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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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entsetzt. Ach ja, er verbarg das gut. Er sagte all die richtigen Sachen, dass er geehrt, aber meiner Liebe nicht wert sei, aber ich sah den Abscheu in seinen Augen. Den konnte er nicht beherrschen. Ich hätte ihn in mein Bett befehlen und auf den Knien nehmen können wie einen Hund, aber mir war klar: Wenn ich nicht sein Prinz gewesen wäre, hätte er mich getötet. Und erst in diesem Moment begriff ich, dass er meiner tatsächlich nicht wert war. Er nahm sich etwas, das für mich sehr wertvoll, ja, heilig war. Und mit einem einzigen Blick machte er es zu etwas Schändlichem. Da schwor ich mir, dass ich nie wieder lieben, mich nie wieder der Missachtung eines anderen ausliefern würde.«
    Er fasste sich an die Kehle, als spürte er dort immer noch den Schmerz. »Und das ist mir auch nie wieder passiert. Keiner von den anderen, nicht einmal mein armer Guast, hat je wieder die gleiche Leidenschaft in mir wecken können, die ich für ihn empfunden habe.«
    Er war auf mich zugetreten und schmiegte sich an mich. Mit immer noch der gleichen leisen, vertraulichen Stimme sagte er: »Ich bin damit fertig. Ich will, dass Ihr einen Weg findet, ihn zu beseitigen. Und findet ihn bald, bevor ich einen finde.«
    Er griff unter sein Wams und zog einen nicht versiegelten Brief hervor. »Von Navarra: Er ist zu einem Treffen bereit, vorausgesetzt, Ihr reist zu ihm. Er hat jeden Eurer Briefe erhalten und sagt, dass er Krieg ebenso wenig will wie wir. Sagt ihm, dass ich ihn zu meinem Erben bestimmen und ihm Guises Kopf schicken werde, wenn er konvertiert.«
    Ich wollte ihn umarmen, doch bevor ich ihn berühren konnte, wich er zurück und ging hinaus.

    Mitte Dezember erreichte ich die Zitadelle St. Brice im hugenottischen Territorium Cognac. Bei eisigem Wind war ich durch eine gefrorene Landschaft von mit Eiszapfen geschmückten Baumskeletten und endlosen Schneeverwehungen geritten, doch Navarra empfing mich mit nicht viel mehr als seinem üblichen Wollwams bekleidet. Nur war jetzt ein schwarzes Barett mit einer kecken weißen Feder hinzugekommen. Dieser Anblick verblüffte mich dann doch, bis mir einfiel, dass er in meiner Vision vor so vielen Jahren dieselbe Kopfbedeckung getragen hatte.
    Er lächelte über meinen prüfenden Blick. »Damit meine Feinde mich in der Schlacht besser ausmachen können«, scherzte er und beugte sich mit warmem Atem über mich, um mich auf die Lippen zu küssen. Nachdem mir die Kälte bis in die Knochen gefahren war, verströmte er eine Hitze wie ein Ofen.
    Er löste sich wieder von mir. »Tante Cathérine, bis vorhin war mir nicht bewusst, wie sehr ich Euch vermisst habe.«
    Ich gestattete mir ein Lächeln. »Wie ich sehe, habt Ihr Euch kein bisschen geändert, Majestät.«
    »Ach, das würde ich nicht sagen.« Er reckte mir das Kinn entgegen. »Seht selbst: Das habe ich Guise und seiner Katholischen Liga zu verdanken. Vor ihren Angriffen gegen mich hatte ich kein einziges weißes Haar im Bart.«
    Er sagte das leichthin, aber ich hörte einen eisernen Unterton heraus. Lächelnd erwiderte ich: »Dann sieht es so aus, als hätten wir viel zu erörtern.« Bei dieser Art von Geplauder ließ ich mich ins Haus führen, wo er mir ein separates Gemach zur Verfügung stellte, damit ich mich vor dem Kamin mit einem Kelch heißen Weines aufwärmen konnte. Danach stürzten wir uns in die Schlacht. Wie mir auf Anhieb aufgefallen war, hatte er inzwischen diplomatisches Geschick erworben. Keines meiner Angebote konnte ihn dazu bewegen, auch nur einen Zoll nachzugeben. Er verhielt sich, als wäre ihm vollkommen gleichgültig, ob er am Ende alles verlor.
    Schließlich schlug ich mit der Faust auf den Tisch. »Es reicht! Jetzt sitzen wir seit zwei Stunden da und drehen uns unablässig im Kreis. Ihr wisst, dass ich Guise nicht verhaften kann. Dafür ist er zu mächtig; jeder Katholik in Frankreich würde sich gegen uns auf seine Seite schlagen.«
    Mit einem eigenartigen halben Lächeln lehnte sich Navarra in seinem Stuhl zurück. »Er ist nur deshalb so mächtig, weil Ihr ihm gestattet, seine Machenschaften nach Belieben weiterzuführen, und ihm so eher noch zusätzliche Autorität verleiht. Was habe ich davon, wenn ich Eurem Ersuchen zustimme, außer einer lebenslangen Blutfehde mit Guise, der eindeutig darauf aus ist, mich zu vernichten?« Er erhob sich, um seinen Kelch nachzufüllen. »Außerdem glaube ich, dass Ihr nichts mehr mit Euch anzufangen wüsstet, wenn Ihr wahren Frieden hättet. Ich dagegen habe diese ewigen

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