Alles, wirklich alles, blieb verborgen.
Ich beugte mich vor. »Ich habe dich einmal begnadigt. Das kann ich wieder tun. Anders, als du vielleicht denkst, hege ich keinerlei Wunsch, deinen Glauben zu verfolgen. Den hatte ich noch nie. Im Gegenteil, ich hoffe, bald eine Hochzeit zwischen einem Hugenotten und einer Katholikin einzufädeln. Was sagst du dazu?«
»Meine Konfession hat sich noch nie gegen Verbindungen gestellt. Deine dagegen, glaube ich, sehr wohl.«
»Das ist richtig, aber hierbei handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Hochzeit. Ich möchte Margot mit dem Prinzen von Navarra verheiraten.«
Für ein weniger aufmerksames Auge hätte er ungerührt gewirkt. Dennoch bemerkte ich, wie er sich geringfügig anspannte. »Ich verstehe nicht, was mich an dieser Angelegenheit berühren sollte.«
»Das will ich dir gern sagen. Du hast doch Einfluss auf Jeanne von Navarra, nicht wahr?« Ich wartete. »Und wie du sagst, möchtest du deinen guten Willen beweisen. Nun gut: Ich möchte, dass auch du diesen Brief, in dem sie gebeten wird, mit dem Prinzen an den Hof zu kommen, unterschreibst. Das wird ihr deine Überzeugung vermitteln, dass die Feindschaft zwischen unseren Religionen beigelegt werden kann und dass du meine Heiratspläne unterstützt.«
Diesmal sah ich es seinen Augen an. Endlich verriet sich das unter der undurchdringlichen Fassade lauernde Misstrauen. »Ich fürchte, Ihre Hoheit, die Königin von Navarra, ist seit einiger Zeit krank. Das Reisen wird ihr schwerfallen.«
»Für eine Reise nach La Rochelle war sie nicht zu
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