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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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ließ.
    »Eure Majestät«, fuhr Guise fort. »Navarra hält Euch zum Narren. Er wird Euren Bedingungen nie zustimmen. Wenn er Euren Thron einnimmt, wird er die Ketzerei unter uns allen entfesseln.«
    Als Henri schließlich antwortete, war seine Stimmme eisig. »Ihr dürftet besser wissen als die meisten anderen, wie leicht es ist, gefälschte Beweise vorzulegen, wenn es keine gibt. Wenn Eure Behauptung zutrifft, warum höre ich dann jetzt zum ersten Mal davon?«
    »Ich habe die Nachricht selbst erst vor wenigen Tagen von einer zuverlässigen Quelle erhalten.« Guises Ruhe flößte mir Angst ein. Im Gegensatz zu le Balafré hatte er gelernt, sich zu beherrschen. »Ich bin unverzüglich hierhergekommen, um Euch zu warnen, aber es ist ein langer Ritt von meinen Ländereien in Joinville nach Paris. Doch lest selbst, wenn Ihr immer noch Zweifel habt.« Er legte das Bündel auf das Podest. »Ihr werdet sehen, dass kein Frieden möglich ist, solange Navarra lebt. Er bedroht unseren Glauben und die Stabilität der …«
    Henri gebot ihm mit erhobenem Finger Schweigen. »Ihr solltet Euch davor hüten, noch mehr zu sagen, sonst geht Ihr noch zu weit. Ihr habt Glück, dass Ihr nicht wegen Eurer früheren Taten verhaftet worden seid.«
    Ich sah, wie Guise den Unterkiefer vorschob. »Ihr denkt falsch über mich. Ich bin Euer ergebener Untertan. Aber jetzt ist es Zeit für Taten, nicht für Worte. Wir müssen zu Ende bringen, was wir begonnen haben.«
    »Und Ihr«, entgegnete Henri, »klingt von Tag zu Tag mehr wie Euer Vater. Von heute an solltet Ihr aber besser leise auftreten. Ich werde nicht dulden, dass ein Guise mein Reich regiert. «
    In dem Schweigen, das sich daraufhin ausbreitete, dröhnte mir der eigene nervöse Atem in den Ohren.
    »Ich strebe nicht nach der Herrschaft über Frankreich«, sagte Guise sanft. »Ich strebe danach, es zu retten.«
    Henri wedelte wegwerfend mit der Hand. »Ich werde diese Briefe lesen. Bis dahin befehle ich Euch, zu Euren Ländereien zurückzukehren und dort zu bleiben. Bisher war ich geduldig mit Euch, aber auch meine Geduld hat ihre Grenzen.«
    Guise machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Saal mit klirrenden Sporen. Als Henri das Paket an sich nahm und sich in ein Vorzimmer zurückzog, zischte ich Margot ins Ohr: »Folge mir.«
    Kaum waren wir in das Vorzimmer getreten, fuhr Henri zu Margot herum. »Ist das wahr? Hat dein Gemahl ein falsches Spiel mit mir gespielt?«
    »Woher soll ich das wissen?« Sie glättete eine Falte an ihrem Ärmel. »Ich bin ja im Moment nicht bei ihm, oder?«
    »Wie konnte Guise dann an das hier herankommen?« Er hielt ihr das Paket entgegen. »Wie ist es möglich, dass er etwas weiß, wovon ich keine Ahnung habe?« Er hielt inne. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Das warst du, nicht wahr? Du wusstest, dass Navarra diese Städte einnehmen würde, hast uns aber kein Wort davon gesagt. Nein, stattdessen hast du es deinem Liebhaber verraten.«
    Sie wölbte die Augenbrauen. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde dir helfen, nachdem du zugelassen hast, dass sie mir Guise wegnehmen?«
    Er starrte sie an. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte ich, er würde sie schlagen, doch dann schleuderte er ihr nur das Paket vor die Füße. »Weil du meine Schwester bist«, stieß er mit vor Wut bebender Stimme hervor, »werde ich dich nicht bestrafen, wie du es verdienst. Aber ich verbanne dich auf der Stelle von meinem Hof. Nicht einen Tag länger wirst du in Paris bleiben, noch heute wirst du nach Navarra zurückkehren. « Er blickte mich an. »Setzt das durch.«
    Damit ließ er uns stehen. Ich starrte Margot aus zusammengekniffenen Augen an. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, ich könnte sie wirklich hassen. »Hast du zusammen mit Guise gegen uns intrigiert?«
    Sie klopfte mit der Fußspitze auf das Paket. »Lest das selbst. Die Briefe sind von mir.«
    »Gott im Himmel«, flüsterte ich, »warum?«
    Sie lächelte. »Hercule ist tot. Mir ist gleichgültig, wer erbt. Hauptsache, wir gehen zugrunde.«
    Ich wich zurück – vor ihr, vor der berechnenden Bosheit in ihren Augen. Wieder klang mir Cosimos Prophezeiung in den Ohren, die mich verfolgte, seit er sie ausgesprochen hatte: Aber der unfruchtbare Samen, der Eure Familie ist – das alles ist verdammt .
    Und als könnte auch sie diese Worte hören, reckte Margot triumphierend das Kinn vor.
    Der Januar brach wie ein Mahlstrom aus Wind und Schnee über uns herein. In Wolle und Pelze gehüllt, stand ich

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