Die florentinische Prinzessin
um euer Schicksal zu erfüllen .
Dann setzte ich mich und schrieb meine Anweisungen.
Zwei Tage später traf Henri in seiner verschmutzten Jagdausstattung ein.
»Es ist geschehen.« Er streifte seine Handschuhe ab. »Ich habe ihn zu einer Lichtung gebracht, wo wir am Vortag einen Hirsch gesehen hatten. Nachdem ich meinen Männern befohlen hatte, das Tier zu umzingeln, und mit ihm allein war, habe ich zu ihm gesagt: ›Flieh. Sonst beschließt am Ende noch einer von uns, dich umzubringen.‹«
Er stolzierte zu meiner Anrichte, um sich einen Kelch Wein einzuschenken, den er in einem Zug hinunterkippte. »Inzwischen ist er bestimmt schon auf halbem Weg zu seinem Reich.« Er stellte den Kelch ab und wirbelte zu mir herum. »Wenn Ihr wolltet, dass er frei abzieht, warum habt Ihr ihn dann nicht einfach zusammen mit Margot weggeschickt?«
»Es musste nach einer Flucht aussehen. Die Katholiken, Guise – das ist das Einzige, was sie akzeptieren würden.«
»Sicher, aber jetzt bin ich der Dummkopf, der ihn entkommen ließ.« Henri starrte mich an. »Warum habt Ihr das getan? «
Ich erhob die Augen. Wie gut mich mein Sohn doch kannte! Wie keines meiner Kinder konnte er in meine Seele schauen. Ich kämpfte den Drang zurück, ihm alles anzuvertrauen. Ich hatte keine andere Wahl gehabt, als ihn zu täuschen. Charles lag nach wie vor mit Fieber im Bett, auch wenn die Krämpfe langsam nachließen. Paré hielt es für möglich, dass er vielleicht doch noch überlebte, und forschte verzweifelt nach einem Gegengift. Cosimo war tot; Margot stand in ihren Gemächern unter Hausarrest. Ich musste die Wahrheit begraben! Henri durfte nie erfahren, was Margot getan hatte. Er musste unwissend und frei von aller Schuld bleiben. Und obwohl ich Margot so entsetzlich böse war, dass ich ihr kaum ins Gesicht sehen konnte, war sie immer noch Navarras Frau. Sie musste geschützt werden. Wenn irgendjemand anders beschuldigt wurde, Charles vergiftet zu haben, dann konnte es meinetwegen ich sein.
»Das Einzige, was du zu wissen brauchst«, sagte ich vorsichtig, »ist, dass du Frankreich verlassen musst.«
Er erbleichte. »Ihr … Ihr wollt, dass ich gehe? Warum?«
»Weil Birago mir berichtet hat, dass viele von den Hugenotten, die nach dem Massaker Richtung Genf geflohen sind, planen, zurückzukehren und gegen uns zu Felde zu ziehen. Neben mir und Guise geben sie dir die Schuld an dem Gemetzel. Ich will dich keinen Gefahren aussetzen. Ich werde deiner Tante Marguerite in Savoyen schreiben. Sie wird entzückt sein, dich aufzunehmen. Mir geht es dabei nicht allein nur um dein Wohlergehen, auch Hercule möchte ich wegschicken, sobald mir Elizabeth Tudor ihr Einverständnis gibt, sein Werben zu erhören.«
Henri schnitt eine Grimasse. »Das wird ein Anblick sein! Unser Hercule, wie er mit Elizabeth Tudor herumschäkert!« Er musterte mich unverwandt. »Das kommt alles sehr plötzlich. Erst muss ich Navarra in Vincennes einsperren, dann befehlt Ihr mir, sein Leben zu bedrohen, um ihn zur Flucht zu zwingen, und jetzt höre ich, dass Charles schwer krank ist.« Seine Augen funkelten. »Warum wollt Ihr mich wegschicken, wenn ich womöglich bald König bin?«
Ich stellte mich seinem Blick. »Ja, Charles ist krank, aber er kann noch viele Jahre am Leben bleiben. Du musst auf mich hören. Du musst von hier weg und warten, bis ich dich hole. Ich flehe dich an!« Meine Stimme überschlug sich. »Du … du kannst nicht bleiben. Sonst riskierst du dein Leben.«
Seine Augen verengten sich. »Mein Leben? Wie denn? Und sagt mir nicht wieder, dass es diese verdammten Hugenotten sind.«
»Nein, nicht die Hugenotten.« Ich senkte den Blick. »Es ist dein Bruder. Charles hat mehr als nur ein Fieber. Paré meint, dass er unter einer Art Geistesgestörtheit leidet und sich einbildet, die Toten würden ihn wegen unserer Taten verfolgen.«
»Dann lasst mich mit ihm sprechen. Er ist mein Bruder. Er muss wissen, dass ich nicht in der Lage bin, Guise aufzuhalten, wenn er mit seinen mehreren tausend auf ein Blutbad versessenen Katholiken anrückt.«
»Nein, im Moment hat es keinen Sinn, ihm gut zuzureden. Er ist nicht er selbst. Er droht, dich an Hercules Stelle nach England zu schicken. Aber lieber sterbe ich, als dich auf dieser Insel von Häretikern zu sehen. Elizabeth hat ihre Häfen für unsere hugenottischen Flüchtlinge geöffnet. In ihrem Reich wimmelt es von ihnen. Und sie hassen uns. Jeder von ihnen könnte dir etwas antun.«
Sehr zu meiner Erleichterung
Weitere Kostenlose Bücher