Die florentinische Prinzessin
benebelte und ich Eisen auf der Zunge schmeckte, hörte ich Papa Clemens säuseln: Die Liebe ist ein trügerisches Gefühl. Du wirst besser ohne sie auskommen. Das haben wir Medici im mer getan.
Obgleich ich die Königin war, lebte ich in einer Welt, die von Diane beherrscht wurde. Wie befürchtet, hatte sie tatsächlich Rache an Madame d’Etampes genommen, indem sie sich ihrer Güter bemächtigte und sie in den Ruin trieb. Von ihren prächtigen neuen Gemächern aus übernahm Diane auch den Haushalt meines Sohnes François, ernannte sich zu seiner offiziellen Gouvernante und wählte seine Dienerschaft aus.
Da dies alles mit Erlaubnis meines Gemahls geschah, kümmerte es keinen, wie ich mich dabei fühlte. Niemand glaubte, dass ich zu irgendetwas anderem taugte als zur königlichen Zuchtstute. Wie so viele Königinnen vor mir musste ich nur der Erwartung genügen, jedes Jahr ein Kind zu gebären und die Untreue meines Gatten ohne Vorwürfe zu dulden.
Kurz und gut, es gab nichts, womit ich ihr hätte beikommen können, außer Mord.
Diese Möglichkeit nagte an mir wie ein Laster, zumal die Schwangerschaft mich misslaunig und grüblerisch machte und mich noch mehr in den Hintergrund drängte. Jedes Mal, wenn ich von einem Festmahl hörte, das sie und Henri abgehalten hatten, oder von einem Jagdausflug, den sie unternahmen, war ich so wütend, dass ich mich kaum beherrschen konnte, mein Gift zu verwenden, um sie ein für alle Mal los zu sein, ungeachtet der Konsequenzen. Seit François’ Tod war noch kein Jahr vergangen, und ich konnte kaum aus meinen Gemächern treten, ohne ihren und Henris verschlungenen Initialen zu begegnen, die auf Wandteppichen und Balken sprossen wie Pilze nach dem Regen. Gott behüte, sagte ich mir, dass Diane je etwas von meinem Eigentum begehrte, denn ich hätte nicht gewusst, wie ich es verteidigen sollte.
Nichts unterstrich diese Tatsache deutlicher als der Zwischenfall mit Chenonceau.
Es war ein paar Monate nach Henris Krönung, im Herbst. Das Wetter war mild, die Felder standen in üppiger Frucht, und die Bäume schimmerten golden. François hatte immer gesagt, die Loire sei im Herbst am herrlichsten, und ich beschloss, mein Château zu besichtigen, bevor der Winter kam. Leider tat ich meine Absicht eines Abends beim Mahle kund, und prompt kam Diane am nächsten Morgen in meine Gemächer gerauscht, strahlend in schwarzem Damast und Nerz, das graumelierte Haar zu einer griechischen Coiffure aufgesteckt, die ihren Entschluss bezeugte, sich in der klassischen Manier der Antike zu stilisieren.
Wenn sie die leichtfüßige Diana war, dann war ich die erdverhaftete Juno, im siebten Monat schwanger, Hände und Füße geschwollen, mit schmerzendem Rücken und alles andere als erfreut, sie zu so früher Stunde zu sehen. Sie neigte kurz den Kopf, um der Schicklichkeit Genüge zu tun. »Wie ich höre, möchte Eure Hoheit an die Loire reisen. Seine Majestät hat mich gebeten, Euch zu begleiten, da sich so manches Unheil ereignen könnte.«
»Das wird nicht nötig sein«, entgegnete ich. »Ich habe den Architekten Philibert de l’Orme gebeten, mir Geleit zu geben und mir bei der Instandsetzung zu helfen, und ich habe mehr als genug Bedienstete, die für meine Sicherheit sorgen.«
»Ah, aber keinen, der Euch so ergeben ist wie ich.« Sie blickte vielsagend auf meinen schwangeren Bauch. Ich hätte sie ohrfeigen können. Es war alles entschieden. Auf ging es an die Loire, mit der Schlange im Schlepptau.
Chenonceaus Schönheit glänzte trotz des Verfalls. Der Park war von Wildschweinen verwüstet, und die Weinberge waren ungepflegt, doch das Château prunkte mit Türmchen und Erkern, die über den Cher hinwegblickten – ein Haus aus Perlmutt und Nebel, wie geschaffen für das Zartgefühl einer Frau.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Auch bei Diane. Sie schwebte durch die leeren Räume, während dieser Kretin de l’Orme (der sehr wohl wusste, wer von uns besser geeignet war, seinen Ruf zu fördern) hinter ihr herschwänzelte und ihre launigen Einfälle getreulich notierte. Ich wurde in einem Sessel in der Halle zurückgelassen, wo ich trübsinnig die charmant schiefen Deckengewölbe betrachtete.
Einige Nächte nach unserer Rückkehr suchte Henri mich auf. Als er mir eröffnete, Diane wolle mein Château haben, starrte ich ihn an, als hätte er mich aufgefordert, zu ihrer Kurzweil nackt durch den Schlosshof zu laufen.
»Aber das Anwesen ist meines«, sagte ich. »Euer Vater hat es mir
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