Die florentinische Prinzessin
roten Robe und Scheitelkäppchen, seinen feuchten Kalbsaugen, den dicken Lippen und zarten Händen erinnerte Monseigneur mich an meinen verstorbenen päpstlichen Oheim. Zu einem ausschweifenden Luxusleben erzogen, verbarg er hinter seiner eleganten Fassade unersättlichen Ehrgeiz, und fast zog ich ihm noch seinen Bruder vor, den finsteren Balafré, der keinen Hehl machte aus seiner Verachtung für alles, was nicht adelig, französisch und katholisch war.
»Schaut sie Euch an«, flüsterte ich meiner Schwägerin Marguerite zu. »Sie tun so, als ob er ihnen gehörte.«
»Mein Bruder ist dieser Sippe gegenüber mit Blindheit geschlagen«, wisperte sie indigniert. »Sie wissen genau, wie sie mit ihm umgehen müssen. Ihr seid weise, ihnen zu misstrauen. Die Guises wollen sich ganz Frankreich untertan machen, obwohl sie ihr Herzogtum nur haben, weil mein Vater es ihnen geschenkt hat.«
Ihre Worte waren wie ein unheimliches Echo der Warnung ihres verstorbenen Vaters. Ich hob trotzig das Kinn und ließ mir meine Unruhe nicht anmerken, als Henri mit den Guises an seiner Seite vor den versammelten Hof trat.
»Mein Vater, François der Erste, ist von uns gegangen«, erklärte er. »Obgleich ich um ihn trauere, muss ich nun aus eigener Machtvollkommenheit regieren. Ich werde der König eines neuen Zeitalters sein und Frankreichs Glorie wiederherstellen, damit wir in Frieden leben können, geschützt vor unseren Feinden und in der Gnade des einzig wahren Glaubens.«
Begeisterter Applaus brandete auf. Ich wusste nicht, warum mir so unbehaglich zumute war, bis er hinzufügte: »Ihr seht einen Herrscher vor euch, der sicher ist, am rechten Platz zu sein, im Herrschen jedoch noch unerfahren. Daher werde ich meinen Kronrat neu zusammenstellen, angefangen« – er streckte die Hand zum Kardinal aus – »mit Monseigneur als oberstem Ratsherrn und seinem Bruder, Francis le Balafré, Duc de Guise, als meinem persönlichen Ratgeber.«
Diesmal lösten seine Worte betroffenes Schweigen aus.
»Und Konnetabel Montmorency«, fuhr Henri fort, »der meinem Vater so loyal gedient hat, wird einen Ehrensitz im Rat erhalten; sein Neffe, Gaspard de Coligny, wird zum Admiral ernannt und übernimmt die Verteidigung unserer Häfen.«
Die Erwähnung Colignys beruhigte mich ein wenig. Ich hatte ihn seit Jahren nicht gesehen, da er selten an den Hof kam, doch ich hatte ihn stets als Freund betrachtet, den ich vielleicht einmal brauchen würde; sein Oheim, der Konnetabel, war bekannt für seinen Hass auf Diane und die Guises. Vielleicht würde Montmorency sich den Guises entgegenstellen, dachte ich, bis ich das selbstzufriedene Lächeln sah, das um die dicken Lippen des Kardinals spielte. Den Konnetabel in den Rat aufzunehmen, war natürlich seine Idee gewesen, da es weiser war, einen potentiellen Gegner am Hof zu haben, wo man ihn im Auge behalten konnte, anstatt ihn anderswo Unruhe stiften zu lassen.
Henri hatte alle Forderungen der Guises erfüllt.
Und jetzt, wie auf ihr Stichwort hin, erschien sie, glanzvoll in Hermelinärmeln und lila Brokat. An ihrem Mieder funkelte ein gigantischer Saphir. Es durchzuckte mich; die Letzte, die dieses Schmuckstück getragen hatte, war die Duchesse d’Etampes gewesen. Es war Teil der Kronjuwelen, die Königin Eleonore nie angelegt hatte. Indem sie den Schmuck heute trug, erhob Diane einen Anspruch, den keiner, am wenigsten ich, übersehen konnte.
Sie glitt an den tuschelnden Höflingen vorbei zum Podest, mit einer Miene, die an Gleichgültigkeit nicht zu übertreffen war. Als sie vor mir in einem Hofknicks versank, hob sie die Augen, und ich wusste sogleich, dass sie mir eine Warnung zukommen ließ. Eine schreckliche Rache hatte Madame d’Etampes ereilt, und im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin hatte Diane nicht die Absicht, sich mit dem ihr zukommenden Platz zu begnügen.
»Madame de Poitiers«, verkündete Henri, »Sénéchale de Normandie, wird hiermit zur Duchesse de Valentinois ernannt, in Anerkennung der unermüdlichen Dienste, die sie meiner Gemahlin, der Königin, erwies.«
Ich entsann mich der Nächte, als sie an unserem Bett gestanden und unsere Paarung dirigiert hatte, als wären wir ihre Marionetten; nun, da mein Schoß fruchtbar war, nahm sie nicht mehr daran teil, doch selbst das wäre mir lieber gewesen als diese öffentliche Demütigung. Ich wäre auf der Stelle aufgestanden und gegangen, hätte ich nicht Marguerites Hand auf der Schulter gespürt. Und während der Zorn mir den Verstand
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