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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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überschrieben.«
    Er trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. In schwarzen Brokat gekleidet, ihren silbernen Halbmond auf den Ärmeln eingestickt, verkörperte er das Idealbild eines Königs. Sein Bart war voll und weich, gerade so, wie ich ihn mir für unsere Hochzeitsnacht erträumt hatte. Wir brauchten Diane nicht mehr, um uns beim Vollzug unserer ehelichen Pflichten anzuspornen, und ich konnte mir das Gefühl seiner Hände auf mir vorstellen, während ich so dasaß. Ich schob den Gedanken beiseite, beschämt ob meiner Schwäche und meines Verlangens nach einem Akt, den wir nur zum Zwecke des Kinderzeugens genossen.
    »Sie wird Euch Chaumont dafür geben«, sagte er. »Das ist ein fairer Tausch.«
    »Ebenso könnte man eine Bauernkate mit den Pyramiden vergleichen. Ist ihr denn Anet nicht mehr gut genug?«
    Das hätte ich lieber nicht sagen sollen. Anet war ihrer beider Zufluchtsort vor dem Hof und vor mir; seine Stimme wurde hart. »Anet gehört ihr. Sie kann damit machen, was sie will.«
    »Ganz recht, solange sie mir das Gleiche zugesteht.« Ich hielt seinem Blick stand, ohne die Augen niederzuschlagen, zum Zeichen meiner Kampfbereitschaft. »Sagt ihr, ich werde mich nicht von meinem Château trennen, und wenn sie mir den Louvre dafür böte.«
    Er schob das Kinn vor. »Es bestehen Zweifel, ob mein Vater das Château rechtmäßig erworben hat.«
    »Na und? Besitz anstelle von Schulden einzuziehen ist eine bewährte königliche Gepflogenheit.«
    »Nichtsdestotrotz«, sagte er zu meiner Verblüffung, »werde ich ein Tribunal abhalten lassen, um über die Sache zu befinden. « Er marschierte hinaus und schlug die Tür zu, als einziges Zugeständnis an seinen unterdrückten Zorn.
    Das Urteil lautete, François habe widerrechtlich gehandelt. Chenonceau wurde zur Auktion gebracht, von der ich als Königin ausgeschlossen war. Es gab einen Bieter: Für die lachhafte Summe von fünfzigtausend Livres erwarb Diane mein Château samt Liegenschaften und Schlossgraben.
    Um mich für den Verlust zu entschädigen, überschrieb sie mir Chaumont »als Geschenk«. Verdrossen darüber, dass ich mich in diese Machenschaften hatte hineinziehen lassen, bestand ich darauf, für Chaumont zu bezahlen, damit keiner sagen konnte, ich hätte etwas von ihr angenommen. Dann machte ich mich auf, mein neues Château zu besuchen.
    Ohne jeglichen Komfort, umgeben von einem dichten Nadelwald, der die Schlossmauern ewig feucht hielt, lag Chaumonts einziger Reiz in dem Blick über die Loire. Ich brach in Tränen aus, als ich meinen neuen Besitz sah, und ließ mich augenblicklich zurück an den Hof bringen, wo ich in meine Gemächer stürmte und Sachen gegen die Wand warf.
    Ich schwor mir, nie wieder nach Chaumont zurückzukehren. Aber ich kehrte zurück, nach der Geburt meines dritten Kindes, meiner Tochter Claude. Diesmal nahm ich Cosimo Ruggieri mit. Wie benommen wanderte er durch das Schloss, so begeistert von seinem Potential als Observatorium, dass ich ihm die Schlüssel aushändigte. Er verriegelte sein Haus in Paris und zog in Chaumont ein. Was mich betraf, weigerte ich mich, noch irgendetwas damit zu tun zu haben.
    Stolz war ein Luxus, den ich mir damals noch leisten zu können meinte.

12
    Nicht genug damit, dass Diane sich um meinen Sohn kümmerte, sie schwang sich auch noch zur Aufseherin über die königliche Kinderstube auf, sodass sie die Erziehung meiner Kinder unter Kontrolle hatte. Immerhin aber bot ich ihr ein Gegengewicht in Gestalt von Madame und Monsieur d’Humeries, einem adeligen Ehepaar, das viel Erfahrung als Gouvernante und Hauslehrer besaß; auf die Weise behielt ich ein wenig Einfluss darauf, wie meine Kinder erzogen wurden.
    Auf ihre typisch heuchlerische Art bestand Diane darauf, dass wir uns jeden Morgen trafen, um über die Bedürfnisse der Kinder zu konferieren. Einige Monate, nachdem sie mir Chenonceau gestohlen hatte, kam sie an und sagte, sie habe mir etwas äußerst Wichtiges mitzuteilen.
    »Monseigneur le Cardinal und ich haben über die Verehelichung Seiner Hoheit gesprochen«, verkündete sie, während sie die Fingerspitzen über meine Tische gleiten ließ, als wolle sie deren Sauberkeit prüfen.
    »Ach?« Ich blickte von meinem Stickrahmen auf und wünschte, die Erde würde sich auftun und sie verschlingen. »Sind solche Überlegungen nicht ein bisschen verfrüht? François ist noch nicht mal sechs Jahre alt.«
    »Er ist unser Thronerbe. Es ist nie zu früh, sich Gedanken darüber zu machen, wer ihm

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